Das Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) hat turnusgemäß das Rating der Lebensversicherer im deutschen Versicherungsmarkt veröffentlicht. Neu ist, dass die Bewertungsmethodik des Ratings grundlegend überarbeitet worden ist. Eine Vielzahl der Anbieter erreicht ein hervorragendes Rating – fünf Produktgeber schwächeln allerdings.
Ratingmethodik erhält Update
Die Ergebnisse basieren auf einer aktualisierten Ratingmethodik. Neu ist die Systematik der Bewertung. Sie besteht nun aus einer Gesamtbewertung und den drei Teilratings Erfolg, Bestand und Sicherheit. „Das Rating erlaubt somit belastbare Aussagen über die Erfolgs-, Bestands- sowie über die Sicherheitsgrößen der Gesellschaften“, heißt es von M&M. Auch der ursprünglich separat geführte M&M Belastungstest unter den Lebensversicherern ist nun im Rating integriert. Die bisher betrachteten Kennzahlen wurden vom Analysehaus grundlegend beibehalten und nur an manchen Stellen geringfügig modifiziert. Allerdings wurden zur Verbesserung des Marktgeschehens weitere Kennzahlen aufgenommen. Im Teilrating Erfolg wurden die Kennzahlen zur Garantiebelastung und die Zinsüberschussquote und im Teilrating Sicherheit die Solvency-II-Quoten, die ursprünglich im M&M Belastungstest betrachtet wurden, aufgenommen.
Zahl der bewerteten Anbieter ist gestiegen
Eine weitere Neuerung ist das Verfahren der Punktevergabe. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung werde nun auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt mit dem Vorteil, dass Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden könnten. Und auch die Anzahl der bewerteten Gesellschaften ist gestiegen, da im Zuge der neuen Systematik nun auch Versicherer bewertet werden können, die aufgrund ihrer besonderen Bestandsstruktur in der alten Bewertungssystematik nicht berücksichtigt werden konnten. „Aufgrund der Neuerungen ist die diesjährige Verteilung im Ratingergebnis nicht mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar. Daher möchten wir aus unseren Analysen heraus betonen, dass sich der Markt insgesamt im Vergleich zum Vorjahr weiterhin sehr stabil zeigt und keiner großen Veränderung unterliegt“, betont Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei M&M.
Fünf Produktgeber schwächeln
Insgesamt wurden nun im aktuellen Rating 63 Lebensversicherer bewertet. Dazu hat M&M 13 Bilanzkennzahlen der Lebensversicherer über den vergangenen Fünfjahreszeitraum von 2017 bis 2021 herangezogen. Im Gesamtergebnis sind 15 Gesellschaften mit der Bestbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet, darunter Anbieter wie Allianz, EUROPA oder LV 1871. Eine sehr gute Bewertung von vier Sternen erhielten 32 Unternehmen, weitere elf Versicherer wurden durchschnittlich mit drei Sternen bewertet. Fünf Versicherer – Concordia oeco, Credit Life, PB Leben, Provinzial NordWest und vrk Leben – sind schwach eingestuft, kein Versicherer wurde mit sehr schwach bewertet. „Auch wenn das Päckchen, das die Versicherer zu tragen haben, jedes Jahr größer wird, sind sie weiterhin gut aufgestellt“, bestätigt Saal dem Markt einen sehr guten Stand.
Viele Versicherer weisen noch ein Bestandswachstum auf
Im Teilrating Erfolg werden wesentliche Indikatoren bewertet, die die Ertragssituation des Unternehmens zeigen. Im Ergebnis zeigen sich 13 Versicherer besonders stark und erhalten fünf Sterne. 18 Gesellschaften sind mit vier Sternen bewertet, ebenfalls 18 mit drei Sternen, neun mit zwei Sternen und fünf Versicherer zeigen sich sehr schwach und erhalten nur einen Stern. „Insgesamt zeigen sehr viele Gesellschaften eine stabile Kostensituation auf. Zudem können wir eine positive Tendenz bei den leicht angestiegenen Überschussquoten feststellen“, zeigt Saal den aktuellen Stand auf. Das Teilrating Bestand gibt Aufschluss, inwieweit sich der Bestand eines Lebensversicherungsunternehmens entwickelt. Das Ergebnis zeigt 15 top-bewertete Gesellschaften, gefolgt von elf Versicherern, die mit vier Sternen bewertet sind. 17 erhalten eine durchschnittliche Bewertung, 13 sind schwach bewertet und sieben Versicherer erreichen nur eine sehr schwache Bewertung. „Noch können wir ein Wachstum in den Beständen verzeichnen, interessant wird sicher, was die Zukunft bringt. Wenn überall das Geld knapper wird, kann sich der Storno erhöhen und das Wachstum geringer ausfallen“, mutmaßt Saal.
Solvency-II-Quoten sind im Marktschnitt gestiegen
Das Teilrating Sicherheit bewertet die finanzielle Stabilität und die Eigenkapitalunterlegung eines Versicherers im Hinblick auf eine mögliche Krise. Neben den Eigenmitteln werden hier die Bedeckungsquoten nach Solvency II betrachtet. Und in diesem Jahr sind die Solvency-II-Quoten im Marktschnitt gestiegen, resümiert M&M. Das Ergebnis zeige daher ein sehr gutes Bild, das sich auch in dem recht guten Gesamtratingergebnis widerspiegele. MORGEN & MORGEN hat entschieden, die Benchmarks aus dem Belastungstest „zu übernehmen“ und damit die Bewertung weder schlechter als im Vorjahr anzusetzen noch strenger als die BaFin zu wählen. So erhalten 47 Gesellschaften eine Fünf-Sterne-Bewertung. Sieben Versicherer sind mit vier Sternen bewertet, sechs Versicherer mit einer durchschnittlichen Bewertung und drei Gesellschaften sind schwach bewertet. Sehr schwach erhält kein Versicherer. „Das ist ein gutes Bild und man kann davon ausgehen, dass die top-bewerteten Gesellschaften in naher Zukunft nicht unter Beobachtung der BaFin stehen werden“, zeigt sich Saal zuversichtlich. (as)
Weitere Informationen zum LV-Rating von M&M sind hier abrufbar.
Bild: © peterschreiber.media – stock.adobe.com
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