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20. August 2024
Psychische Erkrankungen machen Großteil der BU-Fälle aus

Psychische Erkrankungen machen Großteil der BU-Fälle aus

Psychische Erkrankungen als Ursache für Berufsunfähigkeit sind weiter auf dem Vormarsch. Versicherer melden, dass bis zu jeder zweite neu eintretende BU-Fall psychischen Ursprungs ist. Trotz des relativ hohen Risikos einer Berufsunfähigkeit ist nur etwa die Hälfte der abhängig Beschäftigten abgesichert.

Der Anteil der Versicherten, die aufgrund einer psychischen Erkrankung berufsunfähig werden, klettert weiter in die Höhe. Bei der Debeka erreichte er im Jahr 2023 sogar einen neuen Höchstwert. Laut einer Auswertung des Versichertenbestands von mehr als 400.000 BU-Versicherten ging bei dem Versicherer fast jeder zweite (49,7%) neu eingetretene BU-Fall auf psychische Erkrankungen zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Anstieg um 2,2 Prozentpunkte, berichtet das Unternehmen.

Die Prävalenz der Fälle sei vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass mehr Menschen sich Hilfe suchen würden, kommentiert der Vorstandsvorsitzende der Debeka, Thomas Bram. Trotzdem müsse die Gesellschaft noch mehr für den Umgang mit psychischen Erkrankungen sensibilisiert werden. „Oft unterliegen psychische Erkrankungen immer noch einer Stigmatisierung“, sagt Bram.

Long Covid 2023 häufiger als Ursache für BU gemeldet

Die zweithäufigste Ursache einer Berufsunfähigkeit bei der Debeka ging auf Neubildungen – also bös- und gutartige Tumore – zurück. 13,1% der neu eingetretenen BU-Fälle waren im vergangenen Jahr darauf zurückzuführen. Erkrankungen des Bewegungsapparats waren für 11,4% der Fälle verantwortlich.

Auch Long Covid spielt bei der Berufsunfähigkeit eine Rolle. Im Jahr 2023 verzeichnete die Debeka 65 Fälle einer Berufsunfähigkeit als Folge einer Covid-19-Erkrankung – Tendenz steigend: Im Vergleich zum Vorjahr kletterte diese Anzahl um mehr als das Doppelte.

Hannoversche-Studie kommt zum gleichen Ergebnis

Eine Studie der forsa im Auftrag der Hannoverschen Lebensversicherung AG bestätigt diese Zahlen. Auch laut Daten der Hannoverschen sind psychische Erkrankungen „Spitzenreiter“ unter den Ursachen für eine Berufsunfähigkeit, auch wenn die Zahlen mit etwa einem Drittel (33,6%) für Frauen und 26,1% bei Männern etwas niedriger liegen. Bei Frauen folgt Krebs auf dem 2. Platz, bei Männern Erkrankungen des Bewegungsapparats.

Etwa Hälfte der abhängig Beschäftigten BU-versichert

Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) wird statistisch gesehen jeder Vierte im Laufe seines Berufslebens mindestens einmal berufsunfähig. Trotzdem hat nur etwa jeder zweite abhängig Beschäftigte (49%) eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgeschlossen, wie die forsa-Umfrage ergibt. Männer sind demnach häufiger abgesichert als Frauen und Jüngere eher als Ältere.

Vermeintlich hohe Kosten lassen viele beim Abschluss zögern

Fast zwei Drittel der Befragten (62%) geben an, eigene Ersparnisse oder privates Vermögen zur Verfügung zu haben, um die finanziellen Auswirkungen einer Berufsunfähigkeit abzufedern, 44% geben an, über andere private Versicherungen abgesichert zu sein, vier von zehn könnten auf Unterhalt oder Gehalt des Partners oder der Partnerin zurückgreifen.

Der Hauptgrund für einen Nichtabschluss ist laut der Umfrage die vermeintlich hohen Kosten einer BU, berichtet die Hannoversche. Jeder Fünfte sieht kein persönliches Risiko, längere Zeit den eigenen Beruf nicht ausüben zu können, 22% sind sich unsicher, welche Leistungen im BU-Fall zur Verfügung stehen und zögern deshalb mit dem Abschluss. (js)

Bild: © Jacob Lund – stock.adobe.com