Frei heraus: Braucht es diese Abfragepflicht überhaupt?
Wir halten die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen grundsätzlich für sinnvoll, ähnlich wie die grundlegende Prüfung der Angemessenheit. Um die Akzeptanz der Abfragepflicht zu steigern, muss jedoch an der Verständlichkeit und Umsetzbarkeit gearbeitet werden. Wenn die Nachhaltigkeitspräferenzen nachvollziehbar und unkompliziert abgefragt werden können, wird das Thema einen festen Platz in der Versicherungsberatung haben.
Wie unterstützt Fonds Finanz die angeschlossenen Makler bei der Abfrage der ESG-Präferenzen?
Die übersichtliche digitale Abfrage im softfair-Vergleichsrechner ist sicherlich die größte Unterstützung für unsere Makler. Im Rahmen der Angemessenheitsprüfung kann der Makler zusammen mit seinen Kunden die Abfrage nach unterschiedlichen Kriterien durchführen. Dabei kann zum Beispiel ein Mindestanteil für nachhaltige oder ökologische Investitionen festgelegt werden oder es können negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren (PAIs) berücksichtigt werden. Sobald die Nachhaltigkeitsabfrage für einen Kunden abgeschlossen wurde, werden nur noch Tarife angezeigt, die den Präferenzen entsprechen, und es werden weiterführende Informationen zur Nachhaltigkeit des Sicherungsvermögens bzw. der Fonds gegeben.
Und wie unterstützt Fonds Finanz darüber hinaus bei der Beratung zu nachhaltigen Vorsorgelösungen?
Neben diesem digitalen Angebot, das direkt in der Beratungssituation zum Einsatz kommt, haben die Vermittler auch immer die Möglichkeit, sich bei Fragen jederzeit telefonisch oder per E-Mail an die Experten in der Produktberatung Lebensversicherung der Fonds Finanz zu wenden.
Zudem gibt es auf unserer Website eine ESG-Seite, auf der zusätzliche Hilfestellungen angeboten werden, z. B. Unterlagen und Tools unserer Produktpartner, die die Abfrage der Präferenzen auf verschiedenen Wegen unterstützen. Über Neuigkeiten zu nachhaltigen Versicherungslösungen informieren wir unsere Vermittler regelmäßig per Newsletter. Die Dynamik, mit der sich das Thema entwickelt, hält uns dazu an, dieses kontinuierlich zu begleiten und vorwärtszubringen.
Pools sitzen dabei an der Schnittstelle zwischen Maklern und Produktgebern. Wie bewerten Sie das Portfolio ESG-konformer Produkte bzw. der Produktauswahlsoftware aufseiten der Versicherer?
Das Produktportfolio bewerten wir insgesamt positiv. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den Gesellschaften hinsichtlich ihres Umgangs mit dem Thema Nachhaltigkeit und der Art und Weise, wie die entsprechenden Produkte gestaltet sind, doch Vermittler finden mittlerweile eine große Auswahl an ESG-Tarifen vor. Die Bandbreite reicht von Spezialtarifen, die vollständig nachhaltig ausgerichtet sind, über Tarife, die Nachhaltigkeit über eine entsprechende Fondsauswahl darstellen, bis hin zu Tarifen, die von „grünen“ Tochterunternehmen der Gesellschaften angeboten werden. Zusätzlich werden auch die Deckungsstöcke der Gesellschaften einem Wandel unterzogen, wobei vermehrt auf nachhaltige Vermögenswerte geachtet wird.
Unsere Produktpartner unterstützen die Vermittler sowohl analog wie digital. Vor allem digitale Tools werden von den Vermittlern als erheblicher Mehrwert in der Beratung wahrgenommen und vorzugsweise genutzt.
Welche Verbesserungen fordern Sie von den Produktgebern?
Aus unserer Sicht haben die Produktgeber ihre Hausaufgaben gemacht, wobei es sicher Gesellschaften gibt, die das Thema besser umsetzen als andere. Solange Regelungen und Prozesse jedoch nicht vollständig ausgereift sind und nicht alle Marktteilnehmer über konkrete und nachvollziehbare Vorgaben verfügen, wird es für die Produktgeber schwierig bleiben, grundlegende Verbesserungen durchzuführen. Es gibt jedoch schon jetzt für Produktgeber Wege, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen und vor allem auf clevere digitale Lösungen zu setzen – das würden wir uns natürlich von so vielen Gesellschaften wie möglich wünschen.
Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung ein? Wird Nachhaltigkeit langfristig ein wichtiger Bestandteil der Beratung bleiben?
Nachhaltigkeit ist ja nicht nur im Versicherungsbereich relevant, sondern ist ein globales Thema, das Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hat. Daher werden nachhaltige Aspekte zweifellos ein zentraler Bestandteil der Beratung bleiben, und der Fokus darauf wird eher zu- als abnehmen. Wie genau die Entwicklung aussehen wird, hängt davon ab, wie sich die derzeitigen Herausforderungen lösen lassen und ob es dadurch für Vermittler leichter wird, sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen und die Chancen besser zu nutzen. Die grundsätzliche Entwicklung wird jedoch von den allgemeinen Umständen im Versicherungsbereich und der Komplexität des Themas abhängen.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 02/2025 und in unserem ePaper.
Seite 1 Fonds Finanz sieht Vertriebschance in nachhaltigen Produkten
Seite 2 Frei heraus: Braucht es diese Abfragepflicht überhaupt?
![](/sites/asscompact.de/files/autor/2_Christine_Sch%C3%B6nteich.jpg)
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können