Interview mit Olaf Bergann vom Versicherungsmakler KVS GmbH
Herr Bergann, Sie sind unter anderem auf den Bereich Dauercamping spezialisiert. Campen Sie in Ihrer Freizeit auch gerne, wenn wir fragen dürfen?
In meiner Freizeit spielt das Thema Campen tatsächlich nur noch eine untergeordnete Rolle. Ich bin eher der Wohnungs-/Appartementurlauber. Es existiert aber der Plan, Skandinavien mit einem Wohnmobil zu bereisen.
Was versteht man denn genau unter Dauercamping?
Beim Dauercamping handelt es sich um Objekte, die über einen längeren Zeitraum (oftmals viele Jahre lang) auf einem Stellplatz verbleiben und in der Regel mehrere Monate im Jahr, unter anderem an Wochenenden, genutzt werden. Auch eine dauerhafte Nutzung als Hauptwohnsitz ist, wenn vom Platzbetreiber erlaubt, möglich. Dauercamper verbringen viel Zeit auf ihrem Platz und statten diesen oftmals mit festen Objektanbauten, Carports, Zäunen usw. aus, um den Komfort zu erhöhen. Beim „klassischen Camping“ hingegen wird der Wohnwagen oder ein Wohnmobil zum Reisen genutzt, um unterschiedliche Urlaubsorte zu besuchen.
Über welchen Versicherungsschutz sollten Dauercamper denn verfügen?
Dauerhaft abgestellte Objekte wie zum Beispiel Wohnwägen, Mobilheime und Tiny Houses sowie deren Inhalt sollten natürlich möglichst gegen alle erdenklichen Risiken abgesichert werden. Analog zur Gebäude- und zur Hausratversicherung sind das also Gefahren wie Feuer, Blitzschlag, Sturm, Hagel, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl, Vandalismus und Elementarschäden wie Überschwemmung, Hochwasser und Schneedruck.
Wenn dann noch Glasbruch, also Objekt- und Mobiliarverglasung, Aufräum- und Abbruchkosten nach einem Totalschaden und der Diebstahl des Objektes mitversichert sind, ist der Versicherungsschutz quasi perfekt.
Und welche Absicherung ist darüber hinaus empfehlenswert?
Wenn noch nicht in einer privaten Haftpflichtversicherung enthalten, ist als weitere Absicherung eine sogenannte Standplatzhaftpflicht mehr als empfehlenswert. Diese leistet analog zur Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht unter anderem bei Personen- und Sachschäden, die durch das Objekt bzw. den Stellplatz verursacht wurden. Die Stellplatzhaftpflicht wird häufig von Campingplatzbetreibern gefordert und ist dann beim Abschluss des Pachtvertrages obligatorisch.
Elementarschäden haben Sie schon angesprochen. Wie sieht es denn mit der Nachfrage bei dem Thema aus?
Die Anzahl an Extremwetterereignissen hat innerhalb der vergangenen Jahre zugenommen, entsprechend gibt es dahingehend auch eine erhöhte Nachfrage und einen steigenden Beratungsbedarf. Viele Camper legen Wert darauf, dass die bereits genannten Risiken, vor allem aber Sturm- und Hagelschäden, mitversichert sind.
Die Absicherung der Gefahren Überschwemmung und Hochwasser ist natürlich besonders für die Standorte ratsam, an denen das Risiko erhöht ist. Schäden durch Sturmfluten oder Sturmhochwasser sind jedoch meistens vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.
Besitzer von Wohnwägen und Co. stecken ja nicht nur viel Zeit, sondern auch teilweise viel Geld in die Ausstattung. Von welchen Summen sprechen wir denn hier und ab welchem Wert „lohnt“ sich die ein oder andere Versicherung?
Wir sprechen hier tatsächlich von Summen, die zum Teil im Bereich eines kleinen Einfamilienhauses liegen. Mobilheime oder Premium Tiny Houses können in der Anschaffung schon mal 150.000 Euro oder mehr kosten. Rechnet man dann noch Anbauten, weitere Nebenbaulichkeiten und Inhalt dazu, ist man schnell bei 200.000 Euro. Da stellt sich die Frage dann auch nicht mehr, ob sich ein Rundumschutz lohnt, weil jeder Schadenfall immense Kosten verursachen kann. Selbst bei älteren Objekten lohnt sich eine Versicherung für ca. 12 Euro pro Monat, da auch hier bereits die wichtigsten Risiken abgesichert sind.
So mancher Dauercamper ist sicherlich auch Hobbyhandwerker und errichtet eigene Anbauten. Wie sieht es hier mit dem Versicherungsschutz aus?
Meiner Erfahrung nach achtet der ambitionierte Dauercamper bei seiner Handwerkertätigkeit überwiegend auf eine korrekte Ausführung oder holt sich kompetente Hilfe in der Nachbarschaft. Generell sind auf dem Stellplatz selbst und nach den Regeln der Technik errichtete, fest mit dem Boden verbundene Baulichkeiten mitversichert. Dazu gehören unter anderem winterfeste Vorzelte, Anbauten, Schutzdächer und auch Schuppen, Terrassen oder Pavillons mit fester Dachung. Dauercamper legen oftmals auch besonderen Wert auf Autarkie und installieren eine Photovoltaikanlage. Diese sollte dann natürlich mitversichert werden.
Lassen Sie uns noch auf den Markt blicken. Wie beurteilen Sie das vorhandene Angebot?
Am Markt hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan, sodass durch eine Dauercampingversicherung so gut wie jedes Objekt ohne festes Fundament optimal abgesichert werden kann. Außerdem kann die Versicherung in der Regel individuell angepasst werden. Die Anzahl der Spezialanbieter hat sich meines Wissens nicht erhöht. Die Prämien sind, von ein paar Ausnahmen abgesehen, ebenfalls stabil geblieben. Die Suche nach einer Dauercampingversicherung für Objekte, die im europäischen Ausland stehen, schränkt die Auswahl der möglichen Versicherer generell ein. Einige Gesellschaften bieten für Dauercamper kein Spezialprodukt an, sondern versichern die Objekte im Rahmen einer Kfz-Versicherung. Hier sollte man dann genauer hinschauen, welche Leistungen überhaupt enthalten sind und ob der Versicherer im Schadenfall auch reguliert.
Bleiben wir beim Thema Schadenregulierung. Wie fällt Ihr Fazit hierzu aus?
Auch im Bereich Dauercamping häufen sich nach einem Extremwetterereignis wie etwa einem Sturm die Schadenmeldungen. Die Schadenregulierung funktioniert, zumindest bei unserem „Partner“, außergewöhnlich gut. Natürlich gibt es auch hier Diskussionen mit Versicherten, wenn ein nicht versicherter Schaden gemeldet wird. Hier sind wir in unterstützender Funktion dann auch als Makler gefragt.
Gab es in Ihrer Beratungspraxis besondere Schadenfälle, an die Sie sich erinnern?
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. In Erinnerung geblieben ist mir zum Beispiel das komplette Abhandenkommen eines Tiny Houses, das vom Stellplatz gestohlen wurde. Die Schäden, die ein Tornado in einem Winterlager angerichtet hatte, haben mir die Leichtbauweise von Wohnwagen vor Augen geführt. Auch die Schadenfotos nach der Explosion einer Gasflasche bleiben haften.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.
Bild: © Olaf Bergann, KVS

- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können