Interview mit Roland Roider, scheidender Vorstandsvorsitzender der Haftpflichtkasse VVaG
Herr Roider, eigentlich wollten wir über das Geschäftsjahr 2023 und die großen strategischen Projekte der Haftpflichtkasse sprechen. Da kam Ihr Rücktritt etwas überraschend.
Den richtigen Zeitpunkt für einen Schlusspunkt zu finden, ist nicht einfach. Ich trage seit 2012 im Vorstand der Haftpflichtkasse Verantwortung für das Unternehmen, seit 2019 als Vorstandsvorsitzender. Im Jahr 2022 haben wir mit „Gemeinsam exzellent 2025“ ein Zukunfts- und Transformationsprogramm für unser Haus angestoßen, das dabei ist, seine Ziellinie zu überqueren. Die Jahreszahl war Programm.
Erst im Dezember 2022 wurde Ihr Vertrag bis zum Jahr 2027 verlängert.
Zum Programm „Gemeinsam exzellent 2025“ gehört meiner Überzeugung nach auch eine Nachfolgeregelung, dass wir frühzeitig den Wechsel in der Führung des Unternehmens mitdenken. Ich wollte die Nachfolgefrage frühzeitig anstoßen und aktiv dabei unterstützen. Ich habe daher den Aufsichtsrat gebeten, meinen Vertrag vorzeitig zum Jahresende 2024 zu beenden.
Was hat Sie dazu bewogen?
Die vergangenen Jahre waren sehr intensiv. Aber die Anstrengungen haben sich ausgezahlt. Erneut haben wir 2023 für die Haftpflichtkasse ein Rekordergebnis erzielt. Als Vorstandsvorsitzender gibt es eigentlich keinen besseren Zeitpunkt, um den Staffelstab an eine neue Generation zu übergeben. Wir haben vergangenes Jahr unser 125-jähriges Firmenjubiläum gefeiert und dabei über mehrere Generationen in die Vergangenheit geblickt. Die nun anstehenden Entscheidungen für das Management der Haftpflichtkasse reichen weit über die Dauer meines aktuellen Vertrags hinaus. Ich bin ein Freund davon, dass Verantwortung übernehmen auch heißt, entschlossene Entscheidungen zu treffen.
Ihr Nachfolger ist schon im Haus.
Ja, Dr. Frank Welfens hat bereits am 1. September den Vorstandsvorsitz übernommen. Seine Berufung ist eine gute Nachricht für unsere Kunden, unsere Partner in der Maklerschaft und die Belegschaft der Haftpflichtkasse. Er kommt in ein gut bestelltes Haus und wird die Haftpflichtkasse mit einem komplett neuen Vorstandsteam in die Zukunft führen [Anm. der Red.: Zwischenzeitlich hat die Haftpflichtkasse das Vorstandsteam komplettiert.]. Mit der vorzeitigen Beendigung meines Mandats sah der Aufsichtsrat den richtigen Zeitpunkt gekommen, den Generationswechsel im Vorstand zu vollziehen und hatte sich mit Torsten Wetzel und Rolf Saalfrank einvernehmlich auf eine vorzeitige Beendigung ihrer Verträge per Ende September bzw. per Ende Dezember 2024 geeinigt. Dieser Generationswechsel kommt zur rechten Zeit.
Die neue Generation im Vorstand kann auf einem soliden Fundament aufbauen. Was wir in meiner Zeit im Vorstand der Haftpflichtkasse und seit 2019 als Vorstandsvorsitzender erreicht haben, ist das Verdienst des gesamten Vorstandes, aller Führungskräfte und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben gemeinsam erfolgreich alle Weichen gestellt.
Woran machen Sie das fest?
Die Haftpflichtkasse von heute sieht anders aus als vor zehn Jahren. Das mache ich nicht nur an so augenfälligen Dingen wie der Neupositionierung unserer Marke und der Erweiterung unserer Verwaltungszentrale in Roßdorf fest. Wir haben strategisch Partnerschaften auf- und ausgebaut. Das betrifft sowohl die konkrete Beteiligung an Partnern wie dem Maklerpool BCA oder der vfm Gruppe als auch das breitere Engagement für die Maklerschaft über die Deutsche Makler Akademie oder die Etablierung des Jungmakler Awards.
Und natürlich haben die wachsenden Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit das Haus verändert. „Digitalisierung und Technik“ ist seit 2023 ein eigenes Ressort auf Vorstandsebene. Und seit 2023 findet sich das Thema Nachhaltigkeit auch in der Aufbauorganisation wieder.
Seite 1 Roland Roider über Verantwortung, Abschied und Nachfolge
Seite 2 Es lief aber nicht alles glatt. Wir erinnern uns noch an die Cyberattacke und die verärgerten Kunden bei der Betriebsschließungsversicherung.
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