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2. Juni 2023
Privathaushalte sparen weniger – mehr Geld fließt in Wertpapiere
Privathaushalte sparen weniger – mehr Geld fließt in Wertpapiere

Privathaushalte sparen weniger – mehr Geld fließt in Wertpapiere

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken hat eine Studie zur Geldvermögensbildung veröffentlicht. Demnach sei zu vermuten, dass die Sparquote in Deutschland im Jahr 2023 zwar sinken dürfte – doch die Bundesbürger würden bei ihrem Sparverhalten konsequent bleiben.

Die Deutschen sind trotz (oder gerade wegen) des schwierigen finanziellen Umfelds durch die hohe Inflation konsequent am Sparen. Das zeigt die neue Studie zur Geldvermögensbildung vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Im Gesamtjahr 2023 werde die Sparquote demnach wieder auf 10,6% fallen – etwa das Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie, in denen außergewöhnlich hohe Teile der Einkommen gespart wurden. 2022 betrug die Sparquote noch 11,4%.

Jeder Fünfte spart nicht

Der Anteil der Personen, die sagen, dass sie nichts sparen könnten, sei im Inflationsjahr 2022 relativ stabil geblieben, heißt es in einer vom BVR beauftragten repräsentativen Kantar-Umfrage unter Bundesbürgern. Von 21% im Jahr 2021 sank dieser Wert 2022 sogar leicht auf 20,5%. Im Mittel sparten die Befragten 2022 174 Euro, nach 170 Euro im Jahr 2021. „Dass jeder Fünfte nicht spart, kann andererseits keine frohe Botschaft sein“, sagt BVR-Präsidentin Marija Kolak. Die Politik könne gegensteuern, indem sie die Abgabenlast der privaten Haushalte vor allem mit niedrigen und mittleren Einkommen reduziert.

Das bestehende Geldvermögen der privaten Haushalte ist 2022 erstmals seit der globalen Finanzmarktkrise 2008 um 377,9 Mrd. Euro auf 7,462 Bio. Euro gesunken – trotz neu gebildeten Geldvermögens in Höhe von 297,9 Mrd. Euro. Laut Kolak stünden dahinter die starken Kursausschläge an den Kapitalmärkten. 2021 hatte das Geldvermögen der privaten Haushalte noch von den steilen Kursanstiegen profitiert. Doch der Kriegs-, Inflations- und Zinsschock von 2022 hatte diese Gewinne temporär abgeschmolzen. Das langfristige Potenzial der Kapitalmärkte für die Vermögensbildung bleibe jedoch erhalten, wie die Kurserholungen des bisherigen Jahres zeigen würden, so der BVR.

Mehr Vermögen fließt in Wertpapiere

Diesen Umstand würden die privaten Haushalte zunehmend erkennen. Der Anteil der Geldvermögensbildung, der in Wertpapiere fließt, sei der BVR-Studie zufolge 2022 auf rund 36% gestiegen. 2019 waren es noch 19%. Das Nettogeldvermögen des durchschnittlichen privaten Haushalts belief sich damit auf 129.700 Euro, wovon durchschnittlich 43% in Bankguthaben, 30% in Versicherungen und 27% in Wertpapieren angelegt waren. Zu den privaten Haushalten zählen neben erwerbstätigen und sonstigen Privatpersonen auch wirtschaftlich Selbstständige und Organisationen wie etwa Vereine, Gewerkschaften und Kirchen.

Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte, also die Differenz aus Zu- und Abflüssen neuer Anlagegelder, sank 2022 in jedem Anlagesegment. So bildeten die privaten Haushalte 2022 Geldvermögen in Höhe von 108,8 Mrd. Euro in Bankeinlagen, gegenüber 148 Mrd. Euro im Vorjahr 2021. Bei Versicherungsrückstellungen wurden 89,8 Mrd. Euro statt 99,3 Mrd. Euro neu gebildet. In Wertpapiere wurden 109 statt zuvor 134,7 Mrd. Euro investiert, wobei infolge der Zinswende erstmals seit Jahren wieder neues Vermögen in Rentenwerte floss. Die Geldvermögensbildung sank einerseits infolge der hohen Inflation, andererseits aufgrund der Aufhebung der konsumbeschränkenden Coronaschutzmaßnahmen. (mki)

Weitere Informationen zur BVR-Studie finden sich hier.

Bild: © Reddogs – stock.adobe.com