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19. Februar 2025
Run-off-Spezialist Athora will in Deutschland Neugeschäft zeichnen
Run-off-Spezialist Athora will in Deutschland Neugeschäft zeichnen

Run-off-Spezialist Athora will in Deutschland Neugeschäft zeichnen

Der Run-off-Spezialist Athora will im deutschen Markt wachsen. Dafür will das Unternehmen nicht nur Altbestände übernehmen, sondern perspektivisch auch Neugeschäft in der Lebensversicherung zeichnen. Vor allem Garantieprodukte seien für das Unternehmen interessant.

In einem Interview mit dem Handelsblatt hat Athora-Chef Mike Wells die Wachstumsambitionen des Run-off-Spezialisten detailliert erläutert. Demnach will das in Bermuda ansässige Unternehmen in Deutschland kräftig wachsen – zunächst vor allem als Aufkäufer, doch perspektivisch auch im Neugeschäft für Lebensversicherungen.

„Aus unserer Sicht gibt es zu wenig neue Produkte und Innovationen im deutschen Markt, gerade für Garantieprodukte – und deshalb noch genug Platz für uns. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wollen wir auch ins Neugeschäft einsteigen“, sagte Wells dem Handelsblatt.

Athora setzt auf Garantieprodukte

Mit dem Fokus auf Garantieprodukten schwimmt Athora etwas gegen den Strom. Im Vergleich von vor zehn Jahren verkaufen Versicherer 20% weniger Garantieprodukte – sie setzen eher auf Fondspolicen. Allerdings sei die Nachfrage nach Garantieprodukten im Vergleich zu vorher gleichgeblieben, so Wells. „Fondspolicen sind zwar auch solide Produkte, aber viele Europäer wollen eigentlich lieber gute Garantieprodukte abschließen – und sind deshalb unterversichert“, kommentiert Wells.

Lebensversicherungsneugeschäft ein mittelfristiges Ziel

In Belgien, Italien und den Niederlanden ist Athora bereits im Neugeschäft tätig. In Deutschland müsse man zuerst „größere Plattformen schaffen“, so Wells. Er betonte allerdings gegenüber dem Handelsblatt, dass dies ein mittelfristiges Ziel sei. Zunächst wolle man sich auf das Geschäft als Konsolidierer konzentrieren, das habe man auch der BaFin klargemacht.

Im letzten Jahr musste das Unternehmen bekannt geben, dass eine Vereinbarung zwischen der Deutschland-Tochter Athora Deutschland GmbH mit dem Versicherer AXA über den Erwerb eines geschlossenen Lebensversicherungsbestandes mit rund 900.000 Verträgen geplatzt sei. Laut der Pressemitteilung vom Mai 2024 verfügt das Unternehmen aber über ein „erhebliches, bisher nicht abgerufenes Eigenkapital von insgesamt 2,2 Mrd. Euro“ um seine Präsenz in Europa weiter zu stärken.

Übernahmen basieren auf strategische Überlegungen

Das Interesse an Bestandsverkäufen bleibe weiterhin bestehen oder nehme sogar zu – trotz des sich ändernden Zinsumfeldes. Während der Niedrigzinsphase hatten mehrere Lebensversicherer hierzulande Interesse gezeigt, sich von ihren Altbeständen zu trennen. Nun können höhere Garantiezinsen wieder leichter am Kapitalmarkt erwirtschaftet werden. Das verringert den Druck auf die Versicherer. Doch bei Übernahmen seien Überlegungen strategischer Natur oft von größerer Bedeutung als die Situation an den Kapitalmärkten. Die Möglichkeiten für Konsolidierung in Europa sind laut Wells derzeit ungebrochen.

Für Athora seien dabei Anbieter, die eine langfristige Beziehung mit Kunden aufgebaut haben, interessant. Lebensversicherer, die sich erst noch im Aufbau befinden, seien für das Unternehmen weniger attraktiv. Die Gerüchte, dass Athora Interesse an der Übernahme der Konsolidierungsplattform Viridium habe, wollte Wells im Handelsblatt-Interview nicht kommentieren. (js)