Unterschiedliche Kaufpreisentwicklung
Die Kaufpreise haben sich in den verschiedenen Segmenten sehr unterschiedlich entwickelt.
- Im oberen Segment werden Kaufpreise mit in der Spitze bis zu zweistelligen EBITDA-Multiplikatoren bezahlt, insbesondere wenn Bieterverfahren von Beratern durchgeführt werden.
- Im mittleren Segment liegen diese Multiplikatoren deutlich niedriger (ca. 25 bis 30%).
- Das untere Segment hat erneut einen Abrieb zu verzeichnen. Untersuchungen von Beratungsunternehmen, die auf Umsatzbasis das 1,6- bis 1,8-fache der wiederkehrenden Courtageeinnahmen pro Jahr statistisch belegen konnten, würden heute auf Umsatzbasis zu niedrigeren Ergebnissen kommen.
Entwicklungen auf Verkäufer- und Käuferseite
Auch auf Käufer- und Verkäuferseite tut sich einiges.
- E-Commerce-/Online-Makler erzielen Spitzenpreise, sofern unter anderem Nachhaltigkeit und Zielgruppenausrichtung gewährleistet sind.
- Erwerber im oberen und mittleren Segment „kümmern“ sich nicht um Verkäufer im unteren Segment. Von diesen Erwerbern werden keine Angebote im unteren Segment unterbreitet.
- Hinzu kommt, dass der Schwerpunkt nahezu ausschließlich auf Gewerbemaklern liegt (teilweise mit Industriegeschäft).
- Das untere Segment dominieren Privatkundenmakler, einige davon mit kleineren KMU-Kunden.
- Spezialmakler mit hoher Rendite sind gefragt, wenn sie auf nicht von Corona betroffene Branchen fokussiert sind oder sogar auf der Gewinnerseite stehen.
- Der Maßstab für ein Angebot ist aus Käufersicht immer mit dem nachhaltig erzielbaren Gewinn des Zielunternehmens verbunden.
- Der Bestandsverkauf ist nahezu tot, da der einzelvertragliche Übergang für Käufer zu mühsam und zu risikobehaftet ist.
- Die Due-Diligence-Prüfung wird zunehmend intensiver und tiefer gehend durchgeführt. Der Wirecard-Skandal hat hier noch einmal zu einer weiteren Sensibilisierung geführt.
- Die Risikoanalyse im Tax- und Legal-Bereich, die Branchenanalyse und die Analyse der IT- Landschaft mit DSGVO-Konformität sind hier zu nennen.
Fazit
Die unterschiedlichen Preisentwicklungen der letzten Jahre in den verschiedenen Maklersegmenten setzen sich nicht zuletzt zinsbedingt fort. Die Anzahl der Transaktionen wird weiter zunehmen, da es auf Verkäuferseite zahlreiche Treiber für einen Verkauf gibt. Die Verkäufer treffen auf Käufer, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen wachsen wollen und müssen. Die Professionalisierung des Transaktionsprozesses führt zu mehr Sicherheit für Verkäufer und Käufer – die Rückzahlung von Kaufpreisen aus Verkäufersicht und Bestandsverluste aus Käufersicht werden zunehmend vermieden.
Bleibt eine Frage: Was passiert mit dem für viele Akteure scheinbaren „Goldilocks Szenario“, wenn die Zentralbanken inflationsbedingt die Zinsen anheben und das billige Geld einsammeln? John Maynard Keynes meinte dazu: „Ändern sich die Fakten, verändert sich meine Einschätzung.“
Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 08/2021 und in unserem ePaper.
Bild oben: © jeremias münch – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Dr. Adams & Associates
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