Krisen bergen auch Chancen. Kaum etwas zeigt das so eindrücklich wie die nachhaltige Geldanlage, denn die Corona-Krise hat diesen Trend nochmals beschleunigt. Die Motive dafür sind vielfältig. Daher bietet es sich an, zunächst die jeweilige Anlegermotivation zu erkennen, um im nächsten Schritt individuell passende Lösungen zu finden. BlackRock ordnet die unterschiedlichen Motive für nachhaltige Investments in ein Spektrum ein. Dieses beginnt beim reinen Ausschluss strittiger Bereiche durch Filter in Bezug auf Umwelt- und soziale Kriterien sowie Aspekte der Unternehmensführung (ESG) – sozusagen die „Grundform“. Es geht weiter über die Optimierung des ESG-Wertes mit Blick auf den angestrebten Tracking Error beziehungsweise sozial verantwortliche Anlagelösungen (SRI), die auf Branchenvorreiter setzen. Zudem können sich Anleger dafür entscheiden, bestimmte nachhaltige Ziele wie Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) oder Diversität (Diversity) zu unterstützen. Und schließlich reicht das Spektrum bis zur bewussten Förderung von Nachhaltigkeit durch Impact Investing.
Konkrete Wirkung im Fokus
Wer mit ESG-Fokus anlegt, schaut auf die operative Führung von Unternehmen. Dazu gehören beispielsweise der Umgang mit Mitarbeitern, Programme zur Talentbindung und Arbeitsschutzmaßnahmen, Diversität in der Unternehmensleitung und Pläne zur Reduzierung der CO2-Emissionen in der Lieferkette. Beim Impact Investing geht es vielmehr darum, welche Produkte und Dienstleistungen ein Unternehmen erbringt und welche positive Wirkung (Impact) auf Umwelt und Gesellschaft es damit erzielt. Dazu gehören unter anderem besserer Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung, Förderung der finanziellen und digitalen Inklusion, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Förderung erneuerbarer Energien, Unterstützung bei der Beseitigung und Verhinderung von Umweltverschmutzung sowie die nachhaltige Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Wasser.
Mehr als nur Rendite als Ziel
Aus Sicht von BlackRock verfolgt Impact Investing neben der Rendite vier Ziele: erstens Intentionalität, sprich eine positive Wirkung in Bezug auf Umwelt und Gesellschaft. Zweitens Materialität, also dass Kernprodukte bzw. -dienstleistungen der Unternehmen im Portfolio dazu beitragen, die beabsichtigten Wirkungen zu erzielen. Dabei dienen als Maßstab zum Beispiel die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN SDGs), zu denen nachhaltige und moderne Energie für alle, geringere Ungleichheit und widerstandsfähige Infrastruktur gehören. Drittens Additionalität: dass die Anlagestrategie zu Ergebnissen zugunsten von Umwelt und Gesellschaft führt, die es ohne sie wahrscheinlich nicht geben würde. Und viertens Messbarkeit, sprich dass sich die positive Wirkung quantifizieren lässt. Damit ist Impact Investing ein besonders konkreter Weg nachhaltiger Geldanlage. Die Auswahl geeigneter Impact Investments ist anspruchsvoll. Idealerweise sollten quantitative und qualitative Kennzahlen in sie einfließen. Orientierung dabei bieten das Global Impact Investing Network (GIIN), das Impact Management Project (IMP), die International Finance Corporation (IFC) sowie die Green Bond Principles bzw. European Green Bond Standards.
Verschiedene Zugangswege
Traditionell wählen Impact-Anleger den Weg über Fremdkapitalfinanzierungen oder über Equity-Engagements an den Privatmärkten. So erfreuen sich im Segment der alternativen Anlagen an Privatmärkten unter anderem Infrastrukturinvestments in erneuerbare Energien steigender Nachfrage. Es gibt jedoch auch schon seit Längerem Entwicklungen im Anleihesegment, wo das Interesse an Green Bonds stark wächst. Staaten und Unternehmen begeben diese grünen Anleihen, um gesellschaftliche Ziele im Hinblick auf Klimawandel und Umweltschutz zu finanzieren.
Daneben wächst das Interesse an Strategien über Aktien öffentlich gelisteter Unternehmen. Aus Investorensicht ist dabei interessant, dass Analysten gelistete Impact-orientierte Unternehmen in der Regel nicht so stark auf dem Radar haben wie traditionelle börsennotierte Firmen. Hinzu kommt: Impact-Firmen verfügen in der Regel stärker über intellektuelles Kapital als andere, was der Markt nicht unbedingt angemessen einpreist. Daraus ergeben sich Ineffizienzen mit entsprechendem Renditepotenzial.
Impact-Aktienstrategien sind im Kommen
Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Der Staat Indonesien in Südostasien ist ein wahres Inselparadies mit mehr als 6.000 größeren und kleineren Eilanden. Das klingt traumhaft, doch es gibt eine Kehrseite dieser geografischen Gliederung. Die Bewohner der entlegenen Inseln leben häufig ohne die meisten Vorzüge einer öffentlichen Infrastruktur. Dies gilt auch für Finanzdienstleistungen, zu denen viele Indonesier nur begrenzt Zugang haben. Dabei kann finanzielle Inklusion gerade für die Unterprivilegierten im Lande entscheidend sein, um sich selbst eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen und damit den eigenen Lebensstandard zu verbessern.
Hier setzt die Bank Rakyat an. Sie konzentriert sich auf Finanzdienstleistungen für diejenigen in Indonesien und Südostasien, die damit traditionell nicht ausreichend versorgt sind – etwa in Form von Mikrokrediten, um ein kleines Lebensmittelgeschäft, einen Händlerstand oder eine Landwirtschaft aufzubauen. Dies zahlt unmittelbar auf zwei Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ein: angemessene Arbeitsbedingungen und Wirtschaftswachstum (Ziel 8) sowie verminderte Ungleichheit (Ziel 10). Um dies zu ermöglichen, ist die Bank Rakyat selbst auf Zugang zu Refinanzierungsmöglichkeiten angewiesen. Als börsennotiertes Unternehmen nutzt sie den Kapitalmarkt, um ihr anhaltendes Wachstum zu finanzieren.
Um solche Chancen für Rendite und Impact in der Breite und möglichst umfassend zu nutzen, bietet sich eine globale Impact-Aktienstrategie an. Eine solche kann zum Beispiel die CO2-Intensität der Portfoliounternehmen um bis zu 70% gegenüber dem breiten Markt reduzieren. Gleichzeitig ist eine Wertentwicklung von 400 Basispunkten über dem globalen Aktienmarkt möglich. Das zeigt, wie Impact Investing in der Praxis eine konkret messbare positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft und gleichzeitig auch eine finanzielle Rendite ermöglicht.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2021, Seite 56 f. und in unserem ePaper.
Bild: © gustavofrazao – stock.adobe.com
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