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17. April 2023
VHV weitet Geschäft mit Bauversicherungen aus
VHV weitet Geschäft mit Bauversicherungen aus

VHV weitet Geschäft mit Bauversicherungen aus

Die VHV will im Bereich der Bauversicherung im In- und Ausland wachsen. Als „Bauspezialist“ hofft der Versicherer darauf, dass der Wohnungsbau in Schwung kommt. Mit Rückblick auf 2022 zeigt sich die VHV Gruppe trotz Gewinnrückgang zufrieden.

Die Strategie der VHV, das Bauversicherungsgeschäft zu internationalisieren, trägt erste Früchte. So nahm 2022 das internationale Geschäft des Maklerversicherers, der nach eigenen Angaben mit rund 14.000 Vertriebspartnern zusammenarbeitet, um ein Viertel auf über 350 Mio. Euro zu. Der Anteil am Gesamtvolumen der VHV Gruppe betrug damit knapp 10%. „Aus unserer Position als der ‚Bauversicherer‘ im Heimatmarkt Deutschland wollen wir uns sukzessive zum europäischen Bauversicherer entwickeln“, so Thomas Voigt, Vorstandsvorsitzender der VHV Holding anlässlich der letztwöchigen Bilanzpressekonferenz. In der Türkei, Österreich, Frankreich und Italien ist die VHV mittlerweile tätig. Voigt betont, dass man damit die Kunden bei ihren internationalen Projekten unterstützen kann.

Entwicklung im Bausektor von vielen Faktoren abhängig

In Deutschland schätzt Dr. Sebastian Reddemann, Vorstandssprecher der VHV Allgemeine, den Marktanteil bei der Absicherung von Architekten und Ingenieuren auf rund 25 bis 30%. Er bezieht sich dabei auf selbst erhobene Daten, da für das Segment keine allgemeinen Zahlen ausgewiesen werden. Als Spezialversicherer werde man von Maklerseite immer mitangefragt, wenn es um die Absicherung von Bauprojekten geht, so Reddemann. Mit Blick nach vorne sei man aber auch davon abhängig, wie sich der deutsche Baubereich im Allgemeinen entwickle und wie schnell die Regierungspläne zum Wohnungsbau und zur Infrastruktur vorankämen. „Der Bau- und Sanierungsbedarf ist enorm“, erklärt Reddemann. Und weiter: „Das gilt für den Gebäudesektor, aber vielmehr für die Infrastruktur wie Verkehrswege, Stromtrassen und Mobilfunknetze: Allein 13.000 Brücken in Deutschland sind sanierungsbedürftig. Umso wichtiger ist es, die Bauwirtschaft, die aktuell unter Lieferkettenengpässen und rasant steigenden Zinsen leidet, zu unterstützen.“

Insofern dürfte die VHV auch dem Wohnungsbautag am Donnerstag dieser Woche große Aufmerksamkeit widmen, ebenso der Messe Bau 2023, die ebenfalls in dieser Woche läuft. Der VHV-Vorstand betont, dass es das Ziel der VHV sei, eben nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland zu wachsen. Aktuell ist die VHV im Baubereich Partner von rund 121.000 Unternehmen.

Entwicklung in Komposit allgemein

Mit Blick auf den kompletten Komposit-Bereich konnte die VHV bei den gebuchten Bruttobeiträgen und Vertragszahlen 2022 erneut wachsen. Die gebuchten Beitragseinnahmen der VHV Allgemeine Versicherung beliefen sich auf 2.509,6 Mio. Euro (2.428,7 Mio. Euro), das entspricht einer Zunahme von 3,3%. Die Anzahl der Versicherungsverträge legte insgesamt um 1,2% zu.

Insofern konnte der Versicherer seine Position als Nummer 1 im Baugeschäft und als jeweils drittgrößter Anbieter im Kfz- sowie dem Kredit- und Kautionsgeschäft behaupten und weiter ausbauen.

Allerdings stiegen auch die Brutto-Aufwendungen für Schadenfälle – und zwar um 13,3% auf 1.848,7 Mio. Euro. Die Inflation und die damit gestiegenen Kosten für Reparaturen und Ersatz zeigten wie in der Branche allgemein ihre Wirkung. Das versicherungstechnische Ergebnis betrug deshalb 2022 deutlich weniger als im Vorjahr. 2022 waren es 144,1 Mio. Euro, nach dem Rekordwert des Vorjahres von über 240 Mio. Euro.

Blick auf die gesamte Gruppe

Bezieht man alle Ergebnisse ein, auch die der Hannoverschen Leben, ergab sich 2022 bei den gebuchten Bruttobeiträgen ein Plus von 3,1%, was nun einen Gesamtbetrag von 3,7 Mrd. Euro ergibt. Die Zahl der Versicherungsverträge stieg um 2%. Mit einer Solvenzquote von rund 303% zählt die VHV Gruppe zu den am besten kapitalisierten Versicherern in Deutschland.

Digitales Geschäftsfeld

Neben der Internationalisierung des Bauversicherungsgeschäfts hat die VHV noch ein weiteres Wachstumsfeld für sich entdeckt. So bündelt sie versicherungsnahes und digitales Geschäft, das unter anderem die Beteiligungen an der Eucon GmbH und der InterEurope AG umfasst, in der VHV digital services AG (AssCompact berichtete). Einerseits könne man das Know-how und die Erfahrung der Firmen für das eigene Versicherungsgeschäft nutzen, etwa was das Daten- und das digitale Schadenmanagement angeht, andererseits könne man damit auch das eigene Geschäftsmodell erweitern, so Vorstandschef Voigt. Strategisch spiele der Ausbau dieses Bereichs eine wichtige Rolle für die Zukunft des Versicherers. (bh)

Bild: © Thomas Voigt, VHV