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20. Februar 2025
Verursachen steigende GKV-Beiträge einen Ansturm auf die PKV?
Verursachen steigende GKV-Beiträge einen Ansturm auf die PKV?

Verursachen steigende GKV-Beiträge einen Ansturm auf die PKV?

Mit den steigenden GKV-Beiträgen denken viele Besserverdienende über einen Wechsel in die PKV nach. Doch wird der Wechsel mit fortschreitendem Alter zu schwierig und macht er überhaupt noch Sinn? AssCompact hat bei Maklern und Versicherern nachgefragt, wie sie die Entwicklungen sehen.

Die erste Gehaltsabrechnung des Jahres ist längst eingetroffen. Nun sehen die rund 90% der deutschen Arbeitnehmer, die über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abgesichert sind, genau, inwieweit die Beitragserhöhungen sie betreffen. Schwarz auf weiß zu sehen, wie sehr sich die gestiegenen Beiträge auf das Nettogehalt auswirken, könnte nicht wenige besserverdienende Angestellte dazu bringen, einen Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) zu erwägen.

AssCompact hat bei mehreren Maklern und Versicherern nachgefragt, ob und wie sich die steigenden Beiträge auf das PKV-Wechselverhalten auswirken und auch, inwiefern Alter eine Rolle bei einem potenziellen Wechsel spielt bzw. welche Vor- oder Nachteile ein später Wechsel mit sich bringt.

Makler verzeichnen Anstieg bei PKV-Anfragen

Zunächst bestätigen beide Makler, sowohl Krankenversicherungsexpertin Sarah Ledermann als auch Tim Bökemeier, Betreiber von PKV-Welt, dass sie im Vergleich zum Vorjahr im Januar 2025 einen Anstieg an Anfragen zu einem Wechsel in die private Krankenversicherung wahrgenommen haben. „Definitiv“, sagt Ledermann auf AssCompact Nachfrage. „Ich erlebe, dass gerade gut verdienende Personen sich Gedanken machen. Mit über 1.100 Euro Beitrag (Höchstbeitrag GKV) ist eine Schwelle erreicht, bei der das subjektive Leistungsempfinden der gesetzlichen Krankenkasse nicht mehr mit dem monatlichen Zahlbeitrag übereinstimmt. […] Wir werden 2025 und 2026 einen regelrechten Trend zur PKV bekommen.“

„Die Mehrheit der Kunden gab an, dass die Erhöhung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung der Hauptgrund für ihre Anfrage war“, ergänzt Bökemeier.

Das sagen die Maklerfavoriten in der PKV

Die Versicherer drücken sich etwas subtiler aus. Die GKV steht vor vielen Herausforderungen, sagt Christian Fischer, Leiter der Produktentwicklung bei der ALH-Gruppe, deren Krankenversicherer Hallesche sich in der aktuellen Studie „AssCompact AWARD – Kranken- und Pflegeversicherung 2025“ den Spitzenplatz unter den Maklerfavoriten in der privaten Krankenvollversicherung gesichert hat. „Diese Entwicklung sehen viele Menschen und ziehen folgerichtig in Erwägung, in ein Krankenversicherungssystem zu wechseln, in dem die Leistungsqualität gesichert ist.“

Bei der BarmeniaGothaer – die Barmenia erreichte in der aktuellen Studie den zweiten Platz bei den Maklerfavoriten in der privaten Krankenvollversicherung – kann man in Bezug auf eine steigende Wechselbereitschaft „keine konkrete Tendenz“ feststellen. „Zwar gibt es vereinzelt Fälle, in denen der Wunsch nach einem Wechsel aufgrund der höheren GKV-Beiträge aufkommt, jedoch lässt sich daraus keine allgemeine Entwicklung ableiten“, kommentiert der Versicherer. Die steigenden Beiträge sowohl in der GKV als auch der PKV beeinflussen sicherlich die Wechselmotivation, so die BarmeniaGothaer. Aber: „Eine langfristige Prognose hinsichtlich eines signifikant höheren Interesses an einem Wechsel zur PKV können wir derzeit jedoch nicht treffen.“

Macht der Wechsel im fortgeschrittenen Alter noch Sinn?

Neben Beamten, Selbstständigen und Studenten können auch Angestellte mit einem Jahresbruttoeinkommen von 73.800 Euro in die PKV wechseln. Viele Angestellte mit höherem Gehalt erwägen diesen Schritt. Doch wie sieht es aus, wenn das Alter bereits fortgeschritten ist? „Lohnt“ sich der Wechsel in die PKV dann überhaupt noch?

Definitiv, sagt Ledermann. Mit der Entscheidung für die PKV könne man sich neben Selbstverantwortung im Gesundheitssystem zudem „Zugang zu Privatkliniken, hoch spezialisierten Ärzten und innovativen Behandlungsmethoden“ einkaufen. „Das ist gerade im Alter wichtig“, so Ledermann.

Allerdings sollte der Wechsel nie ausschließlich aus dem Grund einer monatlichen Kostenersparnis in Betracht gezogen werden, warnt Bökemeier. „Davon raten wir dringend ab. Ein Wechsel sollte nicht aus finanziellen Gründen erfolgen, sondern vor allem, um im Krankheitsfall von einer besseren medizinischen Versorgung zu profitieren.“

Auf den Gesundheitszustand kommt es an

Das Alter selbst muss kein Hindernis für den Wechsel in die PKV sein. Laut der ALH gibt es keine konkrete Alters-„Schwelle“, ab der ein Übertritt zu schwer bzw. kaum noch möglich ist. „Nein, diese objektive Schwelle gibt es nicht“, so Christian Fischer. „Es hängt immer von den Umständen des Einzelfalls ab.“

Obwohl es laut Bökemeier für Menschen ab Ende 40 zunehmend schwieriger wird, einen Wechsel zu realisieren. Die Beiträge steigen und gesundheitliche Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Ablehnungen führen.

Auch Ledermann sieht den „Knackpunkt“ bei den zunehmenden Erkrankungen und Arztbesuchen, die mit fortschreitendem Alter mehr werden. „Das erschwert die Gesundheitsprüfung“, so Ledermann. Theoretisch könne ein Wechsel aber mit Ende 40 oder älter genauso einfach sein wie mit 35.

Die Versicherer weisen in diesem Zusammenhang auf ihre Optionsprodukte hin, die gegen einen „moderaten“ monatlichen Beitrag einen späteren Einstieg in die PKV ermöglichen, unabhängig vom dann vorliegenden Gesundheitszustand. „Relevant ist einzig der Gesundheitsstatus zum Beginn des Optionsproduktes“, erklärt Fischer.

Entscheidungen informiert treffen

Ein weiterer wichtiger Faktor, den es bei einem späteren Wechsel in die PKV zu berücksichtigen gibt, ist, wenn minderjährige Kinder im Haushalt leben. Anders als in der GKV wird für jedes Kind in der PKV ein eigener Beitrag fällig. Und auch bei Kindern spielt bereits der Gesundheitszustand eine Rolle in der Beitragsbemessung, mit der Ausnahme von Neugeborenen, dessen Elternteil bereits seit mehr als drei Monaten privat krankenversichert ist. „Sobald es um Kinder in der privaten Krankenversicherung geht, zeigt sich sehr gut, ob die PKV zum Kunden passt oder eben nicht“, erläutert Ledermann.

Ob und für wen die PKV mit zunehmendem Alter eine gute Lösung ist, kann also nicht pauschal gesagt werden. Worüber sich alle Parteien allerdings einig sind, das ist die Notwendigkeit einer informierten Entscheidung. „Wichtig ist, sich individuell und umfangreich beraten zu lassen“, schreibt die BarmeniaGothaer. (js)