Weiteres großes Thema ist Nachhaltigkeit. Was bedeutet dies in der PKV?
Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Sie ist ein Grundpfeiler der privaten Krankenversicherung. In der sozialen Sicherung steht Nachhaltigkeit für eine solide und generationengerechte Finanzierung. Die PKV sorgt schon heute für die im Alter steigenden Ausgaben für Gesundheit und Pflege vor – ganz ohne Staatszuschüsse – und ist somit Teil der Lösung in unserer alternden Gesellschaft. Diese Nachhaltigkeitsreserve ist schon vollständig ausfinanziert und mit Kapitalanlagen von rund 300 Mrd. Euro gedeckt.
Die gesellschaftliche Bedeutung unseres soliden und nachhaltigen Kapitaldeckungsverfahrens wird deutlich im Vergleich mit dem umlagefinanzierten System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der sozialen Pflegeversicherung, das schon jetzt defizitär ist. Für 2023 erwartet die GKV ein Defizit von 17 Mrd. Euro. Anstelle von echten Strukturreformen schließt die Politik die Finanzlücken mit immer höheren Steuerzuschüssen. Der GKV-Bundeszuschuss hat dieses Jahr den Rekordwert von 28,5 Mrd. Euro erreicht. Die Bundesregierung muss hier gegensteuern. Das Gebot der Stunde wäre es, die jüngeren Generationen auf mehr Eigenvorsorge vorzubereiten, um eine nachhaltigere Finanzierung zu sichern.
Wären stabile Beiträge nicht auch ein Teil von Nachhaltigkeit?
Beiträge in der Kranken- und Pflegeversicherung können erst dann als nachhaltig bezeichnet werden, wenn ihre Höhe die dauerhafte Ausfinanzierung der Versicherungsleistungen abbildet. Demnach ist zum Beispiel auch eine Beitragserhöhung nachhaltig, wenn dadurch die bis zum Lebensende garantierten Leistungen auch auf einem gestiegenen Kostenniveau oder im Zuge des medizinischen Fortschritts neue Behandlungsmethoden und Arzneimittel ausfinanziert werden.
Die privaten Krankenversicherer haben im Jahr 2022 die Prämien um durchschnittlich +4,1% erhöht,im Vorjahr waren es sogar +8,1%. Im Einzelfall gibt es sogar noch größere Sprünge ...
Die Beiträge zur Krankenversicherung steigen grundsätzlich, weil sich die Behandlungskosten im Gesundheitssystem aufgrund der medizinischen Inflation erhöhen – das betrifft GKV und PKV gleichermaßen. Trotz der Beitragssprünge in der PKV in einzelnen Jahren haben sich langfristig betrachtet die Beiträge in beiden Systemen sehr ähnlich entwickelt. Seit 2012 sind die Beitragseinnahmen in der PKV je Versicherten um durchschnittlich 2,6% pro Jahr gestiegen. In der GKV liegt der Wert bei 3,3%.
Die gesetzlichen Regelungen für die PKV führen allerdings dazu, dass die Prämienerhöhungen nicht kontinuierlich, sondern sprunghaft erfolgen. Der PKV-Verband hat deshalb frühzeitig den Gesetzgeber aufgefordert, die Anpassungsregelungen zu reformieren. Auch Verbraucherschützer unterstützen eine solche Reform, doch leider hat der Gesetzgeber dies bisher nicht aufgegriffen.
Wie ließe sich diese sprunghafte Dynamik denn besser glätten?
Aktuell sehen die Vorschriften eine Anpassung erst vor, wenn im zurückliegenden Jahr bestimmte Schwellenwerte bei den Leistungsausgaben oder bei der Lebenserwartung überschritten wurden. Erst dann dürfen auch andere Faktoren wie der Rechnungszins angepasst werden. An beiden Stellschrauben kann der Gesetzgeber ansetzen, um eine stetigere Entwicklung für die Versicherten zu erreichen. Denn oft werden diese Schwellenwerte mehrere Jahre in Folge nicht überschritten, dann stauen sich die Kostenentwicklungen gleichsam auf, sodass die nächste Anpassung dann umso höher ausfallen muss.
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