Alternative Honorarberatung – und was noch?
Die wohl offensichtlichste Alternative zur „klassischen“ Provisionsberatung dürfte wohl die Honorarberatung sein – einige der befragten Jungmakler praktizieren diese auch schon. Hava Misimi bspw. bietet sie bereits proaktiv ihren Kundinnen und Kunden – für das nachhaltige Geschäft. Aus ihrer Sicht sollte man beides anbieten, mit der Qualität der Beratung und dem Kunden an erster Stelle. Da Misimi die Honorarberatung bereits im Repertoire hat, sagt sie gegenüber AssCompact auch, dass, obwohl die Abschlussprovisionen einen großen Teil ihres Umsatzes ausmachen würden, ein Provisionsdeckel einen eher geringen Effekt auf ihr Geschäft hätte.
Ähnlich verhält es sich beim „Käpsele“ Adrian Schmidt, Finalist von 2023. Bei ihm würden Abschlussprovisionen etwa 40% des Gesamtgeschäftes ausmachen, weswegen sich der Provisionsdeckel „natürlich“ auswirken würde, allerdings nicht signifikant, da Schmidt das Geschäft dann eben noch stärker auf den Honorarbereich fokussieren würde. „Ärgerlich“ wäre der Einbruch aber trotzdem.
Neben der Honorarberatung hat Adrian Schmidt aber noch andere Möglichkeiten in petto. Er plant, mit Käpsele bis 2028 ohnehin unabhängig von Abschlussprovisionen zu werden. Infrage kämen hier auch Alternativen wie Kapitalanlageimmobilien, das Depotgeschäft und „eventuell auch Coaching oder Paid Community Memberships“.
Das geht auch in die Richtung der Angebote, die Kai Buczinski und Christoph Steinberger nennen, nämlich dass man sich mehr mit Servicemodellen beschäftigen und Mehrwerte anbieten müsste, die über die reine Vermittlung hinausgehen. Steinberger sieht eine sinnvolle Alternative darin, ratierliche Vergütungsmodelle und Servicehonorare stärker auf die langfristigen Bedürfnisse der Kunden auszurichten – bei seinem Unternehmen stünden langfristige Kundenbeziehungen ohnehin schon im Vordergrund.
Eigener Vergütungsstandard aus der Branche?
AssCompact wollte von den Jungmaklern auch wissen, ob es für die Branche sinnvoll wäre, wenn sie einen eigenen Vergütungsstandard formulieren würde, sozusagen einen „Code of Conduct“. Generell befürworten die Jungmakler dies, Kai Buczinski ist sich jedoch nicht sicher, ob sich alle daran halten würden. Für Adrian Schmidt wäre er vor allem in Bezug auf Honorar sinnvoll, „da hier der Gestaltungsspielraum der Vermittler enorm ist. Im Provisionsbereich benötigt es das meiner Meinung nach nicht, da die Versicherer selbst ein Interesse daran haben, die Kosten durch den Vermittler gering zu halten und der Kostenwettbewerb unter den Versicherern hoch genug ist“.
Auch Bene Deutsch findet zumindest im Provisionsbereich die „aktuelle Lösung in Ordnung“. Denn so etwas wie einen Vergütungsstandard gebe es dort auch heute schon, da Provisionen „plus/minus“ bei fast jedem Anbieter ähnlich seien.
Sowohl Christoph Steinberger als auch Hava Misimi jedenfalls sehen einen solchen Vergütungsstandard primär aber auch als sinnvolles Mittel, um das Image der Branche zu stärken. Für Steinberger könnte er zur „weiteren Professionalisierung und zur Stärkung des Vertrauens in unsere Dienstleistungen beitragen. Ein solcher Standard sollte jedoch flexibel genug sein, um verschiedene Geschäftsmodelle und Unternehmensgrößen zu berücksichtigen.“ (mki)
Bild: © BrAt82 – stock.adobe.com
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