Die Menschen in Deutschland haben durch den Kurssturz an den Börsen infolge des Ukraine-Krieges im ersten Quartal 2022 in der Summe einige Milliarden Euro verloren. Zum ersten Mal seit zwei Jahren sank das Geldvermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen im Vergleich zum Vorquartal, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Demnach verringerte sich das Vermögen im Vergleich zum Rekordwert des Schlussquartals 2021 um 36 Mrd. Euro oder 0,5% auf 7.558 Mrd. Euro.
Massive Bewertungsverluste infolge der Kursstürze
Zu dem Rückgang trugen den Angaben zufolge maßgeblich Bewertungsverluste in Milliardenhöhe bei. Die Bundesbank gab bekannt: „Während die privaten Haushalte Forderungen im Wert von 84 Mrd. Euro aufbauten, erlitten sie gleichzeitig Bewertungsverluste im Umfang von 121 Mrd. Euro.“ Und weiter: „Diese Bewertungsverluste waren vor allem auf die Kursstürze am Kapitalmarkt zurückzuführen und betrafen besonders Aktien und sonstige Anteilsrechte (minus 50 Mrd. Euro) sowie Anteile an Investmentfonds (minus 42 Mrd. Euro)“, erläuterte die Bundesbank. Damit erlitten die Privathaushalte die zweithöchsten Bewertungsverluste seit dem Jahr 1999. Noch höher waren sie nur in dem stark durch die Corona-Pandemie geprägten ersten Quartal 2020.
Auch der Sparfleiß lässt nach
Im vergangenen Jahr hatten Privatanleger noch von steigenden Börsenkursen profitiert. Das Geldvermögen war aber auch dank des Sparfleißes der Menschen Ende 2021 auf den Rekordwert von rund 7.625 Mrd. Euro gestiegen. Nach dem Ende vieler Corona-Beschränkungen zu Jahresbeginn legten die Menschen zudem vergleichsweise wenig Geld auf die hohe Kante. Die Bestände an Bargeld und Sichteinlagen etwa auf dem Giro- und dem Tagesgeldkonto stiegen um 12,5 Mrd. Euro auf insgesamt rund 2.161 Mrd. Euro. Im Vorquartal war noch ein Zuwachs von 32 Mrd. Euro verzeichnet worden.
Versicherungen und Investmentfonds weiterhin beliebt
Versicherungen und andere Produkte für die Altersvorsorge sind weiterhin beliebt, wie aus den Zahlen der Bundesbank hervorgeht. Die Bestände legten im ersten Quartal um gut 24 Mrd. Euro zu. In Investmentfonds steckten die Menschen 23 Mrd. Euro an frischem Geld. Mit dem Erwerb von Aktien und sonstigen Anteilsrechten hielten sich Privatanleger dagegen zurück und investierten 8 Mrd. Euro. Im vierten Quartal 2021 waren es noch 14 Mrd. Euro gewesen. Abzüglich der Schulden sank das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 55 Mrd. Euro auf 5.527 Mrd. Euro. Immobilienvermögen wird von den Daten hingegen nicht erfasst. (as)
Bild: © Gina Sanders – stock.adobe.com
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