Bei den Risikolebensversicherungen stehen die Zeichen zum ersten Mal seit 2019 wieder auf Wachstum. Das meldet die Ratingagentur Franke und Bornberg in ihrem aktuellen Rating zu Risikolebensversicherungen unter Berufung auf den map-report für das Jahr 2023. Demnach standen bei Lebensversicherern in Deutschland Ende 2023 insgesamt 9.885.952 Risikolebensversicherungen in den Büchern – gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um 4,34 %.
Bei der Qualität hingegen herrscht Stillstand, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Franke und Bornberg GmbH: „Trotz der großen Verbreitung sehen wir bei den Versicherern in den letzten Jahren wenig Ehrgeiz, den gestiegenen Erwartungen von Verbrauchern gerecht zu werden.“ Die Assekuranz wirke erstaunlich ambitionslos, so Franke. Viele Versicherer hätten noch nicht einmal den neuen Höchstrechnungszins von 1 % als Anlass für Tarifänderungen genutzt, wo sich auch das mangelnde Engagement der Branche zeige.
Flexibilität in der Risikolebensversicherung
Bei der Risikolebensversicherung geht es darum, Hinterbliebene zu versorgen, gegenseitige Ansprüche abzusichern oder Kreditgeber über den Tod hinaus zu bedienen. Da jedoch nicht alles im Leben planbar ist, kommen flexible Optionen wie Nachversicherungsgarantien dem Wunsch vieler Kunden entgegen, da sie mehr Schutz ohne Gesundheitsprüfung versprechen – bei Anlässen wie Heirat, Geburt oder Adoption eines Kindes ebenso wie bei Existenzgründung oder Gehaltsplus.
Franke und Bornberg bewertet Nachversicherungsoptionen allerdings nicht uneingeschränkt positiv: „Versicherte mit gesundheitlichen Problemen nutzen diese Angebote stärker als gesunde Altersgenossen“, sagt Michael Franke. Damit steige die Wahrscheinlichkeit für mehr risikoreiche Verträge im Bestand. Versicherer müssten bei Nachversicherungsgarantien also stets Augenmaß beweisen.
Was kostet eine Risikolebensversicherung?
Im Durchschnitt hat der neue Rechnungszins die Prämie bei gleicher Versicherungssumme um ca. 4 % gesenkt, brutto wie netto. Aussagen zum Preis sind laut Franke und Bornberg allerdings schwierig, denn die meisten Gesellschaften haben traditionell mindestens ein preisaggressives Basis-Produkt sowie ein höherpreisiges Top-Produkt im Programm. Einige Anbieter bedienen den Hang zur Mitte mit einem weiteren Produkt, das sich beim Preis und in den Leistungen zwischen Basis- und Top-Produkt bewegt. Über die gesamte Breite des Marktes reicht die Spanne aktuell von 58,89 bis 294,49 Euro im Jahr.
Die besten Risikolebensversicherungen 2025
Franke und Bornberg definiert in diesem Jahr anspruchsvollere Benchmarks für die maximale Punktzahl. Das betrifft den Umgang mit kurzfristigen Zahlungsschwierigkeiten ebenso wie noch flexiblere Nachversicherungsoptionen. Neu im Kriterienkatalog ist die Nachversicherungsgarantie bei Kauf oder Finanzierung einer Immobilie. Gestrichen wurde hingegen die Überprüfung des Nichtraucherstatus während der Laufzeit.
Für das Rating RLV 2025 hat Franke und Bornberg 103 Tarife und Tarifvarianten von 56 Gesellschaften nach 36 Kriterien untersucht. Mit 28 Produkten (27,2 %) wächst die Spitzengruppe im Vergleich zum Vorjahr nur leicht. Die zweithöchste Bewertung FFF „sehr gut“ erreichen gerade einmal 13 Tarife (12,8 %). Knapp die Hälfte aller Produkte wird mit FF+ „gut“ bewertet. Befriedigend oder schlechter ist fast jeder fünfte Tarif.
Nur 20 Versicherer haben mindestens ein hervorragendes Produkt im Angebot. Die Bestnote FFF+ erreichen für einen oder mehrere Tarife die folgenden Unternehmen (alphabetische Reihenfolge):
- Allianz
- Baloise
- Bayern-Versicherung
- Continentale
- CosmosDirekt
- Credit Life
- Delta Direkt
- Dialog
- Die Dortmunder
- Europa
- Hannoversche
- HUK-Coburg
- HUK24
- IDEAL
- LV 1871
- Provinzial
- SIGNAL IDUNA
- VPV
- Versicherer im Raum der Kirchen
- Zurich
Viele gute Tarife verfehlen laut Franke und Bornberg eine Top-Bewertung, weil sie Mindestkriterien der beiden höchsten Bewertungsstufen nicht erfüllen. Dazu erläutert Philipp Wedekind, Leiter des Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit: „Ohne kundenfreundliche Verlängerungsoptionen schafft es ein Tarif bei uns nicht an die Spitze. Ist etwa die Hypothek noch nicht getilgt oder wohnen unterhaltsberechtigte Kinder noch im elterlichen Haushalt, muss ein Top-Tarif eine längere Laufzeit erlauben.“ Die vorgezogene Todesfallleistung sei ein weiterer Mindeststandard. Diese garantiere die Zahlung der Versicherungssumme bereits für den Fall, dass eine Lebenserwartung von weniger als zwölf Monaten diagnostiziert werde, so Wedekind.
Fazit und Ausblick
Franke und Bornberg kommt zu dem Schluss, dass Risikolebensversicherungen ein solides Niveau bieten, aber zu wenige Spitzenergebnisse. Der erwartete Qualitätsschub als Folge des neuen Rechnungszinses ist demnach bislang ausgeblieben. Fast die Hälfte aller Tarife scheitert noch immer an den Noten FFF+ und FFF, weil es ihnen an Flexibilität mangelt.
Die steigende Nachfrage bei Immobilien werde das Geschäft mit Risikolebensversicherungen weiter beflügeln, erläutert Franke. Versicherer seien also gut beraten, sich eine gute Ausgangsposition für den zu erwartenden Qualitätswettbewerb zu schaffen. (mki)
Auf der Website von Franke und Bornberg gibt es das vollständige Rating sowie die Bewertungsrichtlinien.
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