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16. November 2021
Vorstände deutscher Banken äußern Kritik am EZB-Kurs
Vorstände deutscher Banken äußern Kritik am EZB-Kurs

Vorstände deutscher Banken äußern Kritik am EZB-Kurs

Angesichts der galoppierenden Inflationsrate in Deutschland fordern die Vorstände deutscher Geldhäuser die Europäische Zentralbank (EZB) zum Handeln auf. Ist die hohe Inflation also doch kein temporäres Phänomen?

Die geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht sich vermehrt mit Kritik aus dem Geschäftsbankensektor konfrontiert. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung mehren sich in diesem Zusammenhang Forderungen nach einem Ende der Geldschwemme durch die EZB. „Das vermeintliche Allheilmittel in den vergangenen Jahren – niedrige Zinsen bei vermeintlich stabilen Preisen – hat seine Wirkung verloren, denn jetzt kämpfen wir mit deren Nebenwirkungen“, sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing am Montag zum Auftakt der Euro Finance Week in Frankfurt. Die Geldpolitik müsse gegensteuern – „und das eher früher als später“, mahnte Sewing, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken ist. Cornelius Riese, Co-Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ Bank, erinnerte daran, dass die EZB in den vergangenen Jahren angesichts seinerzeit vergleichsweise niedriger Teuerungsraten vor Deflation gewarnt hatte, also einem Verfall der Preise auf breiter Front als Risiko für die Konjunktur. „Für mich stellt sich die Frage: Wo ist eigentlich das Problembewusstsein, das kommunizierte Problembewusstsein der EZB, was analog ist, was synchron ist zum Thema Inflation?“, so Riese. Außerdem leidet insbesondere die Kaufkraft der deutschen Sparer unter diesem unheilvollen Zusammenspiel aus hoher Inflation und Niedrigstzinsen. Die realen Zinsverluste erreichen Monat für Monat neue Höchststände, wie AssCompact bereits berichtete.

Hohe Inflationsraten nicht nur temporäres Phänomen

Die Teuerungsraten in Deutschland und im Euroraum steigen seit Monaten. In Deutschland etwa lagen die Verbraucherpreise im Oktober um 4,5% über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Inflation ist damit gegenwärtig so hoch wie zuletzt vor 28 Jahren. Auch in der Eurozone ziehen die Preise stark an. Im Oktober stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,1%, wie das Statistikamt Eurostat in Luxemburg mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Mitte 2008. Die EZB erklärt den Anstieg zum Großteil mit temporären Sonderfaktoren wie der Erholung der Ölpreise nach dem Corona-Schock sowie Lieferengpässen infolge der gestiegenen Nachfrage. Zudem schlägt die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland auf die Berechnung des Preisindex durch. Doch etliche Volkswirte und Banker warnen davor, die Entwicklung zu unterschätzen. „Wir sehen auch, dass das Thema Inflation nicht ganz so temporär ist, wie es möglicherweise aus politischen Kreisen postuliert wird“, sagte der neue Chef von HSBC Deutschland, Nicolo Salsano. Deutsche Bank-Chef Sewing wiederum bekräftigte: „Und mich persönlich macht mit Blick auf die Geldwertstabilität skeptisch, was ich in den Gesprächen mit unseren Kunden höre. Sie alle richten sich darauf ein, dass die hohen Inflationsraten länger andauern werden. Und wir wissen, was das heißt: Steigen die Inflationserwartungen, dann steigt in der Regel irgendwann auch die Inflation – und zwar längerfristig.“ Kritiker werfen der EZB nun also vor, mit dem billigen Geld mittlerweile die Inflation gehörig anzukurbeln, die sie entsprechend ihrer geldpolitischen Ziele eigentlich im Zaum halten will. Der EZB-Rat will am 16.12.2021 entscheiden, wie es mit den milliardenschweren Anleihenkäufen weitergehen soll. Nach bisheriger Planung soll das zur Abfederung des Corona-Schocks aufgelegte Kaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) noch bis mindestens Ende März 2022 laufen. (as)

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