Dass in der Versicherungsbranche hier an einer Lösung gearbeitet wird, ist ja an sich nichts Neues. Sehen Sie sich in diesem Bereich als Vorreiter in der deutschen Versicherungsbranche?
Grundsätzlich auf jeden Fall. Ich denke, dass Versicherer sich neu erfinden müssen. Beispielsweise müssen sie den Servicegedanken an den aktuellen Zeitgeist angleichen – und dazu gehören auch Prävention und Serviceleistungen, die über das „Re-agieren“, wenn etwas passiert, hinausgehen. Und somit sehen wir uns schon als Vorreiter, zu inspirieren und zu beweisen, dass es möglich ist, eine vollumfänglich nachhaltige Wohngebäudeversicherung anzubieten. Da kommen neben Leitungswasser auch andere Themen hinzu, etwa der Einsatz von Energieeffizienzdaten im Underwriting. Wir haben ein Bestandsführungssystem gebaut, das komplett auf modernen, proprietären Tech-Stacks läuft, und haben somit ganz andere Möglichkeiten, Daten, die auch die Energieeffizienzklassen in einem Risikokontext betrachten, schon ins Underwriting mit einzubeziehen.
Es geht also vor allem um Daten.
Ja, klar. Im Kern sind wir ein Technologieunternehmen, das Versicherung macht, nicht umgekehrt. Versicherungen sind seit jeher ein Datenprodukt. Am Ende geht es um die Berechnung von Risiken. Nur ist meiner Meinung nach die Art und Weise, wie diese Risikoberechnung heutzutage noch stattfindet, im weitesten Sinn einfach antiquiert. Nur historische Daten reichen nicht aus, um die Risiken der Zukunft zu berechnen. Es geht aber auch darum, die entsprechende technologische Infrastruktur dafür zu haben. Im Durchschnitt sind die Top-Ten-Wohngebäudeversicherer in Deutschland etwa 150 Jahre alt. Es ist eine Herausforderung für solche Unternehmen, sich digital aufzustellen – nicht nur im Sinne von "wir brauchen kein Papier mehr, um Anträge zu policieren", sondern auch, um Infrastruktur für sich zu nutzen, die es möglich macht, Daten in Echtzeit zu verarbeiten – sowohl im Underwriting als auch in der Prävention und im Echtzeit-Risiko-Monitoring eines lebenden Bestands. Risiken sind aktiv und sehr dynamisch, aber der Versicherungsvertrag ist bisher sehr statisch.
Sie möchten Ihre Sensoren perspektivisch auch bei anderen Versicherern an den Mann bringen. Wie weit sind da die Pläne für Kooperationen fortgeschritten?
Es gibt bereits konkrete Projekte, die in die Umsetzung gehen. Wir sehen das als Win-Win-Win-Situation. Wir haben nicht das Ansinnen, konfrontativ auf den Markt einzugehen, sondern auf Augenhöhe mit anderen Versicherern. Wir sind ein junger Marktteilnehmer – das hat natürlich gewisse Vorteile. Wir sehen eine Chance darin, dieses Produkt selbst entwickelt zu haben. Wir haben im ersten Schritt das Problem zu unserem eigenen gemacht, indem wir selbst als Assekuradeur am Markt teilnehmen, und glauben somit jetzt auch, die Prozesse und die Bedürfnisse eines Versicherers sehr viel besser zu kennen, als wenn wir als reiner Technologieanbieter aus externer Perspektive um die Ecke kommen und sagen, das haben wir entwickelt, das ist eure Lösung. In unserer Kooperation profitieren unsere Partner nicht nur von der Technologie, sondern auch von unserem Know-how aus derselben Perspektive. Das ist quasi eine Lösung aus der Industrie für die Industrie. Und jetzt stehen wir an dem Punkt, wo wir mit den ersten Partnern diese Kooperation starten und das auch fortsetzen möchten.
Denken Sie, dass Sie weiterhin als Assekuradeur tätig sein werden oder sehen Sie das Unternehmen perspektivisch eher als Produktentwickler?
Ich glaube, dass die Versicherungsindustrie nach wie vor sehr davon profitieren wird, wenn wir weiterhin als Assekuradeur tätig sind. Prävention ist nicht nur die Entwicklung eines technischen Produktes, man muss es auch in einer Servicelandschaft und einer Prozesslandschaft integrieren. Man muss es ganzheitlich leben. Gleichzeitig möchten wir einer sehr technologieaffinen Zielgruppe eine Alternative zu einem traditionellen Versicherungsanbieter anbieten. Und somit wollen wir auf jeden Fall die Marke Enzo im Kontext Wohngebäudeversicherung aufrechterhalten und weiter ausbauen. Unsere Produktlandschaft basiert auf zwei Produkten, dem Versicherungsangebot und dem Technologieangebot. In dem Einklang lebt und profitiert das eine von dem anderen und somit sehen wir derzeit keinen Grund, das zu verändern. Es ist unsere Überzeugung, dass beides miteinander Hand in Hand gehen muss und wir auch an Glaubhaftigkeit verlieren würden, wenn wir das eine nicht mehr machen würden.
Bilder: Newsletter: © Med Photo Studio – stock.adobe.com; Porträt: © Enzo
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