Wie wird der Maklermarkt in Zukunft aussehen? Wie tiefgreifend werden die Veränderungen sein, die den Markt formen? Wie müssen sich erfolgreiche Geschäftsmodelle ändern? Und welche Rolle spielen Mensch und Maschine oder auch die Unternehmensgröße? Wie wird sich die Beratung insgesamt entwickeln? Diese und viele weitere Fragen haben sich die Studienautoren der AssCompact Studie TRENDS III/2024 gestellt und die Teilnehmenden gebeten, ihre Einschätzung zu den Themen abzugeben. Für die Studie wollten sie von den Befragten daher wissen, wie sie sich ganz konkret den Maklermarkt im Jahre 2030 vorstellen.
Der Maklermarkt 2030
Einig sind sich demnach viele, und zwar 62%, dass sich das Angebot rein digitaler Maklerunternehmen bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Ein ähnliches Ergebnis zeigt auch eine Studie der unabhängigen Management- und Technologieberatung BearingPoint aus dem Jahr 2023, deren Interviewpartner sich aus Führungskräften großer Versicherungsunternehmen, Maklerfirmen und Private-Equity-Unternehmen zusammensetzen. Hier stimmten sogar rund 79% der Befragten aus der gesamten Versicherungsbranche zu.
Schreckgespenst Honorarberatung
Zudem glaubt ein Großteil (72,3%) der befragten Maklerinnen und Makler sowie Mehrfachagentinnen und -agenten aus der AssCompact TRENDS-Studie, die überwiegend aus kleinen und mittelgroßen Unternehmen stammen, dass sich die Anzahl der Beratungsgespräche halbieren wird, sobald Kunden für die persönliche Beratung bezahlen müssen. Bei BearingPoint gehen sogar ca. 78% der Befragten davon aus, dass mit Provisionsverbot und Honorarberatung die Hälfte der Bevölkerung keine persönliche Beratung mehr in Anspruch nähme.
Wie viele Makler?
In der TRENDS III-Studie meint knapp die Hälfte (47,7%) der Teilnehmenden, dass sich die Anzahl der Makler reduzieren wird. Dadurch würde sich dann durchschnittlich Kundenzahl pro Makler um ca. 30% erhöhen. Fast genauso viele (47,4%) denken außerdem, dass kleinere Maklerhäuser ohne Spezialisierung immer weiter von der Bildfläche verschwinden werden, ganz nach dem Motto: „Spezialisierung schlägt umfassendes Angebot“. In der BearingPoint-Studie sind übrigens gut 72% davon überzeugt, dass der Betreuungsschlüssel pro Kopf um mehr als 30% steigen könnte.
Pools und Vertrieb
Lediglich ein knappes Drittel (31,4%) glaubt der TRENDS-Studie zufolge, dass die zunehmende Marktmacht der Pools zum Nachteil für die Unabhängigkeit der Makler werden wird. Etwas mehr (39,6%) hängen der These an, dass die zunehmende Marktmacht der Pools und großen Maklerhäuser sich aber nachteilig für die Kunden auswirken könnte. Bei BearingPoint konnten dieser letzten These nur 27,6% zustimmen. Abzusehen scheint eine Mehrheit der von AssCompact Befragten (57,1%) aber, dass im Jahr 2030 Kleinmakler ihr Geschäft ausschließlich über Pools einreichen werden.
Auch die vertriebenen Produkte und die Nachfrage könnten sich zukünftig in verschiedene Richtungen entwickeln. Auf relativ wenig Zustimmung (13,8%) trifft hier unter von AssCompact befragten Maklerinnen und Maklern jedoch die These, dass im Jahr 2030 fast nur noch nachhaltige Anlagen verkauft werden. Dies scheint nicht die Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag der Befragten widerzuspiegeln, aus dem sie darauf schließen könnten, dass so eine Entwicklung stattfinden wird. Das private Kompositgeschäft könnte allerdings in Zukunft zu einem großen Teil von Big Techs wie Amazon und Apple und über Embedded Insurance vermittelt werden – das denken jedenfalls 29,7% der TRENDS-Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Bei BearingPoint glaubt dies ebenfalls ein knappes Drittel.
Scheitern Imagekampagnen?
Für das Image der Branche sieht über die Hälfte leider nicht so rosige Zeiten vorher: 52,1% meinen, es könnte gut sein, dass die Imagekampagnen scheitern und sich dadurch auch der Fachkräftemangel verschlimmert. Die von BearingPoint Befragten vermuten Ähnliches: Hier sehen rund 54% die Bewerbungen in der Versicherungsbranche auf dem Tiefststand.
Hoffnungsschimmer?
Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. So sei noch erwähnt, dass ebenfalls gut die Hälfte (51,3%) der Befragten sich für das Jahr 2030 vorstellen kann, dass der Maklervertrieb der stärkste Vertriebsweg der Branche wird. Die Antwort auf die Frage, ob dem Maklermarkt der Zukunft ein Schreckensszenario oder rosige Zeiten bevorstehen, liegt aus Sicht der befragten Makler somit wohl auch irgendwo dazwischen.
Dr. Mario Kaiser, Studienleiter der bbg Betriebsberatungs GmbH, fasst die Unterschiede zwischen den beiden Studien zusammen und hebt zugleich wichtige Gemeinsamkeiten hervor: „Die Zielgruppen unserer Studie und der BearingPoint-Studie unterscheiden sich vor allem in der Größe der Maklerhäuser. Dennoch lässt sich festhalten, dass die Einschätzungen zur Entwicklung des Maklermarktes größtenteils übereinstimmen, wenngleich die großen Maklerhäuser die zukünftigen Szenarien tendenziell extremer bewerten.“ Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass trotz unterschiedlicher Ausgangspunkte die Grundstimmung im Markt eine ähnliche Richtung einschlägt – ein Zeichen dafür, dass der Maklermarkt vor bedeutenden Veränderungen steht.
Über die Studie AssCompact Studie TRENDS III/2024
Die Online-Befragung zur Studie „AssCompact TRENDS III/2024“ wurde vom 02.07.2024 bis 12.07.2024 durchgeführt. Nach einer Qualitätsprüfung flossen die Stimmen von 374 Vermittlerinnen und Vermittlern aus der Finanz- und Versicherungsbranche in die Stichprobe ein, die ein sehr gutes Abbild der Assekuranz- und Finanzvermittlerinnen und -vermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur darstellt. Sie können diese Studie hier kostenpflichtig bestellen.
Informationen zu allen weiteren AssCompact Studien sind unter asscompact-studien.de zu finden.
Bild: © ManitaSr – stock.adobe.com
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Die Nachfrage wird Makler auf viele Jahre mit Neuverträgen und Umstellungen auslasten.
Honorarberater, bei niedrigen Monatsbeiträgen generell teurer, sind krass überbewertet.
Die Bürger warten mindestens seit Draghi 2008 auf positive Realrenditen. Vorstände haben eine hohe Verantwortung. Das negative Branchenimage ist ab sofort Vergangenheit.
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