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16. Oktober 2024
Stephen Voss zum Wettlauf um KI in der Assekuranz

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Stephen Voss zum Wettlauf um KI in der Assekuranz

Stephen Voss zum Wettlauf um KI in der Assekuranz

Auch die Versicherer tüfteln fleißig daran, die Potenziale künstlicher Intelligenz (noch besser) für sich zu nutzen. Wo die Herausforderungen liegen und welche Gesellschaften im Vorteil sein dürften, darüber sprach AssCompact mit Stephen Voss, CEO der Neodigital Versicherung AG.

Herr Voss, in welchen Bereichen legen Versicherer denn derzeit den Fokus in Sachen KI?

Aktuell sehen wir viel Engagement im Bereich der Kundenkommunikation und den einfachen Servicebereichen. Hier geht es momentan darum, vornehmlich einfache Serviceanfragen der Kunden mit KI möglichst automatisiert zu bearbeiten. Dieser Trend geht einher mit der aktuell knappen Personalsituation am Markt, denn fehlendes Fachpersonal ist dann nur durch bessere Effizienz in den Prozessen auszugleichen. Und das wiederum geht im ersten Schritt sicherlich in den kundennahen Betriebsvorfällen am einfachsten.

Welche Fähigkeiten oder auch Ressourcen fehlen aktuell am häufigsten?

Die Schwierigkeit in der Anwendung der KI liegt nicht in der Kommunikation, das geht heute schon erstaunlich gut und wird vom Kunden auch angenommen. Die Komplexität beginnt dann, wenn die durch die KI angenommenen Betriebs- bzw. Servicevorfälle in die vorhandenen Prozesse eingebunden werden sollen. Hier mangelt es an der technischen Durchlässigkeit und den Schnittstellen der vorhandenen, zum Teil recht alten Systeme. Oder einfach gesagt: Mit der automatisierten Entgegennahme einer Adressänderung durch die KI ist der nachfolgende Prozess der Datensatzanpassung einhergehend mit der Auslösung einer neuen an die Adresse angepassten Police inklusive Auslieferung an die Kundin bzw. den Kunden nicht weniger komplex. Idealerweise sollte das genauso „berührungslos“ funktionieren. Tut es aber vielerorts noch nicht.

Es scheint, als bestehen derzeit noch große Unterschiede innerhalb der Branche. Können Sie dies bestätigen und wenn ja, woran liegt es? Und spielt die Unternehmensgröße dabei eine Rolle oder eher die Priorisierung?

Sowohl als auch. Größere Unternehmen haben in der Regel auch die entsprechenden Mittel, die notwendigen technischen Voraussetzungen zu schaffen. Allerdings geht mit der Größe auch eine zunehmende Komplexität einher. Dies verlängert dann wiederum die Auslieferung einer neuen KI-Anwendung, weil eine Vielzahl von Systemen in der Regel anzusprechen sind. Hier haben es die kleineren Unternehmen etwas leichter, da deren IT-Landschaft meist (noch) überschaubarer ist, aber die Investition im Verhältnis zur eigenen Bestandsgröße durchaus eine große Herausforderung sein kann. Die Frage nach der Priorisierung kann auch so beantwortet werden: Unternehmen, die ihre grundlegende Systemstruktur nicht bereits auf Automation und Digitalisierung umgestellt haben, können KI-Anwendungen so viel priorisieren, wie sie wollen – der Erfolg wird überschaubar sein, da die grundlegenden Daten, die für die KI notwendig sind, systemseitig nicht effizient zur Verfügung stehen.