Die Konjunktur Deutschlands ist zuletzt erheblich ins Stottern geraten. Die wirtschaftliche Schwächephase drückt mittlerweile auf die Zahlen der Unternehmen. So stagnieren Lohn- und Gehaltssummen, die erzielten Umsätze sind sogar leicht rückläufig. Doch Umsätze, Mitarbeiterzahl oder Gehaltssummen sind nicht nur wichtige Erfolgsfaktoren eines einzelnen Unternehmens, sondern auch Berechnungsgrundlage im Bereich gewerblicher Versicherungen.
Daher ist die Lage für Versicherungsmakler, die stark im Bereich der Industrie- und Gewerbeversicherung tätig sind, durchaus eine Herausforderung. Macht sich die konjunkturelle Schwächephase bereits bei Versicherungsmaklern bemerkbar? Und inwiefern sind sie über ihr Geschäft besorgt?
Gewerbe: Bestimmte Sparten sind konjunkturabhängig
Das Gewerbeversicherungsgeschäft ist in bestimmten Sparten, die auf Umsatzbasis abgerechnet werden, direkt von der Konjunktur abhängig. Dies geschehe zwar zeitverzögert, spiegele sich aber im Geschäft von Maklerhäusern früher oder später wider, meint dazu Claas B. Hußmann, Geschäftsführer bei BDJ Versicherungsmakler GmbH, einem Industriemakler aus Hamburg. Damit reduzieren sich die jeweiligen Jahresbeiträge, Maklerhäuser hätten mit Einbußen zu rechnen. Hierzu zählen in erste Linie die Betriebs- und Produkthaftpflichtversicherung.
Hinzu kommt, dass sich die Unternehmen aufgrund der wenig verlässlichen Wirtschafts- und Energiepolitik mit Investitionen zurückhalten. Damit stagnieren etwa die Fuhrparks der Unternehmen, merkt Michael Ostermann an, Vorstand bei der Wirtschafts-Assekuranz-Makler AG (WIASS), einem auf die Speditionsbranche spezialisierten Maklerhaus mit Standort in Amberg. Die Umsatzrückgänge und schwache Investitionstätigkeit haben negative Auswirkungen auf die Anzahl der Transporte und entsprechend auf den Bereich der Transportversicherung, insbesondere in der Verkehrshaftungsversicherung, heißt es von der WIASS.
Die konjunkturellen Flaute bringe außerdem einher, dass derzeit weniger in neue Maschinen investiert werde. Die Expansion auf neue oder Erweiterungen bei bestehenden Betriebsstätten gehe ebenfalls erkennbar zurück, so Ostermann. Die Folge: Die Unternehmen benötigen weniger Versicherungsschutz, Makler machen weniger Geschäft.
So ist die Lage bei gewerblichen Sachversicherungen
Anders sieht es dagegen in der Sachversicherung aus. Denn hier basiert die Bemessung des Jahresbeitrags auf dem Neuwert der Gebäude und der technisch-/kaufmännischen Betriebseinrichtung. „Hier sehen wir aufgrund der Inflation einen umgekehrten Effekt“, sagt Hußmann. Und Ostermann ergänzt: „Die beobachteten erheblichen Beitragserhöhungen sind bedingt durch die schlechten Schadenverläufe der letzten Jahre, aber auch durch die Steigerung der Reparaturkosten sowie den Erhöhungen in den indexierten Versicherungsverträgen, insbesondere in der Gebäudeversicherung.“ Indizes-basierte Tarife sorgen also für steigende Prämien und steigende Versicherungswerte.
Und wieder anders sieht es in der Betriebsunterbrechungsversicherung aus, weiß Hußmann. Sinkende Umsätze könnten in diesem Bereich sinkende Versicherungssummen zur Folge haben – die Folge für Makler: geringere Jahresbeiträge.
Maklerhäuser sind unterschiedlich betroffen
Doch was bedeuten diese Entwicklungen für den Industriemakler und was für den Gewerbemakler konkret? Als gewerblicher Versicherungsmakler verspürt die WIASS die Auswirkungen durch die konjunkturellen Entwicklungen bei ihren Kunden selbst ganz konkret. Doch kurzfristige Anpassungen beim Umfang der angebotenen Dienstleistungen gebe es nicht. „Denn gerade in solchen Situationen sind die guten Partnerschaften zwischen Versicherungsmakler und Kunden von besonderer Bedeutung“, betont Ostermann. Das Geschäft ist derzeit durch noch intensivere Prämienverhandlungen mit den Versicherern geprägt. Und auch die Einführung von Selbstbeteiligungen bzw. die Erhöhung von bereits vereinbarten Selbstbeteiligungen sind gegenwärtig das Mittel der Wahl, um die Prämien im Bereich gewerbliche Sach im Rahmen zu halten.
Etwas anders sieht die Situation beim Industriemakler BDJ aus. Dort habe man einen Großteil der Kunden bereits auf das Modell der Honorarvergütung umgestellt, so Hußmann. Effekte wie steigende Sachprämien oder sinkende Einnahmen in der Betriebshaftpflichtversicherung haben daher keinen direkten Einfluss auf die Erlössituation von BDJ. Insgesamt habe BDJ sich bereits zum überwiegenden Teil unabhängig von konjunkturell bedingten Courtageeinnahmeschwankungen gemacht, ergänzt Geschäftsführer Hußmann noch. Beide Maklerhäuser sind also in ganz unterschiedlicher Weise von der aktuellen Konjunkturflaute betroffen.
Lesen Sie auch: Wie Gewerbeversicherer von Konjunkturtief und Insolvenzen betroffen sind
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Leserkommentare
Comments
Konjunkturflaute
Was hält diese Maklerbranche die wie oben beschrieben sich an die Proteste auf der Straße sich zu beteiligen gegen diese Regierung und für deren Rücktritt ? Es betrifft uns alle auch die wir nicht spezialisiert sind . Unser Land wird derzeit zerstört durch rot grüne Politiker die null Ausbildung haben .
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