Die Geschäftsberichte der deutschen Lebensversicherer zeigen für das Jahr 2023 eine stabile Lage – und das trotz eines anhaltend rückläufigen Neugeschäfts und der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle „Rating LV-Unternehmen“ aus dem Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M). „Dank der wirksamen Mechanismen der Zinszusatzreserve gelang es den untersuchten Anbietern, die Auswirkungen der negativen Marktbewegungen zu dämpfen“, heißt es im Bericht. Dies spiegele sich nun in den aktuellen Ratingergebnissen wider, die erneut eine solide Sicherheitslage der Unternehmen bestätigen, auch wenn das durchschnittliche Wachstumsniveau weiterhin negativ sei.
Gesamtranking zeigt sogar leichte Verbesserung
Insgesamt wurden im aktuellen Rating 62 Lebensversicherer bewertet. Dazu hat M&M 13 Bilanzkennzahlen der Lebensversicherer über den vergangenen Fünfjahreszeitraum von 2019 bis 2023 herangezogen. Das Gesamtrating zeigt laut M&M eine leichte Verbesserung in der Sterneverteilung – auch wenn eine Gesellschaft weniger mit fünf Sternen bewertet ist. Insgesamt wurden 18 Gesellschaften mit der Bestnote von fünf Sternen ausgezeichnet, darunter Anbieter wie Allianz, Baloise, Europa , Hannoversche , HanseMerkur, InterRisk , LV 1871, Swiss Life, uniVersa und WWK. Gleichzeitig erhielten 29 Unternehmen eine Bewertung von vier Sternen, drei mehr als 2023. Darunter wiederum befinden sich Anbieter wie die Alte Leipziger, Canada Life, Continentale, Helvetia und Itzehoer.
Im Mittelfeld mit drei Sternen sind mit elf Gesellschaften drei weniger als im vergangenen Jahr vertreten, darunter die HDI, der Münchener Verein oder die VPV. Die niedrigste Bewertung von zwei Sternen wurde erneut an vier Versicherer vergeben: Concordia oeco , CosmosDirekt, Credit Life und LPV Leben. „Die Lebensversicherer haben in einem herausfordernden Umfeld ihre Stabilität unter Beweis gestellt, was sich in einem leicht verbesserten Gesamtratingergebnis widerspiegelt“, erklärt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating bei MORGEN & MORGEN.
Verwaltungskostenquote steigt an
Für eine feinere Analyse differenziert MORGEN & MORGEN die Gesamtergebnisse in drei Aspekte: das Teilrating Erfolg, das Teilrating Bestand und das Teilrating Sicherheit. Im Teilrating Erfolg wird der Geschäftserfolg und Anlageerfolg der Lebensversicherer betrachtet, wobei wesentliche Indikatoren zur Ertragssituation des Unternehmens bewertet werden. Konkret zeigen sechs Kennzahlen den Geschäfts- und Anlageerfolg der Unternehmen.
Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Nettoverzinsung mit 2,2% auf einem ähnlich niedrigen Niveau (2022: 2,2%). Neben den Abgangsverlusten und Abschreibungen ist dafür laut MORGEN & MORGEN insbesondere das Ausbleiben der Realisation von Bewertungsreserven ausschlaggebend, da kaum noch Bewertungsreserven vorhanden sind. Gleichzeitig sorgte die in den vergangenen Jahren aufgebaute Zinszusatzreserve dafür, dass weniger Zinserträge notwendig waren.
Der Rückgang im Neugeschäft und die geringeren Beitragseinnahmen führten 2023 wiederum zu einem Anstieg der Verwaltungskostenquote (2023: 3,0%; 2022: 2,8%), während die Abschlusskostenquote (2023: 5,4%; 2022: 5,5%) weiterhin auf dem leicht höheren Niveau des Vorjahres bleibt.
Im Ergebnis erhalten 13 Gesellschaften die Bestnote von fünf Sternen, was im Vergleich zum Vorjahr aber einen Rückgang um vier Unternehmen bedeutet. Die Gruppe der Vier-Sterne-Gesellschaften ist auf 17 Versicherer angewachsen, fünf Unternehmen mehr als im Vorjahr.
So entwickelte sich die Stornoquote
Im Teilrating Bestand wird untersucht, wie sich der Bestand der Lebensversicherer entwickelt. Im Fokus dabei: die beiden Kennzahlen Wachstumsquote und Stornoquote. Die Wachstumsquote bleibt mit –1,9 % im negativen Bereich, zeigt jedoch eine leichte Verbesserung im Vergleich zu –2,5 % im Vorjahr. Der Rückgang des Neugeschäfts, insbesondere bei den Einmalbeiträgen, trage maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, so MORGEN & MORGEN. Ursächlich dafür sind attraktivere alternative Anlagemöglichkeiten (wie Zinsprodukte) und die gestiegenen Lebenshaltungskosten, wodurch Verbraucher zur Konsumzurückhaltung tendieren.
Die Stornoquote ist im Jahr 2023 auf 4,5 % angestiegen (2022: 4,2%). Dies reflektiere die schwierige gesamtwirtschaftliche Situation, in der Verbraucher aufgrund der Inflation und der schwachen Reallohnentwicklung vermehrt bestehende Verträge auflösen.
Mit Blick auf das Ranking der Versicherer zeigt sich, dass zwölf Gesellschaften die Bestbewertung von fünf Sternen erhalten haben, eine weniger als im Vorjahr. Die Vier-Sterne-Riege hat mit elf Unternehmen zugenommen, drei mehr als im Vorjahr.
Versicherer sind finanziell stabil aufgestellt
Das abschließende Teilrating Sicherheit nimmt die finanzielle Stabilität und die Eigenkapitalunterlegung eines Versicherers im Hinblick auf eine mögliche wirtschaftliche Schieflage in den Blick. Neben den Eigenmitteln werden hier auch die Bedeckungsquoten nach Solvency II betrachtet. „Im Bereich der Sicherheit sind die Versicherer gut aufgestellt“, heißt es im Ergebnisbericht. Die Bewertungsreserven seien zwar weiterhin hauptsächlich in Stille Lasten umgewandelt worden, jedoch seien diese im Vergleich zum Vorjahr betragsmäßig geringer. Und einige Versicherer verfügten sogar wieder über positive Stille Reserven.
Mit 51 Fünf-Sterne-Gesellschaften erhält ein Unternehmen mehr als im Vorjahr die Topbewertung. Sechs Gesellschaften werden mit vier Sternen bewertet, das sind zwei Unternehmen weniger als letztes Jahr. (as)
Weitere Informationen zum LV-Rating von M&M sind hier abrufbar.
Bild: © peterschreiber.media – stock.adobe.com
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