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9. August 2023
„Mit der Generation Z ändert sich die Mentalität beim Thema Arbeit“

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„Mit der Generation Z ändert sich die Mentalität beim Thema Arbeit“

Mit der Generation Z betreten junge Menschen den Arbeitsmarkt, die andere Werte und Erwartungen haben als vorige Generationen. Damit stellen sie auch Versicherer und Makler vor neue Herausforderungen – aber auch vor neue Chancen und Möglichkeiten. AssCompact hat sich bei einem Generation-Z-Experten erkundigt.

Interview mit Andreas Wollermann, Unternehmer, Berater und Trainer für Versicherer und Finanzdienstleister unter der Wortmarke GENfluenZer®
Herr Wollermann, bei Besetzung neuer Stellen verschiebt sich der Anteil der Bewerber mehr in Richtung der Generation Z. Welche Menschen zählen dazu?

Bei der Generation Z sprechen wir über die kleinste Alterskohorte, die es gegenwärtig in Deutschland gibt. Vereinfacht zählen dazu alle Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Das charakteristische Merkmal dieser Generation ist für mich, dass es sich bei dieser Gruppe um die sogenannten Digital Natives handelt, also Menschen, die, wenn man so will, in das Internet hineingeboren wurden.

Die Einteilung der Gesellschaft in soziologische Gruppierungen ist übliche Praxis. Warum wird das gemacht?

Soziologisch gibt es durchaus Sinn, eine Gesellschaft in Gruppen von Personen – die sogenannten Kohorten – einzuteilen. Im Mittelpunkt der Einteilung stehen diejenigen Lebensjahre, die einen Menschen für sein Leben in besonderer Art und Weise prägen. Und das ist in der Regel zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr der Fall. Man schaut sich an, wie sich diejenigen Ein­flüsse verändern, die in diesem Zeitraum von außen auf Menschen wirken, und wie sie dabei Werte und Überzeugungen beim Menschen verändern.

Struktureller Wandel wie die Digitalisierung, aber auch kurzfristige Schocks wie die Corona-Pandemie prägen Menschen. Was unterscheidet die Generation Z von vorangegangenen Generationen?

Der Unterschied zwischen den Generationen ist das Internet. Klar, jeder Mensch – ob jung, ob alt – nutzt das Internet. Aber die Generation Z ist die erste Generation, die mit dem Internet, seinen Technologien und seiner Benutzung aufwächst. Während in den vorangegangenen Generationen – die Babyboomer sowie die Generationen X und Y – Wissen lediglich dosiert und begrenzt zur Verfügung stand, erlebt die Generation Z eine Explosion des Wissens.

Was meine ich damit? Junge Menschen sind heutzutage live bei TikTok und Instagram aktiv. Zwei Klicks und sie können sich über die Arbeitsbedingungen in einem Entwicklungsland informieren usw. Die Generation Z bekommt alle Informationen und alles Wissen sofort.

Meine Gespräche mit jungen Menschen zeigen, dass es in der Generation Z keine Trennung zwischen der analogen und der digitalen Welt gibt – das Smartphone ist wie eine dritte Hand. Sprache und Perspektiven verändern sich.

Werte prägen Personen und damit auch Karrieren. Welche Werte sind der Generation Z generell wichtig?

Für die Generation Z ist Authentizität zentral. Junge Menschen sind täglich etwa zwischen vier und zehn Stunden online, wodurch sie ein feines Gespür dafür entwickelt haben, ob der Influencer sein Versprechen ehrlich und ernst meint oder ob das Versprechen nicht passt. Dazu kommen Ehrlichkeit und Transparenz. Und ganz wichtig: Nachhaltigkeit. Die jungen Menschen kommen täglich mit diesem Thema in Berührung. Daher hat die Generation Z einen völlig anderen Bezug zu den Themen Umwelt und Klima entwickelt als ihre Vorgängergenerationen, die Nachhaltigkeit – wenn überhaupt – nur aus der Ferne bzw. von vereinzelten Erzählungen kennen.

Die Arbeits- und Berufswelt verändert sich schnell. Worauf achtet die Generation Z mit Blick auf die eigene berufliche Tätigkeit besonders?

Der bewusste Umgang mit Zeit ist für die Generation Z ein wichtiger Faktor. Denn sie haben bei ihrer Elterngeneration gesehen, wie sie sich im Erwerbsleben für ihre Arbeitgeber auf Kosten von Freizeit verschlissen haben. Junge Menschen können mit ihrem Smartphone sehr viele Angelegenheiten just in time erledigen und haben dadurch viel mehr Zeit für sich. Sie fragen sich daher: Warum soll das in der Arbeit nicht auch klappen?

 
Interview mit
Andreas Wollermann