Situation in der Pflege erinnert an „Familienbild der 50er Jahre“
Dr. Bernadette Klapper ließ kein gutes Haar daran, wie die Pflege insbesondere auf politischer und struktureller Ebene behandelt wird. Sie verglich die Situation in der Pflege mit dem Familienbild der 50er Jahre: „Der Vater als Haushaltungsvorstand – in dem Fall der Medizinier – sagt an, was richtig ist in Sachen Gesundheit. Die Mutter, also die Pflege, kümmert sich um die Kinder, hat vermeintlich diffuse Aufgaben, aber sorgt dafür, dass der Laden läuft. Und sie muss ihren Mann fragen, ob sie arbeiten gehen und ein eigenes Konto eröffnen darf, sprich, sie wird in jedem Schritt gesteuert und darf nicht eigenständig agieren. Und die Kinder, also die Patienten, haben auch kaum Mitspracherecht.“ Dass die Pflegebedürftigkeit fremdbestimmt ist, sei vergleichbar damit, wenn man dem Elektriker sagen würde, wie er seine Kabel verlegen soll.
Ein Weg aus der kritischen Lage
Die Teilnehmer der Konferenz stellten auch einige im Gesundheitsreport herausgearbeiteten Möglichkeiten dar, wie man die Bedingungen für beschäftigte Alten- und Krankenpfleger verbessern, so den Beruf attraktiver und schlussendlich die Gesamtlage in der Branche verbessern könne. Für Dr. Klapper sei eine Möglichkeit, das Berufsbild von professionell Pflegenden aufzuwerten. Man brauche eine gute Bildung und gute Qualifizierung auf allen Ebenen. Auch sei es wichtig, die Möglichkeiten zu nutzen, die uns das Pflegeberufgesetz ermögliche, wie den Berufszugang über primär qualifizierende Hochschulstudiengänge, sprich den Bachelor in Pflege, als Grundlage für Spezialisierungen auf Masterebene verstärkt anzubieten und zu sichern.
Laut Franz Knieps sei ein grundsätzliches Umdenken bei der Alten- und Krankenpflege, weg von stationären Aufenthalten hin zu mehr ambulanter Pflege von Nöten. Der größte ambulante Pflegedienst sei die Familie. Bei mehr als 50% Ein-Personen-Haushalten werde die Pflege im Familienverbund schwieriger. Das System müsse viel durchlässiger werden und man müsse die heutigen Pflegegrade flexibler nach dem individuellen Bedarf anpassen.
Lauterbachs Krankenhausreform – ja oder nein?
Zur Sprache kam in der Konferenz auch die am Dienstag, 06.12.2022, von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellte Krankenhausreform, in der davon die Rede ist, dass die Fallpauschale in Krankenhäusern „überwunden“ werden müsse.
Für Knieps sei der Vorschlag des Gesundheitsministers bislang zumindest eine „Chance“, mit der die Krankenhauslandschaft und letztlich auch die Versorgung neu sortiert werden könne. Doch vor der Bewertung müsse zunächst die Umsetzung erfolgen. Entscheidend sei letztlich, was in dem Gesetzesentwurf der Reform stehen werde. (mki)
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