Insbesondere Elementarschadenereignisse haben die Jahresabschlüsse der Schaden-/Unfallversicherer 2021 schwer belastet. So hätten laut der Assekuranz Rating-Agentur Assekurata GmbH allein die durch das Sturmtief „Bernd“ verursachten Schäden ausgereicht, um 2021 zum viertteuersten Schadenjahr seit Beginn der Statistik in den 1970er-Jahren zu machen.
Versicherer zwar stark belastet, aber nicht überlastet
„Nach der pandemiebedingt geringeren Schadenbelastung und den zudem vergleichsweise geringen Elementarschäden im Geschäftsjahr 2020 verhagelte es den deutschen Schaden-/Unfallversicherern 2021 sprichwörtlich die Bilanzen. Konnte die Branche im Geschäftsjahr 2020 noch einen versicherungsgeschäftlichen Gewinn von über 7 Mrd. Euro einfahren, schrieb sie 2021 erstmals seit langer Zeit wieder rote Zahlen“, kommentiert Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der Assekurata, den „Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung 2022“, fügt aber gleich hinzu: „Die hohen Elementarschäden haben die deutschen Schaden-/Unfallversicherer dabei zwar stark belastet, aber nicht überlastet.“
Beitragsseite: Einnahmen steigen gering an
Was die Versicherungsbeiträge angeht, konnte die Branche 2021 zwar ihren Wachstumskurs fortsetzen, allerdings stiegen die Einnahmen mit 2,2% etwas geringer an als im Mittel der vergangenen zehn Jahre (2,9%). Außerdem stiegen gleichzeitig die Versicherungsleistungen deutlich von 51,3 Mrd. Euro auf 62,3 Mrd. Euro an, wodurch sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) von 90,7% auf rund 102% erhöhte. Das Resultat: Die Branche schrieb 2021 mit rund 1,5 Mrd. Euro den ersten versicherungstechnischen Verlust seit dem Jahr 2013.
Sparten: Kfz profitiert von pandemiebedingt geringer Schadenbelastung
Was die einzelnen Sparten angeht, zeigte sich die Kfz-Versicherung trotz einer hohen Schadenlast insgesamt noch ertragreich, da sie von der pandemiebedingt geringeren Schadenbelastung in der Kfz-Haftpflicht profitieren konnte. In den Kaskosparten hingegen seien die Spuren der Unwetter deutlich zu erkennen. Vor diesem Hintergrund – und weil die Inflation bei Ersatzteilen ihr Übriges tue – erwarten die Assekurata-Analysten auch einen Prämienanstieg in der Kfz-Versicherung. Nicht zuletzt seien auch die Neuzulassungen und Besitzumschreibungen im ersten Quartal 2022 merklich zurückgegangen, weshalb es die Kfz-Sparte erstmals seit Langem mit einem schrumpfenden Markt zu tun habe.
Wohngebäude leidet unter hoher Elementarschadenlast
Steigende Prämien erwartet Assekurata auch in der Wohngebäudeversicherung, die 2021 unter einer hohen Elementarschadenlast zu leiden hatte. „Die Unwetter und das mediale Echo haben das Thema Absicherung des eigenen Wohngebäudes gegen Elementarrisiken stärker in das Bewusstsein der Menschen gebracht. Dies hat bereits unmittelbar nach der Flutkatastrophe durch das Unwetter ‚Bernd‘ zu einer deutlichen Zunahme der Vertragsabschlüsse geführt und dürfte auch 2022 noch für ein stärkeres Vertragswachstum sorgen“, prognostiziert Will. Erst recht, nachdem sich die Bundesländer auf Antrag Baden-Württembergs für eine Elementarschaden-Pflichtversicherung ausgesprochen haben (AssCompact berichtete), was weiterhin für Dynamik sorgen und die Thematik in den Köpfen präsent halten wird.
Ausblick auf 2022
Und welche Herausforderungen bringt das Jahr 2022 für die deutschen Schaden-/Unfallversicherer aus Sicht von Assekurata sonst mit sich? Hier sind mit Pandemie, Krieg in der Ukraine, steigenden Zinsen und Inflation nur einige der Einflussfaktoren zu nennen. Der weitere Geschäftsverlauf hänge laut Assekurata maßgeblich auch davon ab, in welcher Form und wie schnell sich die gesamtwirtschaftliche Situation wieder normalisiere. „Auf dieser Basis rechnen wir für 2022 mit einem marktweiten Beitragswachstum unterhalb der 2,2% aus dem Jahr 2021“, prognostiziert Dennis Wittkamp. Aus Ertragssicht dürfte 2022 erneut ein schwieriges Jahr für die Branche werden. „Die Inflation wird die Schadenkosten unabhängig von der Schadenhäufigkeit deutlich in die Höhe treiben. Sollte diese Entwicklung auch noch auf eine hohe Elementarschadenbelastung treffen, könnte der Branche erneut ein schwieriges Jahr bevorstehen“, so Wittkamp abschließend.
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