Wie auch bei Hobbys, die Hingabe und Ausdauer erfordern, ist die Lebensversicherungsbranche eine, in der langfristiges Engagement und vorausschauendes Handeln gefragt sind. Vor welchen Herausforderungen steht die Sparte?
Die größten Herausforderungen sind meines Erachtens das Aufrechterhalten der Relevanz, die Digitalisierung und die Regulatorik.
Die Ausgaben für eine Lebensversicherung konkurrieren mit vielen anderen Bedürfnissen der Menschen: einerseits mit Konsum, andererseits mit weiteren Möglichkeiten der Vorsorge. Wir müssen als Branche die Wichtigkeit der Themen Risiko- und Altersvorsorge transportieren, und wir müssen unseren USP ausspielen.
Die Regulatorik stellt uns immer mehr Aufgaben. Es gibt viele gute und richtige Ansätze zum Schutz und zur Verbesserung der Transparenz gegenüber Kunden. Gleichzeitig werden eine enorme Bürokratie aufgebaut und Kosten verursacht.
Ein weitere große Herausforderung ist die Digitalisierung. Viele Unternehmen sind noch mit sehr alten Systemen unterwegs, die an das Ende ihres Lebenszyklus gelangen und kostenintensiv modernisiert werden müssen.
Was sind Erfolg versprechende Ansätze, darauf zu reagieren?
Wir können unseren USP noch stärker ausspielen: Lebensversicherer können als einzige Anbieter ein Rundum-sorglos-Paket anbieten. Neben der Absicherung so existenziell wichtiger Risiken wie Tod und Verlust der Arbeitskraft bieten wir eine maximal flexible Gestaltung des Ansparens und Entsparens für den Lebensabend. Das grenzt uns von Banken und Investmenthäusern ab.
Die Regulatorik erfordert ein effizientes Ressourcen-Management. Wir müssen unsere Aufgaben in diesem Bereich so erledigen, dass wir das Versichertenkollektiv nicht mit zu hohen Kosten belasten.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Technologie und Digitalisierung für die Zukunft der Lebensversicherung? Wie macht sich das bei Baloise bemerkbar, zum Beispiel beim Anteil an Dunkelverarbeitung?
Eine moderne IT-Landschaft ist für einen Lebensversicherer essenziell. Investitionen in diesen Bereich führen mittel- und langfristig zu Kosteneinsparungen, die auch den Kunden zugutekommen. Daher arbeiten wir an einer modernen Aufstellung unserer Systeme, die u. a. zu einer guten Dunkelverarbeitung bei Standardgeschäft oder einer themenbezogenen Sortierung unserer Eingangspost führt. Aktuell verbessern wir außerdem die digitale Leistungsfallbearbeitung. Mit dem notwendigen Blick nach vorne definieren wir Use Cases, in denen KI unsere Prozesse schlanker und einfacher machen kann.
Baloise feierte Anfang August 2024 160-jähriges Firmenjubiläum in Deutschland. Wie blicken Sie als neue Vorständin auf die Unternehmenskultur und was zeichnet diese aus?
Die Unternehmenskultur hat mich vom ersten Gespräch an begeistert. Die Menschen sind besonders offen, wertschätzend und lösungsorientiert. Die im Unternehmen über alle Ebenen hinweg etablierte Duz-Kultur hat mir den Einstieg sehr leicht gemacht und Interaktion auf Augenhöhe ermöglicht. Bei uns gibt es den Baloise Code; dieser drückt in neun Punkten unsere Werte aus. Ich habe den Baloise Code eine Weile nach meinem Start das erste Mal gelesen und ganz viel aus dem täglichen Miteinander wiedererkannt. Das zeigt, dass diese Werte tatsächlich gelebt werden.
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Bild: © Dr. Barbara Ries, Baloise
Seite 1 Dr. Barbara Ries über Visionen, Vertrieb und Verantwortung
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