Die Europäische Zentralbank (EZB) geht davon aus, dass das EU-Tochterunternehmen der russischen Sberbank vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Die in Österreich ansässige Sberbank Europe AG wiederum hat eigene Tochterunternehmen in anderen EU-Staaten. Auch in Deutschland existiert seit 2014 eine Niederlassung. Hierzulande ist die Sberbank Europe AG hauptsächlich mit ihrem Direktbankangebot Sberbank Direct vertreten.
Moratorium verhängt
Als Reaktion auf die Einschätzung der EZB hat die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) ein vorübergehendes Moratorium für die Sberbank Europe AG angeordnet. Die Bank darf unter anderem bis zum 01.03.2022 um 23:59 Uhr keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen. Einleger haben jedoch Zugang zu einem Betrag von maximal 100 Euro pro Tag.
Weitere Maßnahmen werden erarbeitet
Dieses kurze Moratorium dient zum einen der weiteren Prüfung. Zum anderen sollen nun auch weitere erforderliche Schritte eingeleitet werden, um die Finanzmarktstabilität innerhalb der Bankenunion zu stützen.
Bank-run auf Sberbank Europe
Der absehbare Ausfall der Sberbank Europe AG rühre laut EZB daher, dass zahlreiche Einleger in kurzer Frist Abhebungen vorgenommen hätten. Diese Massenabhebungen ließen die Einlagen der Sberbank Europe AG so weit abschmelzen, dass die Bank ihren Verpflichtungen absehbar nicht mehr nachkommen könne.
Rubel-Kurs belastet Kreditinstitute
Die Muttergesellschaft der Sberbank Europe AG ist das größte Finanzinstitut Russlands. Mehrheitseigner ist die russische Zentralbank. Auch die Sberbank selbst leidet massiv unter den Wirtschaftssanktionen, die als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine ausgesprochen wurden. Die Aktie des Kreditinstituts rutschte seit Mitte Februar um ungefähr 70% ab. Ein Grund für diesen Kursrutsch: Der Verfall des Rubels.
Drastische Leitzinserhöhung
Am Morgen des 28.02.2022 war der Rubel auf ein Rekordtief gefallen. 120 Rubel entsprachen einem Euro. Mitte Februar bekam man für einen Euro nur knapp 86 Rubel. Nach Angaben des Deutschlandfunks hat die russische Zentralbank auf den Kurssturz mit einer massiven Erhöhung des Leitzinses reagiert. Demnach steigt der russische Leitzins auf 20%. Gleichzeitig untersagte die Notenbank ausländische Verkäufe von russischen Wertpapieren. Am Morgen blieben die Aktienmärkte in Russland geschlossen. (tku)
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