Die Menschen im Osten Deutschlands haben mehr von ihrer gesetzlichen Rente als in anderen Teilen des Landes. Das hat eine Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) gezeigt, die das Verhältnis von regionalen Mietkosten zum Einkommen aus der gesetzlichen Rente verglichen hat, um die Kaufkraft der Rente in verschiedenen Regionen zu ermitteln.
„Was man sich im Alter leisten kann, hängt nicht nur von der Rentenhöhe ab, sondern auch dem Preisniveau am Wohnort“, erklärt Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut. Vor allem Wohnkosten haben Einfluss auf die Kluft zwischen den Lebenshaltungskosten – sie unterscheiden sich regional stärker als Kosten in den Bereichen Güter und Dienstleistungen, so die Studie.
Renten im Osten weisen höchste Kaufkraft auf
Die Studie zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle bei der Rentenkaufkraft – damit ist eine Rente im Osten mehr wert als anderswo im Land. Auswertungen zeigen, dass hier tendenziell hohe Renten auf geringere Preise treffen, was die Kaufkraft stärkt. Noch ausgeprägter ist allerdings das Stadt-Land-Gefälle – in Städten und Ballungsräumen ist das Leben wesentlich teurer als auf dem Land.
An der Spitze der Auswertung steht Gera, wo die gesetzliche Rente mit 1.437 Euro die höchste Kaufkraft aufweist. Danach folgen Chemnitz (Kaufkraft: 1.428 Euro), Cottbus (Kaufkraft: 1.425 Euro) sowie Görlitz (Kaufkraft: 1.394 Euro).
Die Kreise, wo sich das Zusammenspiel aus Rentenhöhe und Kaufkraft am ungünstigsten erweist, liegen vor allem im Süden der Republik: An letzter Stelle befindet sich der Eifelkreis Bitburg-Prüm, wo die Rente eine Kaufkraft von 856 Euro aufweist. Auch in Regensburg, Garmisch-Patenkirchen, im Berchtesgadener Land sowie Freiburg liegt sie mit jeweils 862 Euro auf niedrigem Niveau.
GDV ermutigt zur Eigenvorsorge
Der Branchenverband verweist in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit privater oder betrieblicher Vorsorge. Vor allem Menschen, die in teureren Regionen leben, müssten in einem höheren Maß Eigenvorsorge betreiben. „Hohe Lebenshaltungskosten sind schon im Erwerbsleben für viele eine Belastung“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Sie werden es aber erst recht im Alter.“
Einschränkungen der Studie
Die Studienautoren weisen allerdings darauf hin, dass für die Studie lediglich die Leistungen aus der gesetzlichen Rente berücksichtigt werden. Mögliche Kapital- oder Mieteinkünfte sowie der Bezug privater Rente bleiben unberücksichtigt, ebenso wie ein möglicher Entlastungseffekt bei Rentnern, die in einer eigenen Immobilie leben und somit keine Mietkosten haben. Die Studie gebe damit lediglich allgemeine Hinweise auf potenzielle Vorsorgebedarfe, die aus der Kaufkraftanalyse der Regionen abgeleitet werden können, habe aber nicht das Ziel, eine „fundierte Einzelfallbetrachtung“ zu ersetzten, so die Autoren. (js)
Bild: © Drazen – stock.adobe.com
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