Die Inflation war in den vergangenen zwei Jahren der große Feind, dem sich die Europäische Zentralbank (EZB) stellen musste. Und nach der Zinskeule von zehn Leitzinsanhebungen am Stück ist sie mittlerweile auch wieder etwas im Zaum gehalten. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag die im Vorfeld schon geschätzte Inflationsrate für Januar 2024 in Deutschland: 2,9%. Im Dezember 2023 lag sie noch bei 3,7%. Von dem mittelfristigen Ziel von 2% p. a. ist man zwar noch etwas entfernt, aber Werte von 8% oder mehr müssen wohl vorerst nicht ertragen werden.
Die EZB führt regelmäßig Umfragen unter den Verbrauchern durch, um deren wirtschaftliche Erwartungen einzuholen. Neben der Inflation werden hier auch die Erwartungen an Einkommen und Konsum sowie Wirtschaftswachstum abgefragt. Im Januar wurde diese Umfrage um fünf Länder (Irland, Griechenland, Österreich, Portugal und Finnland) auf elf erweitert.
Geringere Inflation erwartet
Der Median der von den Verbrauchern in den vergangenen zwölf Monaten wahrgenommenen Inflation sank im Dezember 2023 weiter auf 6,9% nach 7,6% im November. Der Median der Inflationserwartungen für die kommenden zwölf Monate ging ebenfalls zurück – von 3,5% auf 3,2%. Für die Inflationserwartungen der nächsten drei Jahre hat sich der Median leicht erhöht, von 2,4% auf 2,5%. Damit fielen die Inflationserwartungen für den Zeithorizont von zwölf Monaten auf den niedrigsten Stand seit Februar 2022 und lagen deutlich unter der wahrgenommenen vergangenen Inflation.
Die Unsicherheit bezüglich der Inflationserwartungen in den kommenden zwölf Monaten blieb unverändert. Die Inflationswahrnehmung und die Inflationserwartungen entwickelten sich in den verschiedenen Einkommensgruppen weiterhin relativ ähnlich, wenngleich sie in den beiden untersten Einkommensquintilen etwas höher ausfielen, so die EZB. Bei den jüngere Befragten (Altersgruppe 18–34 Jahre) waren die Inflationswahrnehmungen und -erwartungen nach wie vor geringer als bei den Älteren (Altersgruppe 35–54 Jahre und 55–70 Jahre).
Einkommen und Konsum
Die Verbrauchererwartungen zum Wachstum des nominalen Einkommens blieben mit 1,2% unverändert. Die Wahrnehmung in Bezug auf das Wachstum der nominalen Ausgaben in den vergangenen zwölf Monaten sank weiter auf 6,8% nach 6,9% im November und 7% im Oktober. Die Erwartungen für das Wachstum der nominalen Ausgaben in den kommenden zwölf Monaten blieben mit 3,6% stabil.
Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum
Die Erwartungen zum Wirtschaftswachstum in den kommenden zwölf Monaten waren mit –1,3% unverändert. Die Erwartungen in Bezug auf die Arbeitslosenquote in zwölf Monaten gingen indessen von 11,4% im November auf 11,2% im Dezember 2023 zurück. Die Verbraucherinnen und Verbraucher rechneten weiterhin damit, dass die künftige Arbeitslosenquote leicht über der derzeit wahrgenommenen Quote (10,8%) liegen wird, was auf einen weitgehend stabilen Arbeitsmarkt hindeutet. Die höchsten Werte zur erwarteten wie auch zur wahrgenommenen Arbeitslosenquote wurden erneut vom untersten Einkommensquintil gemeldet. (mki)
Über die Umfrage
Die EZB-Umfrage zu den Verbrauchererwartungen (ECB Consumer Expectations Survey – CES) ist eine monatliche Online-Befragung, die derzeit unter rund 19 000 Verbraucherinnen und Verbrauchern ab 18 Jahren aus elf Euro-Ländern (Belgien, Deutschland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Portugal und Finnland) durchgeführt wird. Die wichtigsten aggregierten Ergebnisse werden monatlich auf der Website der EZB veröffentlicht. Die Ergebnisse fließen in die geldpolitische Analyse ein und ergänzen andere von der EZB verwendete Datenquellen.
Bild: © ChayTee – stock.adobe.com
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