Ein Konsortium, geführt vom Münchener Branchenriesen Allianz, soll kurz vor der Übernahme des hessischen Run-off-Spezialisten Viridium stehen. Wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, soll sich der Deal auf der Zielgerade befinden.
Allianz-Konsortium soll sich gegen Athora durchgesetzt haben
Anfang des Monats wurde berichtet, dass das Interesse an dem Abwicklungsspezialist aus Neu-Isenburg groß sein soll. Neben dem Allianz-Konsortium, dem auch die Fondsgesellschaft Blackrock und der japanische Lebensversicherer T&D Holdings angehört, soll auch ein weiteres Konsortium, bestehend aus DWS, Prudential Financials und PG3 ein Angebot vorgelegt haben. Das luxemburgische Private-Equity-Unternehmen CVC Partners sowie der deutsche Run-off-Spezialist Athora waren ebenfalls interessiert. Athora soll ebenfalls bis zuletzt im Rennen gewesen sein.
Nun scheint es aber, als ob das Konsortium rund um die Allianz sich durchgesetzt hat. Laut Medienberichten sollen die Verträge in Kürze unterzeichnet werden. Viridium soll mit rund 3,5 Mrd. Euro bewertet werden.
Hannover Rück will sich zurückziehen
Der aktuelle Mehrheitseigner der Viridium Gruppe ist der Finanzinvestor Cinven, der das Unternehmen im Jahr 2013 gemeinsam mit der Hannover Rück gegründet hat. Auch der Versicherer Generali ist an Viridium beteiligt.
Die Generali will auch nach dem Deal an Bord bleiben oder ihren Anteil vielleicht sogar aufstocken, berichtet die SZ. Die Hannover Rück dagegen will ihre Anteile wohl teilweise oder sogar ganz verkaufen.
Die Allianz soll dann künftig etwa 25% der Anteile an Viridium halten – ein Investment von knapp 900 Mio. Euro. Ein öffentliches Statement von der Allianz zu der geplanten Übernahme gibt es nicht, aber Konzernchef Oliver Bäte soll in einem Gespräch mit Aktienanalysten erläutert haben, dass die Allianz sehr angetan von dem Geschäftsmodell sei – vor allem die Gebühreneinnahmen aus der Kapitalanlage finden die Münchner anscheinend attraktiv.
Warum ist der Verkauf notwendig?
Der Verkauf des hessischen Unternehmens ist notwendig geworden, nachdem Cinven in Konflikt mit den europäischen Versicherungsregulierungsbehörden geraten war. Ihnen missfiel Cinvens Handling der italienischen Tochtergesellschaft Eurovita, als diese in heißes Wasser geriet. Daraufhin ist der Verkauf von mehr als 700.000 Lebensversicherungspolicen der Zurich Gruppe an Viridium gescheitert. Die BaFin hatte zu dem Zeitpunkt Bedenken an dem Deal geäußert.
Neue Übernahmen sind allerdings essenziell für das Geschäftsmodell des Run-offs, um das Geschäft kosteneffizient zu betrieben. Mit der Übernahme durch das Allianz-Konsortium würde Viridium kapitalstarke Investoren als Eigner gewinnen. Das dürfte der BaFin vermutlich die Zustimmung erleichtern, heißt es in der SZ.
WTW: Verkauf von Viridium wird Run-off-Markt beleben
So sieht das auch das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen WTW. Der Verkauf von Viridium könnte „positive Impulse für den deutschen Markt für Run-off-Transaktionen setzen“, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Mit einem neuen Partner an der Seite von Viridium wird die BaFin wohl auch weitere Transkationen genehmigen. Der erfolgreiche Verkauf könnte also „Bewegung in den Markt bringen und den Run-Off als Geschäftsmodell stärken bzw. potenzielle Verkäufer von Versicherungsbeständen erneut anlocken“.
Bei WTW erwartet man, dass die Konsolidierung der Lebensversicherungsbranche voranschreiten wird. „In den kommenden fünf Jahren erwarte ich mindestens eine Run-off-Transaktion pro Jahr auf dem deutschen Markt“, so Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei WTW für Nord-, Zentral- und Osteuropa.
Als größten Treiber für Fusionen und Übernahmen sieht WTW die mangelnde Effizienz vieler Marktteilnehmer, die sich langfristig mit hohen Kosten und Wettbewerbsproblemen konfrontiert sehen. (js)
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