Die wirtschaftliche Lage liefert derzeit mehrere Gründe zur Sorge. Der Ukraine-Krieg hat für eine deutliche Erhöhung der Energie- und Strompreise gesorgt. Die straffe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) setzt Unternehmen in Sachen Finanzierungen und vor allem die Baubranche unter Druck. An den Kapitalmärkten sieht es derzeit ebenfalls nicht rosig aus – von den immer prominenter werdenden geopolitischen Risiken ganz zu schweigen.
Da stellt sich für viele auch die Frage nach dem Wohlstand in Deutschland, der durch Probleme wie den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel ebenfalls in Gefahr zu sein scheint. Die DKM hat am zweiten Messetag zur Aufklärung einen ehemaligen Wirtschaftsweisen eingeladen, nämlich Prof. Dr. Lars Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und persönlicher Beauftragter des Finanzministeriums zu makroökonomischen Fragestellungen.
Inflation wird langsam sinken
Dass die Inflation sinkt, prognostiziert Feld ebenso wie die meisten anderen ökonomischen Institutionen – allerdings mit einem etwas weniger optimistischen Ausblick. Die Bundesregierung erwartet 2024 eine durchschnittliche Inflationsrate mit einer Zwei vor dem Komma. Feld erwartet jedoch, ähnlich wie die EZB, eher eine durchschnittliche Teuerung von über 3%, die erst 2025 wieder unter diese Schwelle kommen werde.
Dementsprechend sei auch die Zinsentwicklung noch nicht an ihrem Ende angekommen und auch mit Zinssenkungen rechne er im aktuellen Umfeld keineswegs. Zuerst müsse es einen „exogenen Schock“ geben, um derzeit über Zinssenkungen nachdenken zu können.
Stagnation bei der Konjunktur
Konjunkturell sei die Bundesregierung ebenfalls etwas optimistischer als Feld selbst. Für 2023 wird hier aus Berlin eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts von 0,4% erwartet und 2024 wieder ein Wachstum von 1,3% – für Feld zweifelhaft, denn er erkenne nicht, wo diese Dynamik in Deutschland derzeit herkommen solle. Die Bauwirtschaft sei sehr stark beeinträchtigt, und es habe zwar in der Corona-Phase keinen so schweren Einbruch beim BIP gegeben wie bspw. in den USA und Italien, doch Deutschland „dümpelt“ immer noch bei ähnlichen Werten herum wie vor Corona – und das werde auch für die kommenden Jahre so prognostiziert. Deutschland befinde sich konjunkturell also eher in einer Stagnation als im richtigen Wachstum.
Schaffen wir’s?
In seinem Vortrag machte Feld sich vor allem für eine Deregulierung stark. Zum einen sei die Steuerbelastung zu hoch und zum anderen müsse man, wenn es viele Regeln gibt, auch über Menschen verfügen, die diese Regeln verwalten. Und vor allem könne es nicht sein, dass es Regeln gibt, die sich gegenseitig widersprechen. Der Bürokratiekostenindex sei seit Antritt der Ampel-Regierung stark gestiegen.
Eine klare Antwort auf die Frage, ob der Wohlstand in Deutschland in Gefahr ist, lieferte Feld zwar nicht – sein Fazit lautete allerdings nicht besonders hoffnungsvoll, denn die Aussichten seien nicht ganz so dramatisch, wenn auch nicht besonders rosig. Auf die Frage von AssCompact Chefredakteurin Brigitte Horn, die da lautete „Schaffen wir’s?“, schmunzelte Feld und antwortete: „Natürlich schaffen wir’s. Stellen Sie sich die Alternative vor.“ (mki)
Bilder: © DKM
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