Die Generation Z gilt unter Arbeitgebern eher als bequem, bisweilen unmotiviert. Was ist dran an diesem Ruf bei den Unternehmen?
Die Generation Z wird häufig als sehr anspruchsvoll eingeordnet, etwa bei der Work-Life-Balance, der Vier-Tage-Woche oder bei Workation. Dazu gesellt sich der Vorwurf mangelnder Durchhaltefähigkeit und Zuverlässigkeit.
Generell aber bringt die Generation Z eine neue Mentalität beim Thema Arbeit mit. Früher herrschte hierzulande die Überzeugung vor, dass wir alle leben, um zu arbeiten. Diesen Grundsatz teilen die jungen Menschen nicht mehr. Junge Menschen arbeiten nicht mehr für einen Arbeitgeber und einen ganz bestimmten Unternehmenszweck, sondern für ihre eigenen Ziele bei einem Arbeitgeber, dessen Werte sie teilen und der sie im Idealfall individuell begleitet und fördert. Kurz: Sie arbeiten, um zu leben.
Das klingt nun recht allgemein. Welche konkreten Qualitäten bringt die Generation Z für Arbeitgeber mit?
Die Generation Z bereitet die Unternehmen auf das vor, was auf uns alle zukommen wird: die digitalisierte Welt. Der Point of Sale – gerade auch im Versicherungsbereich – wird in Zukunft im Smartphone liegen. Die jungen Menschen sind gegenwärtig bereits digitaler Kunde oder digitaler Mitarbeiter. Und genau diese Denkweise brauchen Unternehmen, um künftig innovativ sein zu können.
Umgekehrt war es für Unternehmen noch nie so leicht, für Menschen sichtbar zu sein. Junge Menschen sind viel in Social Media aktiv. Ob auf Instagram oder TikTok: Versicherer und Maklerhäuser müssen dort präsent sein und ihre Werte, ihren Purpose authentisch erzählen. Dann sind die Unternehmen für die Generation Z sichtbar, und das färbt positiv ab.
Die Führungskultur eines Betriebes trägt maßgeblich zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Welchen Führungsstil verlangen die jungen Menschen?
Junge Menschen sind es gewohnt, häufiger Feedback zu bekommen. Beispiel Social Media: Jeder Post erhält dort in der Regel innerhalb weniger Minuten das erste Feedback. Diese Erwartungshaltung herrscht auch gegenüber Vorgesetzten bzw. Arbeitgebern. Und schnell sollte das Feedback auch sein. Einfach mal anmerken: „Cooler Job heute, du hast einen guten Tag gehabt.“ Das braucht die Generation Z – Anerkennung in gleicher Art und Weise, wie Social Media dies bei jedem Post und jeder Story in sozialen Medien als das neue Normal entwickelt hat.
Ein wichtiger Punkt ist noch ihre Selbstständigkeit. Junge Menschen sind es gewohnt, ihre Probleme durch das Smartphone selbstständig lösen zu können. Daher sollten die Unternehmen der Generation Z ruhig zutrauen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, ihnen Freiräume zugestehen und sie bei Entscheidungsfindungsprozessen einbeziehen.
Über Andreas Wollermann
Andreas Wollermann ist Unternehmer, Berater und Trainer für Versicherungen und Finanzdienstleister, der sich intensiv mit den Themen der Generation Z beschäftigt und Eltern, Lehrern, Unternehmen zur Seite steht, um ein Verständnis für diese Lebensrealitäten zu entwickeln. Als gelernter Versicherungskaufmann mit Stationen vom Vertriebler bis hin zur Führungskraft in verschiedenen Unternehmen führt er unter der Wortmarke GENfluenZer® auch eigene Studien durch, um die Lebenswirklichkeit der Generation Z einzufangen.
Im Weiteren engagiert er sich als Geschäftsführer des Instituts zur Nachwuchsförderung in der Versicherungswirtschaft (INVW) für eine positive Veränderung in der Versicherungsbranche.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.
Bild: © shintartanya – stock.adobe.com bzw. Andreas Wollermann
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