Interview mit Samira Harkat von FemininFinance, Finalistin beim Jungmakler Award 2024
Du bist Gründerin von FemininFinance. Wie kam es dazu, dass du den Weg in die Maklerschaft eingeschlagen hast?
Meine Beratungsphilosophie basiert auf Wertungsfreiheit. Unser Motto ist „Your money, your choice“, und das wollen wir konsequent durchziehen, was aber nur in echter Unabhängigkeit funktioniert. Deshalb habe ich mich für die Maklerschaft entschieden. Für mich war klar: Ich möchte Menschen auf Augenhöhe begleiten, ohne von Vorgaben eines Arbeitgebers eingeschränkt zu sein.
Dein beruflicher Weg begann ja ganz woanders, richtig? Du hast im technischen Kundensupport gearbeitet.
Genau, ich habe bei der Telekom gearbeitet, während ich Wirtschaftsinformatik studiert habe. Dort war ich im technischen Support tätig, habe Leitungswerte ausgelesen und Kundenanliegen bearbeitet. Das waren meine ersten intensiven Erfahrungen mit Kunden, oft auch in schwierigen Situationen. Doch ich habe schnell gemerkt, dass ich nicht in einer rein technischen Rolle bleiben will. Mir war wichtig, etwas zu tun, wozu ich intrinsisch motiviert bin – etwas, das direkt das Leben meiner Kunden positiv beeinflusst.
Ein wichtiges Thema für dich ist ja die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen, insbesondere Akademikerinnen. Warum diese Zielgruppe?
Akademikerinnen stehen oft vor besonderen Herausforderungen: Sie starten später ins Berufsleben, verdienen dann plötzlich gut, haben aber häufig Studienkredite oder andere finanzielle Verpflichtungen. Gleichzeitig fehlt oft das Wissen, wie man diesen finanziellen Sprung langfristig klug managt. Mein Ziel ist es, diesen Frauen zu helfen, finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit zu erlangen – von Staat und PartnerInnen.
Was unterscheidet die finanzielle Beratung für Akademikerinnen von anderen Zielgruppen?
Akademikerinnen müssen oft schnell erwachsen werden, weil sie nach dem Studium direkt hohe Gehälter beziehen, während andere Berufsgruppen bereits während der Ausbildung finanzielle Grundlagen schaffen. Dazu kommen Themen wie Schuldenabbau, Altersvorsorge oder die erste Immobilie. Ohne einen klaren Finanzplan kann das schnell überfordernd werden. Mein Ansatz ist es, sie hier frühzeitig und ganzheitlich zu begleiten.
Wie unterscheidet sich deine Beratung von anderen?
Mein Ansatz ist systemisch und wertungsfrei. Ich frage meine Kundinnen: „Mit welchen Themen kommst du zu mir?“ Die Antworten und Prioritäten kommen von ihnen selbst. Mein Job ist es, daraus eine Strategie zu entwickeln. Und das mache ich nicht allein: Wir gehen gemeinsam durch mehrere Schleifen, bis die Kundin sicher ist. Am Ende lasse ich sie ihre Strategie „an mich verkaufen“. Erst wenn sie das kann, setzen wir sie um. Das gibt ihnen Sicherheit und Verantwortung über ihre eigenen Entscheidungen.
Du arbeitest mit anderen Beraterinnen zusammen, die selbstständig sind. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit?
Wir sind gleichberechtigte Kooperationspartnerinnen, verbunden durch klare Vereinbarungen. Das hat für alle Seiten Vorteile: keine Hierarchien, keine Personalkosten. Stattdessen bringen wir unterschiedliche Perspektiven und Ideen ein. So entsteht ein echtes Netzwerk, das allen hilft. Jede von uns bringt ihre Expertise ein, und gemeinsam entwickeln wir Lösungen, die für unsere Kundinnen maßgeschneidert sind.
Welche Herausforderungen siehst du in der Branche, speziell bei der Beratung von Frauen?
Ein großes Problem ist, dass Finanzberatung für Frauen oft als Nischenthema angesehen wird. Es wird nicht systematisch genug berücksichtigt, dass Frauen andere Erwerbsbiografien und finanzielle Bedürfnisse haben. Oft gibt es Karriereunterbrechungen, beispielsweise durch Kindererziehung, oder eine Abhängigkeit von PartnerInnen. Mein Ziel ist es, das Bewusstsein in der Branche zu schärfen und Finanzberatung für Frauen zu einem selbstverständlichen Standard zu machen.
Was möchtest du langfristig mit FemininFinance erreichen?
Ich will, dass Finanzberatung für Frauen kein exotisches Thema mehr ist. Es soll genauso normal sein wie jede andere Form der Finanzberatung. Mein übergeordnetes Ziel ist es, dass bei jeder Beratung automatisch die spezifischen Bedürfnisse von Frauen berücksichtigt werden. Dazu gehört es, den gesellschaftlichen Diskurs zu verändern und Finanzbildung zugänglicher zu machen.
Hast du abschließend noch einen Tipp für die nächsten Jungmakler?
Nutzt den gesamten Prozess des Jungmakler Awards! Schon der Bewerbungsbogen selbst ist eine große Chance zur Selbstreflexion. Der Austausch mit anderen TeilnehmerInnen und die Rückmeldungen der Jury bringen einen enorm weiter. Nehmt die Herausforderung ernst, und seht sie als Chance, eure Vision weiterzuentwickeln. Es lohnt sich!
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