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13. Mai 2024
Wie es ist, Teil der ATTIKON Gruppe zu werden

Wie es ist, Teil der ATTIKON Gruppe zu werden

Warum entscheiden sich Versicherungsmakler, ihr Unternehmen an die ATTIKON Gruppe zu verkaufen? Was passiert nach dem Verkauf und welche Herausforderungen gibt es? Das hat AssCompact im Interview mit zwei Verkäufern und dem Vorstandschef von ATTIKON erfahren.

Interview mit Volker Sosna, Gründer der ATTIKON Sosna Comp. Versicherungsmakler GmbH, Jurand Honisch, Geschäftsführer der ATTIKON GVG Versicherungs-Vermittlung GmbH, sowie Thomas Michels, Vorstandsvorsitzender der ATTIKON FINANZ AG
Herr Sosna, Ihr Maklerunternehmen hat sich auf den Versicherungsschutz von Hausverwaltungen spezialisiert und ist seit 2022 Teil der ATTIKON Gruppe. Warum haben Sie sich damals zum Verkauf entschieden?

Volker Sosna: Das ist eine sehr persönliche Frage. Die Unternehmen hatte ich über viele Jahre bereits vollständig digitalisiert aufgestellt. Dies hatte es mir ermöglicht, die letzten 15 Jahre die Unternehmen etwa zehn Tage im Monat aus dem Ausland zu leiten. Gleichwohl erschien es mir der richtige Zeitpunkt in meinem Leben, mich einerseits auf andere Projekte fokussieren zu können, wie auch andererseits den Unternehmen weiterhin beratend zur Verfügung zu stehen.

Haben Sie die ATTIKON gefunden oder die ATTIKON Sie?

Volker Sosna: Bereits einige Jahre vor dem Verkauf war man unter anderem vonseiten ATTIKON auf mich zugekommen. Nach einem ersten Austausch mit Dr. Dominik Reinartz, CFO der ATTIKON, haben beide Seiten eine sehr gute Passform wahrgenommen. Obwohl damals ein Verkauf kein Thema für mich war. Aber es war für mich sehr naheliegend, den Ball in Richtung der ATTIKON wieder aufzunehmen, als ich die Verkaufsentscheidung getroffen hatte.

Wie war es bei Ihnen, Herr Honisch?

Jurand Honisch: Mein damaliger Partner und ich sind in den vergangenen Jahren wiederholt angesprochen worden, ob Interesse an einem Verkauf besteht. Schließlich haben wir uns Ende 2022 dazu entschlossen, diesen Schritt zumindest theoretisch mithilfe eines externen Beraters durchzuspielen. In der Folge kam es zum Kontakt mit ATTIKON und das erste Gespräch verlief bereits so positiv, dass uns klar wurde, dass ein Verkauf nur an ATTIKON infrage kommt. Diesen haben wir zum 01.06.2023 realisiert.

Ihr Haus war mal Inhouse-Broker, bietet internationale Konzepte für die Industrie und gehört erst seit Juni 2023 zu ATTIKON. Welche Beweggründe hatten Sie?

Jurand Honisch: Die GVG ist bereits seit Jahrzehnten im deutschen und internationalen Industrieversicherungsmarkt tätig. In der Vergangenheit lag der Fokus fast ausschließlich auf der fachlichen Expertise der handelnden Personen und ihren Kontakten zu den übrigen Marktteilnehmern. Hierauf gründet sich ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil der GVG gegenüber ihren Konkurrenten, da alle Mitarbeiter eine sehr hohe Qualifikation aufweisen und aufgrund ihrer – in den meisten Fällen – ehemaligen Tätigkeit aufseiten eines Versicherungsnehmers über ein ausgeprägtes Verständnis der Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden verfügen.

Gleichwohl haben wir in den letzten Jahren festgestellt, dass es zunehmend Themenfelder gibt, die neben der fachlichen Expertise eine größer werdende Bedeutung erlangen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Digitalisierung, IT-Fähigkeiten und modernere Arbeitskonzepte. Diese Themen können sicherlich im Verbund mit mehreren starken Partnern besser gelöst werden als allein.

Insoweit lag der wesentliche Treiber für die GVG in der Möglichkeit, die Erfahrung und das ausgeprägte Know-how aus der Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft und ihre Anforderungen besser vorzubereiten. Und davon profitieren am Ende maß­geblich unsere Kunden, worauf es schließlich ankommt.

Welche Rolle spielte das Geld?

Volker Sosna: Natürlich eine wichtige – aber nicht die ausschließliche Rolle. Durch unsere sehr hohe Spezialisierung, unseren hohen Digitalisierungsgrad und die Werte in meinen Unternehmen, für welche meine Mitarbeiter und ich im Markt standen, war mir bereits vor dem Verkauf sehr bewusst, dass die Unternehmen für eine Käuferseite sehr interessant sein können.

Für mich sehr wichtig war der mir durch Thomas Michels vermittelte Eindruck, dass ATTIKON die Alleinstellungsmerkmale meiner Unternehmen für Mitarbeiter wie auch Kunden erkannt hatte. Auf der anderen Seite ist ATTIKON noch kein Großkonzern. Damit zeichnete sich für mich das Bild, dass meine Mitarbeiter und ich im Falle ATTIKON die Möglichkeit haben, das Künftige vielleicht etwas mehr als üblich mitgestalten zu können und unsere Expertise in verschiedenen Bereichen mit einbringen zu können.

Wir haben tatsächlich selten die Gelegenheit, mit Verkäufern zu sprechen, mit Käufern ist das leichter. Würden Sie uns aus Ihrer Sicht erklären, wie der Integrationsprozess lief und welche Heraus­forderungen es gab?

Volker Sosna: Ich glaube, jeder, der auf diese Frage mit „perfekt“ oder ähnlich antwortet, würde nicht die Wahrheit sagen. Jeder Change in einem Unternehmen verursacht Veränderungsschmerz – bei allen Stakeholdern. Eine sehr kluge Entscheidung des ATTIKON-Managements wie auch meines Nachfolgers in der Geschäftsführung war aber, zunächst der Organisation wie auch allen anderen nicht zu viel zuzumuten.

Ein Beispiel mag hier sein, dass man erst im aktuellen Jahr 2024 das Thema der EDV-Migration vollziehen wird. Die eine, große Herausforderung für Käufer aus meiner Sicht ist, einerseits die Kontinuität zu wahren, jedoch andererseits das Unternehmen im Sinne der Migration weiterzuentwickeln. Dies gelingt, wie ich finde, recht gut. Nach außen zu erkennen – auch – an der Firmierung: Aus „Sosna Comp.“ wurde „ATTIKON Sosna Comp.“

Die andere große Herausforderung ist das Thema der Kommunikation. Es wird wohl, glaube ich, kein Management und keine Geschäftsführung geben, dem bzw. der zu jedem Zeitpunkt während des Change-Prozesses eine perfekte Kommunikation gelingt. Solange aber die Menschen, die Betroffenen des Change, das Gefühl haben, wertgeschätzt zu werden, und soweit möglich mit großer Offenheit und partnerschaftlich die einzelnen Veränderungsschritte umgesetzt werden, bleibt es eine Erfolgsstory.

Wie haben Ihre Kunden und Mitarbeiter den Zusammenschluss erlebt?

Jurand Honisch: Kurz zusammengefasst sehr professionell und auf der persönlichen Ebene sehr freundlich und kollegial. Allen ist bewusst, dass das Zusammengehen von zwei Unternehmen regelmäßig mit Aufwand und Fragestellungen verbunden ist. Dabei übt die bei ATTIKON be­stehende Routine aufgrund der bereits mehrfach vorgenommenen Integration eine positive Wirkung aus. Die GVG hat keine diesbezügliche Erfahrung.

Welche neuen Möglichkeiten hat Ihnen die Zusammenarbeit eröffnet?

Volker Sosna: Vielleicht ein Beispiel: Vor dem Verkauf boten wir unseren Kunden allmonatlich eine virtuelle Kundenveranstaltung an, in welcher wir unseren Kunden über die Expertise der Referenten, häufig Anwälte oder Richter, praktische Hilfe in ihrem Tagesgeschäft boten – ein echter Mehrwert für die Kunden. Dieses Angebot konnten wir vor dem Verkauf an etwa 500 Hausverwaltungen in NRW adressieren. Aufgrund einer Kooperation der ATTIKON wird dieses Angebot nun seit einigen Monaten bundesweit an etwa 20.000 Hausverwaltungen gemacht.

Ein weiterer Punkt sind natürlich die anderen Spezialisten in der ATTIKON Gruppe. War vor dem Verkauf jede Anfrage zu einer D&O-Versicherung zwangsläufig Chefsache, kann man nun auf die Spezialisten der Gruppe zurückgreifen.

Inwiefern hat sich Ihre Rolle verändert? Wie groß war die Umstellung vom geschäftsführenden Gesellschafter zum angestellten Geschäftsführer?

Jurand Honisch: Eigentlich gar nicht. Für mich stand und steht der Kunde im Fokus und ich empfinde den Eintritt der GVG in die „ATTIKON Welt“ als eine inhaltliche Verbesserung der Dienstleistungsfähigkeiten. Insoweit ist es eine Frage der Professionalität, mit einhergehenden Veränderungen für mich selbst umzugehen. Es ist vereinbart, dass ATTIKON mir den unternehmerischen Freiraum gewährt, den ich benötige, um den Erfolg der GVG fortsetzen zu können.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Geschäftsführern und zur ATTIKON Holding und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Jurand Honisch: Sehr professionell und kollegial. Die handelnden Personen bei ATTIKON haben offenbar bislang eine glückliche Hand darin bewiesen, nicht nur auf Fachlichkeit und Expertise bei der Suche nach potenziellen neuen Partnern zu achten, sondern messen dem menschlichen Faktor gleichfalls ein hohes Maß bei. Die Zusammenarbeit gestaltet sich sehr angenehm. Dieser Umstand trägt sicherlich im Wesentlichen zum Erfolg von ATTIKON bei.

Haben sich Ihre Erwartungen an den Zusammenschluss mit der ATTIKON Gruppe erfüllt?

Volker Sosna: Ich hatte das Projektmanagement für den Verkaufsprozess seinerzeit vollständig über ein professionelles, externes Beraterteam gesteuert. Aber bei aller Professionalität in der Planung und in der Umsetzung des Verkaufs wissen Sie als Verkäufer – übrigens ebenso wie der Käufer – erst nach einer gewissen Zeit, wie gut oder schlecht Ihre Entscheidung in Bezug auf die Wahl des Vertragspartners war. Und dieses hängt am Ende aus meiner Sicht sehr stark von den handelnden Personen ab. Dabei spielt Vertrauen in die Person und in die gesprochenen Worte während der Verkaufsverhandlungen eine große Rolle. Und ich kann sagen, ich bin in keinem Punkt enttäuscht worden.

Jurand Honisch: Wir haben nun neun gemeinsame Monate hinter uns und es wäre angesichts des kurzen Zeitraums sicherlich noch nicht angemessen, ein abschließendes Fazit zu ziehen. Fest steht, dass sich alle darum bemühen, Verständnis für die Eigenheiten des anderen zu entwickeln und dabei das gemeinsame Ziel – unternehmerischen Erfolg – nicht aus den Augen zu verlieren. Zum jetzigen Zeitpunkt haben sich meine Erwartungen erfüllt.

Nachgefragt bei Thomas Michels, Vorstandsvorsitzender der ATTIKON FINANZ AG
Herr Michels, ATTIKON kauft Gewerbe- und Sachmakler und finanziert die Aufkäufe überwiegend mit Eigenkapital. Wie funktioniert dies?

Thomas Michels: Die ATTIKON ist eine Aktiengesellschaft und wir haben in der Vergangenheit Kapitalerhöhungen durchgeführt, um das notwendige Eigenkapital zur Verfügung zu haben. Die Fremdkapitalseite wird mittlerweile ausschließlich durch Macquarie zur Verfügung gestellt, eine strategische Partnerschaft, auf die wir sehr stolz sind.

Wie groß sind Ihre Pläne – auch im Vergleich zu anderen Maklergruppen?

Thomas Michels: Wir sind mit unseren Häusern unter den Top 30 der auf Gewerbe- und Firmenkunden spezialisierten Maklerhäuser angekommen. Top 10 sollte es schon werden, das werden wir in den nächsten fünf Jahren auch schaffen.

Erklären Sie uns kurz, wie die Integration der Maklerunternehmen aussieht?

Thomas Michels: Wenn ein Maklerhaus zu uns in die Gruppe kommt, kümmern wir uns als Erstes um die Mitarbeiter – alle Mitarbeiter bekommen sofort Zugang zur ATTIKON Altersvorsorge und betrieblichen Krankenversicherung. Wir nutzen schnellstmöglich unsere Finanzsysteme und Steuerberater, um einen einheitlichen Gruppenabschluss sicherzustellen. Danach kommen die IT- und Markenintegration an die Reihe, hier stark unter Berücksichtigung der Situation unseres neuen Unternehmens. Mittelfristig nutzen alle Gruppenunternehmen als Maklerverwaltungsprogramm AMS Assfinet.

Bleiben die verkaufenden Maklerunternehmer denn langfristig an Bord?

Thomas Michels: Sehr gerne ja – aber auch hier richten wir uns nach den Bedürfnissen unserer Unternehmer. Wer aus Altersgründen zu uns kommt, bleibt in der Regel noch zwei bis drei Jahre zur Übergabe an die Nachfolger. Wer mit uns seine unternehmerische Zukunft und Weiterentwicklung plant, hat eher langfristige Ziele. Beides kommt in etwa im gleichen Verhältnis vor.

Wie gewährleisten Sie einen einheitlichen Markenauftritt? Tragen die Unternehmen den Namen ATTIKON?

Thomas Michels: Nach dem Kauf tragen die neuen Gesellschaften zunächst den Zusatz „Ein Unternehmen der ATTIKON FINANZ AG“. Nach einer Übergangsphase, die es insbesondere ermöglicht, die Kunden angemessen zu informieren, wird „ATTIKON“ dem Namen der Gesellschaft vorangestellt. Für unsere in der Vergangenheit erworbenen Unternehmen haben wir dies im Januar 2024 nachgezogen. Im Zuge der Anpassungen werden auch die Internetauftritte der Unternehmen sukzessive vereinheitlicht.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2024 und in unserem ePaper.

Bild oben: © Christian Horz – stock.adobe.com; Porträtfotos: © ATTIKON

 
Interview mit
Jurand Honisch
Volker Sosna
Thomas Michels