Wir haben bei Bekanntmachung von RNext auch ein Raunen gehört. Nach dem Motto: schon wieder was Neues.
Dr. Rolf Wiswesser: Im Beirat von BiPRO wurde der Beschluss getroffen, dass wir für neue BiPRO-Normen grundsätzlich die RNext-Technologie verwenden. Zur Frage, wie schnell die Häuser bestehende und entwickelte Standards implementieren, kann man nur Mutmaßungen anstellen. Meine Vermutung ist, dass es aufgrund der Vorteile bei der Umsetzung diesmal deutlich schneller gehen wird, als es bei den BiPRO-Klassik-Formaten der Fall war. Wenn alle Beteiligten erst mal verstanden haben, wie diese RNext-Technologie funktioniert, und sich darauf einlassen, dann wird das recht schnell gehen.
Nadja Werner: Der entscheidende Vorteil ist, dass kein Dokument ins Haus kommt, das erst mal durch die Fachabteilungen wandert und mit dem Entwickler besprochen werden muss, welche Attribute aus dem riesigen Datenmodell herangezogen werden müssen und welche Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Attributen in diesem BiPRO-Datenmonolithen bestehen. Das fällt komplett weg. Der Entwickler drückt aufs Knöpfchen und er erhält den auslieferbaren Code. In der API ist alles ausformuliert und somit ist klar, was mit den jeweiligen Attributen gemeint ist und was deren Bedeutung ist. Aber nichtsdestotrotz muss man die Backendsysteme entsprechend anbinden, und das ist je nachdem, wie weit in einem Haus die Prozesse und Backendsysteme aufgebaut sind, mehr oder weniger Aufwand.
Kann man unser Gespräch als Aufruf verstehen, dass sich mehr Versicherer beteiligen und die Projekte umsetzen?
Nadja Werner: Auf jeden Fall, sehr gerne. Unsere Motivation ist zu zeigen, dass es ein einfacherer und fehlerfreier Prozess ist, der Systemen ermöglicht, sich automatisiert auszutauschen.
Nun heißt es, dass die Corona-Zeit ein Beschleuniger der Digitalisierung ist. Können Sie das feststellen?
Dr. Rolf Wiswesser: Wir erleben im Allgemeinen eine Beschleunigung. Zur Digitalisierung gehören aber viele Facetten. Da geht es um Datenaustausch und Interaktion mit Versicherern, um Kommunikation, Leadgenerierung, Kundenbetreuung und Beratung. Es geht auch darum, neue Technologien zu implementieren, mit denen man Daten viel effizienter nutzen kann. Und es geht auch um das heute selbstverständliche Nutzen von Videokonferenzen. Die Pandemie zeigt den Maklerunternehmen und Versicherern in einer deutlichen Form, wie wichtig es ist, die Digitalisierung voranzutreiben und vor allem darin auch den Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Mitbewerber zu suchen. Es ist nicht mehr nur eine Frage des Preises oder des Wordings. Es geht auch um die reibungslose Interaktion mit dem Kunden und die fortlaufende Versorgung mit Information über diverse Kanäle. Der Kunde wird bereit sein, einen Preisaufschlag zu akzeptieren, wenn er dafür einen sehr schlanken und einfachen Prozess erhält.
Nadja Werner: Vor allem im Bereich elektronische Dokumente hat man deutlich mehr Schwung erlebt. Allein die Tatsache, dass einzelne Dokumente in den Filialen nicht mehr bearbeitet werden konnten, weil die Mitarbeiter im Home-Office waren. Das ist eine spürbare Entwicklung, dass hier wesentlich mehr Bewegung in das Thema Dokumentenbearbeitung kommt.
Zu RNext
Das Brancheninstitut BiPRO erstellt im Austausch mit Versicherern, Maklern und Dienstleistern Normen für die digitale Kommunikation und den digitalen Datenaustausch in der Versicherungswirtschaft. RNext ist die neue Release-Generation der BiPRO. Mit ihr sollen Arbeitsprozesse schlanker und serviceorientierter werden. Möglich machen dies der Einsatz neuer Technologien, neue fachliche Designprinzipien und eine agilere Arbeitsweise, die nach den Prinzipien der Open-Source-Entwicklung funktioniert.
In verschiedenen Projekten beschäftigen sich RNext-Gruppen beispielsweise mit Themen wie bAV, Bestand, Industrie oder eben „Schaden Kfz“, über das Dr. Rolf Wiswesser und Nadja Werner von der Allianz in diesem Interview Auskunft geben. Beim Marktführer startet demnächst der Produktivbetrieb der implementierten BiPRO-RNext-Kraft-Schaden-API in der Zusammenarbeit mit der Ecclesia Maklergruppe.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2021 und in unserem ePaper.
Bild oben: © Tierney – stock.adobe.com
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Seite 2 Das Kraft-Schaden-Thema ist also das erste Projekt, das umgesetzt wurde?
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