In der Debatte, wie es in Deutschland mit der privaten Altersvorsorge weitergehen soll, hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) Anfang des Jahres sein Konzept der „Bürgerrente“ vorgestellt (AssCompact berichtete). Nun warb der Verband diese Woche im Rahmen einer Medienkonferenz noch einmal für den Vorschlag und erläuterte die Rahmenbedingungen.
„Bürgerrente“ soll allen offen stehen, digitaler Vertrieb möglich
So sollen Bürger für jeden eingezahlten Euro eine staatliche Förderung von 50 Cent erhalten, gedeckelt bei 4% der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung. 80% der Einzahlungen wären in dem Vorschlag des GDV garantiert. Dies hätte einerseits eine höhere Renditechance zur Folge, andererseits bekämen Sparer garantiert mehr als 100% ihrer eingezahlten Beiträge (wenn die Förderung mit einberechnet wird), so Katja de la Viña, Vorsitzende des GDV-Präsidialausschusses Altersvorsorge und Zukunftssicherung während des Pressegesprächs. Die „Bürgerrente“ solle allen steuerpflichtigen Menschen in Deutschland offenstehen, inklusive Selbständigen.
Der Abschluss könne sowohl digital als auch persönlich erfolgen – Ziel sei möglichst wenig Bürokratie, während man trotzdem dem Wunsch der Menschen nach einer persönlichen Beratung nachkommen könne.
Umfrage: Sicherheit und lebenslange Zahlungen von großer Bedeutung
Zusätzlich hat der GDV die Ergebnisse einer Umfrage vorgelegt, die der Verband beim Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegeben hatte – und sieht sich durch die Ergebnisse in ihrem Vorhaben bestärkt. „Das Ergebnis zeigt, die Menschen wünschen sich eine private, zulagengeförderte Altersvorsorge“, sagt de la Viña. Genau das adressiere der GDV mit dem Vorschlag der „Bürgerrente“.
So zeigt die Umfrage, dass für 78% der Befragten Sicherheit das wichtigste Kriterium bei der Wahl ihrer Altersversorgung ist. 77% legen großen Wert auf eine lebenslange Zahlung, 67% wollen vor allem Planungssicherheit, was an angespartem Kapital im Alter zur Verfügung steht.
Des Weiteren wollen viele Menschen sicher sein, dass im Falle ihres vorzeitigen Todes ihre Kapitalansprüche an Angehörige übertragen werden können (62%). Auch gute Beratung (58%) und hohe Erträge (54%) sind unter den Top Ten Kriterien, auf die Sparer Wert legen.
Staatliche Zuschüsse machen private Altersvorsorge für Mehrheit attraktiver
Im Allgemeinen bewerten mehr als die Hälfte der Befragten (55%) das Konzept der „Bürgerrente“ als positiv, 10% empfinden es als keinen guten Vorschlag. Gut ein Drittel (35%) möchte sich nicht festlegen.
Zudem stimmen 62% der Befragten zu, dass die vorgeschlagenen staatlichen Zuschüsse von 50 Cent pro eingezahlten Euro die Attraktivität der privaten Altersvorsorge für sie deutlich steigern würden. Bei den Jüngeren (16 bis 29 Jahre) sind es sogar 71%, die dieses Merkmal für besonders attraktiv halten. Der Anteil geht mit steigendem Alter der befragten Teilnehmer nach unten.
Fast die Hälfte tendiert zu 100%iger Sicherheit
Wenn es um Anlagensicherheit geht, bevorzugen 46% der Befragten eine 100%ige Kapitalgarantie, auch wenn das ihre Renditechancen schmälern würde. 26% tendieren zu einer 80%igen Kapitalgarantie zugunsten höherer Renditechancen (wie es die Bürgerrente derzeit vorschlägt). 28% sind unentschlossen.
BVK kritisiert GDV-Vorschlag, wünscht sich Riester-Reform
Das Konzept des GDV stößt allerdings nicht überall auf Zustimmung. So hat der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK) den Vorschlag nach seiner Vorstellung Anfang des Jahres kritisiert und dem GDV vorgeworfen, dass die „Bürgerrente“ lediglich ein „weiteres Standardprodukt für alle von der Stange“ wäre, welches den individuellen Lebenslagen der Menschen gar nicht entsprechen könne (AssCompact berichtete). Auch den Plan, eine digitale Abschlussoption ohne Beratung anzubieten, findet der BVK bedenklich. Der BVK fordert stattdessen eine umfassende Reform der Riester-Rente.
Fokusgruppe „private Altersvorsorge“
Derzeit beschäftigt sich die vom Bundeskabinett eingesetzte Fokusgruppe „private Altersvorsorge“ mit der im Koalitionsvertrag festgesetzten Prüfung der privaten Altersversorgung. Ein Abschlussbericht der Fokusgruppe wird im Sommer erwartet. (js)
Bild: © khwanchai – stock.adobe.com
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