Die erste Gehaltsabrechnung des Jahres ist längst eingetroffen. Nun sehen die rund 90% der deutschen Arbeitnehmer, die über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abgesichert sind, genau, inwieweit die Beitragserhöhungen sie betreffen. Schwarz auf weiß zu sehen, wie sehr sich die gestiegenen Beiträge auf das Nettogehalt auswirken, könnte nicht wenige besserverdienende Angestellte dazu bringen, einen Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) zu erwägen.
AssCompact hat bei mehreren Maklern und Versicherern nachgefragt, ob und wie sich die steigenden Beiträge auf das PKV-Wechselverhalten auswirken und auch, inwiefern Alter eine Rolle bei einem potenziellen Wechsel spielt bzw. welche Vor- oder Nachteile ein später Wechsel mit sich bringt.
Makler verzeichnen Anstieg bei PKV-Anfragen
Zunächst bestätigen beide Makler, sowohl Krankenversicherungsexpertin Sarah Ledermann als auch Tim Bökemeier, Betreiber von PKV-Welt, dass sie im Vergleich zum Vorjahr im Januar 2025 einen Anstieg an Anfragen zu einem Wechsel in die private Krankenversicherung wahrgenommen haben. „Definitiv“, sagt Ledermann auf AssCompact Nachfrage. „Ich erlebe, dass gerade gut verdienende Personen sich Gedanken machen. Mit über 1.100 Euro Beitrag (Höchstbeitrag GKV) ist eine Schwelle erreicht, bei der das subjektive Leistungsempfinden der gesetzlichen Krankenkasse nicht mehr mit dem monatlichen Zahlbeitrag übereinstimmt. […] Wir werden 2025 und 2026 einen regelrechten Trend zur PKV bekommen.“
„Die Mehrheit der Kunden gab an, dass die Erhöhung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung der Hauptgrund für ihre Anfrage war“, ergänzt Bökemeier.
Das sagen die Maklerfavoriten in der PKV
Die Versicherer drücken sich etwas subtiler aus. Die GKV steht vor vielen Herausforderungen, sagt Christian Fischer, Leiter der Produktentwicklung bei der ALH-Gruppe, deren Krankenversicherer Hallesche sich in der aktuellen Studie „AssCompact AWARD – Kranken- und Pflegeversicherung 2025“ den Spitzenplatz unter den Maklerfavoriten in der privaten Krankenvollversicherung gesichert hat. „Diese Entwicklung sehen viele Menschen und ziehen folgerichtig in Erwägung, in ein Krankenversicherungssystem zu wechseln, in dem die Leistungsqualität gesichert ist.“
Bei der BarmeniaGothaer – die Barmenia erreichte in der aktuellen Studie den zweiten Platz bei den Maklerfavoriten in der privaten Krankenvollversicherung – kann man in Bezug auf eine steigende Wechselbereitschaft „keine konkrete Tendenz“ feststellen. „Zwar gibt es vereinzelt Fälle, in denen der Wunsch nach einem Wechsel aufgrund der höheren GKV-Beiträge aufkommt, jedoch lässt sich daraus keine allgemeine Entwicklung ableiten“, kommentiert der Versicherer. Die steigenden Beiträge sowohl in der GKV als auch der PKV beeinflussen sicherlich die Wechselmotivation, so die BarmeniaGothaer. Aber: „Eine langfristige Prognose hinsichtlich eines signifikant höheren Interesses an einem Wechsel zur PKV können wir derzeit jedoch nicht treffen.“
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