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4. Mai 2022
BaFin: Die größten Risiken für das deutsche Finanzsystem
BaFin: Die größten Risiken für das deutsche Finanzsystem

BaFin: Die größten Risiken für das deutsche Finanzsystem

Unter den Risiken, die das deutsche Finanzsystem bedrohen, erachtet die BaFin den Ukraine-Krieg als besonders vordringlich. Konkrete Auswirkungen seien im Augenblick aber kaum abzuschätzen. Auf der Jahrespressekonferenz äußerte sich der BaFin-Präsident auch zur Transparenz der Finanzaufsicht.

Die BaFin hat sich im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz am 03.05.2022 zu den Risiken geäußert, die ihrer Ansicht nach aktuell das deutsche Finanzsystem bedrohen. Allen voran beschäftige sich die Aufsichtsbehörde im Augenblick mit den Auswirkungen, die der Ukraine-Krieg und die deshalb gegen Russland und Belarus verhängten Sanktionen auf die deutsche Finanzmarktstabilität haben.

Grundsätzlich stabiles deutsches Finanzsystem

BaFin-Präsident Mark Branson bezeichnete das deutsche Finanzsystem zwar als stabil. Der Krieg in der Ukraine, der unermessliches menschliches Leid verursache, rufe laut Branson aber ins Gedächtnis, dass Finanzstabilität kein Selbstläufer sei.

Zweit- und Drittrundeneffekt nicht abschätzbar

Die direkten Auswirkungen des Krieges und der gegen Russland und Belarus verhängten Sanktionen dürften – Stand jetzt – für das deutsche Finanzsystem verkraftbar sein, meint der BaFin-Präsident. Das liege daran, dass die unmittelbaren Verflechtungen des deutschen Finanzsystems mit diesen Ländern und der Ukraine begrenzt seien. Problematisch könnten aber die schwer einschätzbaren Zweit- und Drittrundeneffekte werden.

Fragile wirtschaftliche Situation

„Wir sehen zum Beispiel gerade, wie der Krieg weltweit das Wirtschaftswachstum bremst, wie er Handelsbeziehungen stört, die Preise von Gas, Öl und anderen Rohstoffen in die Höhe treibt und wie er das Problem der Lieferengpässe verschärft, unter denen auch die deutsche Wirtschaft seit Beginn der Covid-19-Pandemie leidet“, so Branson. „Wir sehen auch, wie infolgedessen die Inflation weiter steigt, was Zinsanhebungen immer wahrscheinlicher macht, auch in der Eurozone.“ Die BaFin wisse zudem, dass die militärische, handelspolitische oder energiepolitische Lage jederzeit stark eskalieren könnte, woraufhin es unweigerlich zu Marktturbulenzen käme.

Transparenz weiterhin im Fokus

„Als Finanzaufsicht müssen wir risikoorientiert agieren“, sagte Branson. „Wir müssen versuchen, im Vorhinein zu erkennen, an welchen Stellen und unter welchen Bedingungen das Finanzsystem besonders verwundbar ist.“ Auf diese wichtigsten Risiken richte die BaFin ihren Fokus. Und weil sie ihre Arbeit transparent machen wolle, werde sie ihre Risikoeinschätzung nun jedes Jahr veröffentlichen.

Kein öffentlicher Pranger

Auch die Maßnahmen der BaFin gegen einzelne Institute sollen weiter zeitnah veröffentlicht werden. Branson hatte der BaFin im letzten Jahr einen Transparenzkurs auferlegt und damit begonnen, Sanktionen gegen Unternehmen auf der Website der BaFin veröffentlichen zu lassen (AssCompact berichtete). Damit brach der gebürtige Brite mit den bisherigen Gepflogenheiten der Finanzaufsicht. Laut Branson gehe es dabei aber nicht darum, einzelne Institute an den Pranger zu stellen. Vielmehr sei das Ziel, offen zu kommunizieren, was die Erwartungen der Behörde seien.

Sechs kurzfristige Risiken

Neben den kurzfristigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sieht die BaFin vor allem sechs weitere kurzfristige Risiken. Hierunter fallen das seit Langem niedrige Zinsniveau und das inflationsbedingt steigende Zinsänderungsrisiko, die Risiken auf den Immobilienmärkten, das Risiko signifikanter Bewertungskorrekturen, die Gesundheit von Unternehmenskredite-Portfolien, das Risiko, dass Unternehmen des Finanzsektors Opfer von Cyberangriffen werden, und das Risiko, dass diese Unternehmen zu Geldwäschezwecken missbraucht werden.

Zwei langfristige Risiken

Des Weiteren hat die BaFin auch zwei zu priorisierende Zukunftsrisiken für den Finanzsektor ausgemacht. Dabei handelt es sich um Risiken der Digitalisierung sowie um Nachhaltigkeitsrisiken. (tku)

Der komplette digitale Jahresbericht 2021 ist hier auf der Website der BaFin abrufbar.

Bild: © patpitchaya – stock.adobe.com