Interview mit Dr. Svenja Richartz, Vorsitzende der Hanseatischen Versicherungsbörse e.V. (HVB), und Stan Patzschke, Chief Information Officer HVB Services GmbH
Frau Dr. Richartz, Versicherungsbörsen gibt es nur noch wenige. Die Hamburger Versicherungsbörse – mit neuem Namen nun Hanseatische Versicherungsbörse – steht in dieser Tradition. Wer steckt hinter dem Verein?
Dr. Svenja Richartz Hinter dem Verein stehen Marktteilnehmer aus der (See- und Transport-)Versicherungswirtschaft – unsere Mitglieder sind Versicherungsmakler, Assekuradeure, Versicherungsunternehmen, Dispacheure und Sachverstände aus dem Segment der See- und Transportversicherung oder in engem Kontakt mit diesem Segment. Unser ehrenamtlicher Vorstand setzt sich aus den Mitgliedsunternehmen zusammen und spiegelt genau diese Zusammensetzung wider. Die Geschäftsführung obliegt Tim de Bruyne-Ludwig, seines Zeichens auch Geschäftsführer des Vereins Hanseatischer Transportversicherer e. V.
Aktuell greifen Sie die Tradition auf und setzen diese auf einer digitalen Plattform um. Wie kam es zu diesem Schritt?
SR Wir haben uns nach der Neuaufstellung der Versicherungsbörse als Verein mit der Frage auseinandergesetzt, wofür die Börse in der Vergangenheit stand und was sie ausgezeichnet hat. Die Werte und Prozesse, für die die traditionelle Börse stand, haben bis heute nichts an Attraktivität eingebüßt. Lediglich der Punkt „Präsenz auf dem Börsenparkett“ ist aus unterschiedlichsten Gründen heute nicht mehr zeitgemäß. Daher haben wir uns intensiv mit der Frage beschäftigt, wie man die Börse und ihren Mehrwert für alle Marktteilnehmer digital transformieren kann.
Maklerunternehmen schreiben also Risiken aus und suchen sich für komplexe Risiken den passenden Versicherungsschutz. In der Regel teilen sich dann verschiedene Versicherer das Risiko – so in etwa?
SR Vereinfacht dargestellt, kann man sich unser Ökosystem als eine Mischung zwischen Tinder und Ebay vorstellen. Wir „matchen“ Geschäftspartner anhand ihrer Präferenzen und Kompetenzen und optimieren den Ausschreibungsprozess für komplexe und individuelle Risiken, ohne die Marktteilnehmer in starre Anforderungskorsette zu zwingen. Und das sowohl im Alleinzeichnungs- als auch Beteiligungsgeschäft.
Andere Plattformen für das gewerbliche Versicherungsgeschäft können das nicht?
SR Die Neutralität und Tradition der Hanseatischen Versicherungsbörse, der Non-profit-Ansatz und die Mitbestimmung der Mitglieder an der Entwicklung sind in dieser Form einzigartig am Markt. Ein System aus der Branche für die Branche.
Wie finanziert sich die Plattform?
SR Unser Ökosystem hat sich in der Anfangsphase durch eine Anzahl engagierter Mitglieder – unsere Early Birds – finanziert. Im Betrieb finanziert sich unser Ökosystem durch die Lizenzgebühren. Ein „Starter-Lizenzpaket“, bestehend aus drei Named-user-Lizenzen, kostet momentan 1.450 Euro für Versicherungsvermittler und 12.000 Euro für Versicherungsunternehmen. Wir haben uns bewusst gegen ein transaktionsbasiertes Gebührenmodell entschieden. Zudem muss die Hanseatische Versicherungsbörse „nur“ die Betriebskosten im laufenden Betrieb erwirtschaften sowie einen angemessenen Überschuss für die Finanzierung der Weiterentwicklung des Ökosystems. Die Mitglieder des Vereins entscheiden zudem im Rahmen der jährlichen Hauptversammlung über die Ausrichtung des Vereins und die Höhe und Verwendung der Vereinsmittel.
Seite 1 Was macht eigentlich die Hanseatische Versicherungsbörse?
Seite 2 Welche Versicherer finden sich denn auf der Plattform?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können