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17. Oktober 2024
Kunstversicherung: Privatsegment noch mit „Deckungslücke"
Kunstversicherung: Im Privatsegment noch „Deckungslücke“

Kunstversicherung: Privatsegment noch mit „Deckungslücke"

Ob ausgestellt in der Galerie oder zu Hause in der Privatsammlung: Um den finanziellen wie auch kulturellen und emotionalen Wert von Kunstwerken zu bewahren, sollten sie entsprechend versichert sein. AssCompact hat mit Julia Ries, Leiterin von ARTE Generali Deutschland, über Kunstversicherungen gesprochen.

Frau Ries, warum würden Sie empfehlen, eine Kunstversicherung abzuschließen? Und für wen macht das Sinn?

Eine Kunstversicherung schützt nicht nur den finanziellen Wert von Kunstwerken, sondern bewahrt auch deren emotionalen und kulturellen Wert. Insbesondere für private Sammler und institutionelle Kunden wie Museen oder Galerien ist sie unverzichtbar, um unwiederbringliche Objekte gegen Risiken wie Diebstahl, Beschädigung oder Verlust abzusichern. In einer Zeit, in der Kunst zunehmend auch als attraktive Anlageform geschätzt wird, bietet eine maßgeschneiderte Kunstversicherung nicht nur die notwendige Sicherheit, sondern auch die fachmännische Beratung, um Kunstwerke optimal zu schützen.

In der Tat erleben wir gerade im privaten Segment immer noch eine Art „Deckungslücke“. Hier gibt es viele Sammlungen, die gar nicht oder nicht adäquat versichert sind. Das bedeutet im ungünstigsten Falle, dass wertvolle Kunstobjekte genauso versichert sind wie Hausrat – im Zweifel sogar nur gegen Basisgefahren wie Leitungswasser, Feuer oder Einbruchdiebstahl. Sollte hingegen ein Kunstwerk durch ein Missgeschick beschädigt werden, zahlt die Hausratversicherung nichts. Daher raten wir immer zu einer separaten Absicherung zusätzlich zur Hausratversicherung.

Sie versichern sehr hohe Werte, wie sieht es denn mit den Schäden aus? Passiert da viel? Wenn ja, wie gehen sie damit um?

Schäden an Kulturgütern haben eine andere Dimension als Beschädigungen an Objekten, die leichter ersetzbar sind. Aufgrund des einzigartigen Charakters von Kunst ist daher zunächst die Schadenprävention zentral. Unser Expertenteam aus Versicherungsfachleuten und Kunsthistorikern legt großen Wert auf präventive Maßnahmen. Dazu zählt auch eine umfassende Beratung, um potenzielle Risiken zu minimieren und Schäden zu vermeiden.

Sollte es dennoch zu einem Schaden kommen, steht die bestmögliche Wiederherstellung von Wert und Integrität der Kunstwerke im Mittelpunkt. Hier ist uns die Zusammenarbeit mit professionellen Restauratoren sehr wichtig und die enge Begleitung von Kunden.

In der Regel kommt es zu Schäden, wenn es z. B. bei Transporten schnell gehen muss oder keine Fachspeditionen beauftragt wurden, die mit der fachgerechten Verpackung der oftmals fragilen Objekte vertraut ist. Wird hier aus Kostenerwägungen auf ein spezialisiertes Transportunternehmen verzichtet, kann es mitunter zu verheerenden Schäden kommen. Für den Kunden wird dies in der Regel teuer, denn Versicherungsschutz besteht normalerweise nicht bei unsachgerechten Transporten.

Was macht die Kunstversicherungslösungen aus Ihrem Hause Ihrer Meinung nach aus?

ARTE Generali bietet Versicherungslösungen, die speziell auf die Bedürfnisse der verschiedenen Kundengruppen des Kunstmarktes zugeschnitten sind. Denn Spezialversicherungen sind keine Versicherungen von der Stange, sondern richten sich individuell an die jeweilige Zielgruppe. Über die Deckung von Versicherungsrisiken hinaus ist die umfassende Beratung von Kunden ein zentraler Bestandteil, die alle relevanten Aspekte umfassen sollte, die für den Kunden wichtig sind: die richtige Lagerung und Konservierung, die Sicherung von Kunst, die sachgerechte Verpackung sowie Transporte und schließlich eine mögliche Restaurierung im Schadenfall. ARTE Generali verfügt über ein internationales Netzwerk an Experten, auf die jederzeit zugegriffen werden kann, und über eigene Fachleute.

Außerdem ist ARTE Generali mit innovativen digitalen Tools insbesondere im Sammlungsmanagement aktiv und nutzt diese, um Kunden und auch Vermittlern zahlreiche Aspekte im Umgang mit Kunst zu erleichtern.

Lassen Sie uns nochmals auf das Thema Digitalisierung eingehen: Können Sie bitte kurz die digitalen Tools erläutern und welche Vorteile sie bieten?

Die Nutzung moderner Technologien ist auch in der Kunstversicherung heute unabdingbar. Digitalisierung sowie künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, selbst komplexe Versicherungsprozesse für Kunden und Vermittler zu vereinfachen. ARTE Generali nutzt neueste technologische Innovationen, um Kunden Lösungen anzubieten, die komplexe und zeitaufwendige Prozesse rund um das Thema Kunst- und Sammlungsmanagement zu vereinfachen.

Unsere App bietet insbesondere Privatkunden und interessierten Sammlern die Möglichkeit einer professionellen Bewertung einzelner Kunstwerke. Die Anwendung enthält zudem eine Funktionalität, mit der Prognosen zur Wertentwicklung von Künstlern abgerufen werden können. Dies ermöglicht es Sammlern, fundiertere Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zu treffen.

Das digitale Sammlungsmanagement von ARTE Generali geht über den Funktionsumfang der ARTE Generali App hinaus, indem Sammlungsbestände vollständig digital dargestellt werden können. Außerdem erlaubt es Versicherungsvermittlern, Veränderungen von Sammlungsbeständen darzustellen sowie Versicherungssummen entsprechend anzupassen. Die Möglichkeit, digitale Zustandsprotokolle und Versicherungszertifikate zu erstellen, runden den Kanon ab.

Zur weiteren Unterstützung unserer Geschäftspartner wird in Kürze eine innovative webbasierte Plattform zur Verfügung stehen. Hier greifen wir branchenspezifische Herausforderungen auf und stellen Dienstleistungen zur Verfügung, die die Risikobewertung von Kunstwerken unterstützen und das Sammlungsmanagement vereinfachen.

Wie steht es denn um die Nachfrage nach Kunstversicherungen? Und gibt es besondere Trends?

Der Markt für Kunstversicherungen wächst beständig – nicht zuletzt, weil Kunst zunehmend als Kapitalanlage gefragt ist und daher die Absicherung möglicher finanzieller Verluste eine Rolle spielt. Spektakuläre Kunstraube und steigende Kunstwerte schärfen das Bewusstsein für einen adäquaten Versicherungsschutz.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Relevanz von Klimaschäden. Die Risiken des Klimawandels und extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme oder Brände machen einen entsprechenden Schutz von Kunstwerken unabdingbar. Die Anforderungen an das Risikomanagement im Kulturbereich sind dadurch komplexer geworden. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert ein breites Spektrum an Fachwissen. Museen und andere Institutionen fragen vermehrt Versicherungen nach, um ihr Kulturerbe gegen diese Risiken abzusichern. Wir engagieren uns aktiv, das künftige Risikomanagement im Kulturgutschutz durch spezialisierte Ausbildungsprogramme zu schärfen, die auch die Dimensionen des Klimawandels berücksichtigen.

Bild: © ARTE Generali