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10. März 2025
Vom Luxus der Reduktion: Leben im Wohnwagon
Vom Luxus der Reduktion: Leben im Wohnwagon

Vom Luxus der Reduktion: Leben im Wohnwagon

Wohnlösungen auf kleinem Raum, die auf Naturmaterialien setzen und autark funktionieren: Mit diesem Konzept ist Wohnwagon vor zehn Jahren in Österreich gestartet. In Deutschland zeigt sich eine besondere Offenheit für innovative Wohnformen, wie Theresa Mai, Gründerin von Wohnwagon, im Interview erläutert.

Frau Mai, Ihr Start-up hat vor zehn Jahren als Tiny-House-Pionier in Österreich begonnen. Was war damals die Vision?

Wir wollten mit Wohnwagon zeigen, wie zukunftsfähiges Wohnen aussehen kann und ganz konkrete Lösungen anbieten, wie man das in gebaute Realität umsetzen kann: Bauen mit der Natur, im Kreislauf, autark versorgt und so, dass es für die Menschen, die in dem Haus wohnen, ein leistbares, nachhaltiges und gesundes Wohnen ermöglicht.

Ihre mobilen Minihäuser heißen Oskar, Hubert oder Fanni. Worauf legen Sie denn bei Bauweise und Materialien Wert?

Wir legen besonderen Wert auf den konsequenten Einsatz von Naturbaustoffen. Wir bauen mit Massivholz und dämmen mit Schafswolle. Im Innenausbau kommt ebenso viel Holz, genauso wie Lehmputz zum Einsatz. Ein weiteres Kernthema ist die möglichst autarke Versorgung des Gebäudes, wobei es uns hier um geringe Fixkosten im Betrieb geht. Das bedeutet eine weitestgehende Selbstversorgung des Hauses mit unseren Autarkiesystemen.

Ihr Konzept setzt stark auf energie- und wasserautarkes Wohnen. Welche Technologien und Innovationen ermöglichen diese Unabhängigkeit?

Um die autarke Versorgung zu ermöglichen, haben wir viel Zeit in Forschung und Entwicklung investiert. Diese Unabhängigkeit basiert auf innovativen Technologien wie Photovoltaikenergie und Kombination mit intelligenter Steuerung und einem integrierten Verbraucherkonzept, sowie fortschrittlichen Wasserreinigungslösungen. Aber auch das bewusste Weglassen von Technologie war uns wichtig, um eine möglichst einfache und robuste Technik im Haus einzusetzen.

Inzwischen bieten Sie auch größere Vollholzhäuser bis hin zu Mehrfamilienhäusern. Wie kam es zu dieser Portfolioerweiterung?

Mit unseren Kundenprojekten sind wir über die letzten zehn Jahre gewachsen und bauen mittlerweile für Familien und größere Projekte auch Ein- und Mehrfamilienhäuser. Es war der nächste logische Schritt: Anfangs haben wir ein oder zwei Module miteinander kombiniert. Heute kommen bei den größeren Projekten ein drittes, viertes oder fünftes Modul dazu, die auch gestapelt werden können. Diese Baustein-Bauweise regt die Kreativität an – so entstehen immer wieder neue, und auch größere Projekte.

Wie würden Sie Ihre Zielgruppe beschreiben?

Zu Beginn waren es vor allem Pioniere, die sich ins nachhaltige und autarke Wohnen gewagt haben. Mittlerweile ist unsere Zielgruppe breiter gefächert: von jungen Familien, die ein leistbares und gesundes Zuhause schaffen wollen, bis zu Silver Agern – Menschen über 50, die sich eine nachhaltige sowie hochwertige Wohnform im Alter wünschen und weniger Fläche putzen und instand halten möchten. Viele verkaufen ihr Eigenheim oder geben es an die nächste Generation weiter und gönnen sich den Luxus der Reduktion für ihren neuen Lebensabschnitt.

Wohnwagons aus Ihrem Hause finden sich nicht nur in Österreich, sondern inzwischen auch in anderen Ländern, darunter Deutschland. Gibt es Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland?

Deutschland und Österreich sind in vielerlei Hinsicht ähnlich. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass die Grundstückspreise in Ballungsräumen in Deutschland besonders hoch sind. Das macht Menschen kreativer bei der Wahl ihrer Wohnform. Dadurch erleben wir in Deutschland mehr Offenheit für innovative Wohnlösungen.

Minimalismus, Nachhaltigkeit und flexible Wohnlösungen wurden in den vergangenen Jahren immer gefragter. Wie haben sich Wohnbedürfnisse in den vergangenen zehn Jahren Ihrer Ansicht nach verändert?

Die Wohnbedürfnisse haben sich stark gewandelt. Es ist mehr Flexibilität gefordert, während multiple Krisen das Sicherheitsbedürfnis erhöhen. Viele fragen sich, wo sie ihr Geld überhaupt noch sicher anlegen können. Gleichzeitig sind Lebens-, Job- und Familienmodelle flexibler geworden – die Wohnformen müssen hier mitziehen. Waren es vor zehn Jahren noch Pionierprojekte, mit denen wir im modularen Massivholzbau gearbeitet haben, hat sich mittlerweile die Modulbauweise fest am Markt etabliert. Vor allem die Sicherheit, die durch die flexiblen Immobilien entstehen und die autarke Versorgung wurde in den letzten Jahren zunehmend wichtiger. Auch die gestiegenen Kosten haben dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen für kleinere, modulare Wohnformen entscheiden.

Wo sehen Sie aktuelle Wohntrends? Und wie reagieren Sie mit Ihrem Konzept darauf?

Wir erleben, dass die Materialwahl beim Bauen und Wohnen immer wichtiger wird. Immer mehr Menschen wünschen sich nachhaltig gebaute Häuser, eine gesunde Wohnumgebung und einen geringen ökologischen Fußabdruck der Immobilie. Hier können wir als Vorreiter mit viel Erfahrung beim nachhaltigen und autarken Bauen punkten. Ein weiterer Trend, der noch am Anfang steht, sich aber stark entwickeln könnte, ist das Wohnen in kleinen Gemeinschaften und Nachbarschaften. Ressourcen werden geteilt – ähnlich wie früher auf einem großen Bauernhof mit mehreren Generationen und Angestellten. Dank modularer Wohnformen könnten sich künftig vermehrt kleine Nachbarschaftsprojekte entwickeln, bei denen nicht jeder seinen eigenen Rasenmäher, seine Waschmaschine oder sein Auto besitzen muss.

Intelligente Gesamtkonzepte ermöglichen eine bessere Ressourcennutzung und schaffen zugleich sozialen Mehrwert. Wir entwickeln gerade ein Konzept für modulare Mehrfamilienhäuser, die genau diese Nachbarschaftsidee unterstützen: kleine, individuelle Wohnungen in einem größeren Haus, ergänzt durch Gemeinschaftsflächen sowie ein gemeinsames Autarkie- und Mobilitätskonzept. Für viele kann das modulare, kleinere Bauen ein Weg sein, wie das Eigenheim noch leistbar ist – gerade durch die gestiegenen Preise der letzten Jahre ist es eine spannende Alternative geworden!