Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) beim letzten Leitzinsentscheid im Juli die Finger von einer zweiten Zinssenkung ließ, war am Donnerstagnachmittag, den 12.09.2024, Zeit für Schritt zwei nach unten bei den Leitzinsen. Wie die Notenbank mitteilt, hat der EZB-Rat beschlossen, den Zinssatz für die Einlagefazilität um 25 Basispunkte zu senken. Es sei der Mitteilung zufolge auf der Grundlage der vom EZB-Rat durchgeführten aktualisierten Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission nun angemessen, einen weiteren Schritt bei der Reduzierung des Grades der geldpolitischen Straffung zu gehen.
Inflation unter Kontrolle
Die jüngsten Inflationsdaten seien weitgehend wie erwartet ausgefallen und die neuesten Projektionen von Fachleuten der EZB bestätigten die bisherigen Inflationsaussichten. Wie in den Juni-Projektionen erwarten die Fachleute eine Gesamtinflation von durchschnittlich 2,5% für 2024, 2,2% für 2025 und 1,9% für 2026. Im letzten Teil des laufenden Jahres erwarte die Notenbank wieder eine steigende Inflation, was zum Teil darauf zurückzuführen sei, dass vorangegangene starke Rückgänge der Energiepreise aus den Jahresraten herausfallen würden.
Der EZB-Rat sei entschlossen, „für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2% zu sorgen“. Dementsprechend werde er die Leitzinsen so lange wie erforderlich ausreichend restriktiv halten, um dieses Ziel zu erreichen.
Das sind die Zinssätze
Konkret befindet sich der Einlagenzinssatz nun bei 3,5%, was einer Senkung von 0,25 Prozentpunkten entspricht. Der Hauptrefinanzierungssatz und der Spitzenrefinanzierungssatz werden um je 0,35 Prozentpunkte auf 3,65% bzw. 3,90% gesenkt. Die Änderungen treten am 18.09.2024 in Kraft.
Stimmen aus der Branche
Nur wenige Minuten nach der Mitteilung der EZB gab es bereits erste Stimmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche. So äußerte sich laut einem Bericht von ntv auch der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen: „Die heutige EZB-Entscheidung, den Zinssenkungspfad weiter fortzusetzen, ist richtig und durch die aktuelle Datenlage klar begründet. Sie ist ein positives und beruhigendes Signal an die Märkte. Dennoch sollte die EZB weiter Fingerspitzengefühl zeigen. Wir sehen einerseits weiter hohe Teuerungsraten im Dienstleistungssektor, sodass sich die Inflationsrate auch zukünftig als hartnäckig erweisen könnte. Andererseits sollte die EZB das richtige Timing der weiteren Zinsschritte nicht verpassen. Heute wählt die EZB mit ihrer Senkung um 25 Basispunkte meines Erachtens einen sehr guten Mittelweg.“
Auch Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sieht die Zinssenkung als gerechtfertigt an, weist jedoch auf den Balanceakt hin, den die Geldpolitik nun meistern muss: „Die Inflationsgefahren sind zwar spürbar zurückgegangen, aber noch lange nicht vom Tisch. Daher steht die Geldpolitik in den kommenden Monaten vor einem Balanceakt. Die Konjunktur im Euroraum bleibt auch aufgrund der hohen Leitzinsen angeschlagen und kann durch weitere Leitzinssenkungen positive Impulse erhalten. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass es zu einem erneuten Anstieg der Inflation kommt.“ (mki)
Bild: © helmutvogler – stock.adobe.com
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