Sichtlich irritiert hat der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK) die bekanntgewordenen Pläne der Versicherungswirtschaft für eine neue „Bürgerrente“ zur Kenntnis genommen und bemängelt, dass dafür wohl die Riester-Rente geopfert werden soll. Grundlage der BVK-Kritik ist der Vorschlag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), eine neue, staatlich geförderte private Altersvorsorge namens „Bürgerrente“ einzuführen.
„Bürgerrente“ ermöglicht einfache, staatliche Förderung
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hatte mit Verweis auf ein internes GDV-Arbeitspapier berichtet, dass die neue „Bürgerrente“ sehr einfach vom Staat gefördert werden solle. So werde jeder Euro, der in die Bürgerrente eingezahlt wird, mit jeweils 50 Cent gefördert. Außerdem sollen die Einzahlungen steuerfrei sein. Erst bei Leistung werden die Auszahlungen besteuert, wie die SZ weiter schreibt. 80% der eingezahlten Beiträge sollen zudem von den Versicherern garantiert werden. Der GDV sieht die Förderung der „Bürgerrente“ insbesondere als Anreiz für Geringverdiener. Auf AssCompact-Anfrage beim GDV äußerte sich Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen knapp: „Nach 20 Jahren ohne wesentliche Änderungen müssen Verbesserungen anstehen, z. B. eine stark vereinfachte Förderung. Wir arbeiten dazu an Ideen zur Fortentwicklung der geförderten privaten Altersvorsorge und werden diese nach erfolgter interner Abstimmung vorstellen.“
BVK: Zielführender ist eine Riester-Reform
BVK-Chef Michael Heinz wirft dem GDV nun vor, mit der „Bürgerrente“ lediglich ein weiteres Standardprodukt für alle von der Stange anzubieten, welches den individuellen Lebenslagen der Menschen gar nicht entsprechen könne. „Das hatten wir schon 2021 bei den ersten Statements des GDV kritisiert. Zielführender wäre daher stattdessen eine umfassende Reform der seit zwei Jahrzehnten besparten Riester-Rente mit ihren 16 Millionen Rentenanspruchsberechtigten“, fordert Heinz. Der BVK fordert stattdessen, Riester zu entbürokratisieren, zu vereinfachen und den Kreis der Zulageberechtigten deutlich zu erweitern sowie die Beitragsgarantien zu senken. Eine Reform der Riester-Rente hätte auch den Vorteil, dass man kein neues System erst zeitaufwendig einführen müsste, heißt es vom BVK weiter.
Beratungslose Abschlussoption schadet dem Verbraucherschutz
Äußerst bedenklich findet der BVK sogar, dass die Versicherungswirtschaft erneut vorhat, eine beratungslose digitale Abschlussoption für Interessierte anzubieten. Vertrieb ohne Beratung entspreche jedoch weder dem Verbraucherschutzgedanken noch den Interessen der Vermittler, die als Lotsen im Dickicht der Altersvorsorgeprodukte eine wichtige sozialpolitische Aufgabe erfüllen, argumentiert man auf Seiten des BVK. (as)
Bild: © peterschreiber.media – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können