Interview mit Frank Buchholz, Partner bei Hoesch & Partner GmbH Versicherungsmakler
Herr Buchholz, Sie unterstützen seit langen Jahren den Aufbau von finanzieller Allgemeinbildung an vielen Universitäten. Verzweifeln Sie angesichts der hier dokumentierten Wissenslücken nicht manchmal?
Wir wissen ja nicht, wie die Ergebnisse ausgesehen hätten, wenn wir uns nicht so stark engagieren würden. Aber die Wissenslücken unterstreichen natürlich, dass noch ein sehr langer Weg vor uns liegt. Solange an unseren Schulen nicht eine zumindest rudimentäre Basis an finanziellem Alltagswissen gelegt wird, werden wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen.
Wo liegt denn der Schlüssel in der Vermittlung von finanzieller Allgemeinbildung an Universitäten, damit sie ankommt und Erfolge zeigt, und wie groß ist die Skepsis, die Ihnen entgegengebracht wird?
Um mit dem letzten Punkt zu beginnen: Die Skepsis ist schon überschaubar klein, denn unser Engagement basiert inzwischen an allen Universitäten, an denen wir regelmäßig lehren, schon auf einer langen Historie. Zum Teil ist die Veranstaltung integrierter Teil des Lehrplans, was sich als zukunftsweisend und elementar für den Erfolg unserer Bemühungen herausstellt. Um das Auftreten selbst noch einmal von öffentlicher Stelle gespiegelt zu bekommen, hatten wir direkt vor der Pandemie Vertreter des hessischen Finanzministeriums zur Vorlesung nach Darmstadt eingeladen. Das direkte Feedback nach zwei Stunden Präsentation und Diskussion war fast schon euphorisch positiv. Denn auch die Politik hat sehr gut verstanden, dass mündige und finanzkompetente Wählerinnen und Wähler langfristig zufriedener und besser abgesichert sind.
Wer sich für finanzielle Allgemeinbildung einsetzt, wird ja häufig auch kritisch beäugt, ob denn aufgeklärte Kunden von der Beratungspraxis wirklich gewünscht werden. Wie gehen Sie mit solchen Bedenken um?
Leider ist durch den Markteintritt der Strukturvertriebe aus den USA in Europa zu Beginn der 1960er-Jahre die Branche hierzulande stark in Verruf geraten. Auch hier zeigt sich die fehlende Finanzbildung. Kaum einer kann – wie die Ergebnisse der TU Darmstadt ja zeigen – zwischen Ausschließlichkeitsvertretern, Mehrfachagenten und Versicherungsmaklern unterscheiden. Der Makler agiert ja ausschließlich als treuhänderischer Sachwalter der Kundschaft. Und wenn die Kundinnen und Kunden ein gutes Grundverständnis über die verschiedenen Akteure im Markt haben, kommt die Unabhängigkeit der Versicherungsmakler wieder zu ihrer althergebrachten differenzierenden Stärke zurück. Versicherungsmakler profitieren also von einer guten Finanzbildung. Bei Hoesch & Partner haben wir bereits vor Jahren den folgerichtigen Weg eingeschlagen, setzen auf fest angestellte, fair vergütete Mitarbeitende und koppeln die Dienstleistung immer weiter von der Provision ab.
Informationen zur Studie
Die Studie „Finanzielle Alltagskompetenz von Hochschulabsolventen“ wurde vom Fachgebiet Unternehmensfinanzierung der Technischen Universität Darmstadt in einer ersten Runde im November 2022 mit 60 Teilnehmern durchgeführt. In einer zweiten Erhebungsrunde an einer weiteren Universität sollen die Ergebnisse validiert werden.
Artikel und Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 88 f., und in unserem ePaper.
Bild: © adam121 – stock.adobe.com; © Frank Buchholz
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