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28. August 2024
Wetterextreme: So bleiben Sachversicherer profitabel
Wetterextreme: So bleiben Sachversicherer profitabel

Wetterextreme: So bleiben Sachversicherer profitabel

Die deutschen Versicherer rechnen 2024 mit einer hohen Schadenbilanz durch Naturgefahren. Doch das sei kein statistischer Ausreißer, sondern neue Realität, meint das Beratungsunternehmen Simon-Kucher. Wie schaffen es Sachversicherer, dennoch profitabel zu wirtschaften?

Die jüngsten Schätzungen der Schadenbilanz durch Naturgefahren verheißen nichts Gutes. Denn nach einem schadenreichen ersten Halbjahr rechnen die deutschen Versicherer für das gesamte Jahr 2024 mit Naturgefahrenschäden von mindestens 7 Mrd. Euro. Für die ersten sechs Monate 2024 hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) bereits Naturgefahrenschäden in Höhe von 3,9 Mrd. Euro erfasst. Die meisten Schäden davon, nämlich rund 2,7 Mrd. Euro, entfielen auf die Naturgefahren Überschwemmungen und Starkregen.

„Die Schadenstatistiken der Versicherer belegen es: Die steigenden Kosten für Kfz-Versicherungen, Wohngebäude- und Hausratversicherungen sind keine statistischen Ausreißer. Aufgrund zunehmender Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse handelt es sich vielmehr um langfristige Trends. Versicherer sollten jetzt aktiv werden“, sagt Dirk Schmidt-Gallas, Senior Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher, eine globale Unternehmensberatung mit über 2.000 Mitarbeitern in 30 Ländern weltweit.

Beitragsanpassungen richtig angehen

Doch wie können Versicherer angesichts zunehmender Wetterextreme profitabler werden? Zunächst läge es laut Schmidt-Gallas nahe, an der Beitragsschraube zu drehen, um die Wirtschaftlichkeit der Sparte abzusichern. „Versicherer sollten aber Folgendes beachten: Die Schäden steigen sprunghaft an – und zwar nicht einmalig, sondern wiederkehrend. Bei Beitragsanpassungen heißt es deshalb: Immer wieder grüßt das Murmeltier – natürlich nicht täglich, aber in den betroffenen Sparten künftig mindestens einmal pro Jahr. Die notwendigen Beitragsanpassungen müssen austariert werden mit der Tragfähigkeit beim Kunden“, rät der Experte. Denn die Beiträge könnten nicht unendlich oft erhöht werden. Irgendwann sei das Potenzial ausgeschöpft und das Ceiling erreicht. Beim Pricing komme es daher auf eine clevere Strategie an – um auf der einen Seite den profitabelsten Preis zu treffen und auf der anderen Seite Storno zu vermeiden. „Ein vorsichtiges Vorgehen sei vor allem dann gefragt, wenn wie im Fall der Sparte Wohngebäudeversicherung Beitragsanpassungen zu selten durchgeführt wurden und zu gering ausgefallen seien“, so Schmidt-Gallas.

Innovatives Produktdesign entwickeln

Neben richtig umgesetzten Beitragsanpassungen ist ein innovatives Produktdesign ein Schlüssel dafür, die Profitabilität zu sichern, empfiehlt der Versicherungsexperte weiter. Das richtige Produktdesign könne Versicherern helfen, die verschiedenen Zahlungsbereitschaften der unterschiedlichen Kundengruppen gezielt zu nutzen. „Um mit dieser Strategie erfolgreich zu sein, sollten die Versicherer allerdings bestimmte Faktoren beachten. Dazu gehört ein Omnichannel-Ansatz, genauso wie einfache Entscheidungsoptionen, zum Beispiel in Form von automatischen Anpassungen, individuell anpassbaren Zusatzbausteinen und Selbstbehalten, die unter anderem die unterschiedlichen Risikopräferenzen der Kunden berücksichtigen, oder der smarte Einsatz von Limite. Außerdem kann der Bestand mit cleveren Produktdesigns auf neue, vorteilhafte Produkte umgestellt werden“, erklärt Schmidt-Gallas. 

Auf den Wertverkauf setzen 

„Aus unseren Kundenprojekten wissen wir, dass eine wertorientierte Kundensegmentierung die Combined Ratio verbessern und die Profitabilität erhöhen kann“, sagt Schmidt-Gallas. Versicherer sollten im Rahmen dieser Strategie eine segmentspezifische Kundenansprache und -betreuung einführen. Verkaufstools könnten helfen, die Kunden entsprechend ihrer Zahlungsbereitschaft anzusprechen – und durch umfassendes Value-Selling und Verhandlungsschulungen kann der Vertrieb gezielt unterstützt werden. Und das übergeordnete Ziel sollte dabei stets sein, den Wert des Produkts und nicht den Preis in den Mittelpunkt zu stellen, schließt Simon-Kucher. (as)

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