Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Test zur Bewertung des „Value for Money“ (VfM) zielt darauf ab, zu beurteilen, ob die Kosten und Gebühren von Anlageprodukten in Bezug auf ihre Leistung sowie andere Vorteile gerechtfertigt sind. Erste Überlegungen zur Testgestaltung für Investmentfonds durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zeigen jedoch, dass lediglich die Kosten und Gebühren der Produkte im Verhältnis zu deren vergangenen Renditen betrachtet werden sollen.
Der deutsche Investmentverband BVI geht davon aus, dass diese Vorgehensweise Privatanleger in die Irre führen wird. Der Test vernachlässige mehrere wichtige Dimensionen. Zum Beispiel werde nicht berücksichtigt, ob Kosten für Beratungsleistungen bereits in den Fondsgebühren enthalten sind oder besondere Risikominimierungsstrategien angewendet werden.
Zudem sei der Test kaum geeignet, schlecht performende Fonds zu identifizieren, da vergangene Renditen nur schwach mit zukünftigen Leistungen korrelieren. Ein Fonds, der in einem Zeitraum schlecht performt, kann zu einem späteren Zeitpunkt eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche Performance erzielen. Konkret hat der BVI analysiert, dass 77% der Aktien-, Renten- und Misch-OGAW, die im Zeitraum von 2014 bis 2018 niedrige Renditen erwirtschafteten, in den nachfolgenden Jahren von 2019 bis 2023 eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche Wertentwicklung verzeichneten.
Der BVI kritisiert zudem zu detaillierte Vergleichsgruppen. Diese würden oft zu Inkonsistenzen führen: Ob ein Fonds den Test bestehe, hänge stärker von der zugewiesenen Gruppe als von seiner tatsächlichen Rendite ab, heißt es in dem BVI-Papier.
Noch ist der „Value-for-Money“-Test in der Diskussion. Der BVI geht aber davon aus, dass auch er nicht dazu beitragen werde, dass die EU-Kleinanlegerstrategie ihre politischen Ziele erreicht – nämlich Kleinanleger an die Kapitalmärkte zu bringen und den Anlegerschutz zu verbessern. Befürchtet werden dagegen weitere Bürokratie für Anbieter, Aufsicht und Kunden ohne zusätzlichen Nutzen für die Anleger. Aus diesem Grund solle die EU die Kleinanlegerstrategie am besten wieder fallen lassen, so der BVI. (bh)
Bild: ©Small Smiles_dimple – stock.adobe.com
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