Zum inzwischen 21. Mal hat die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur die Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer unter die Lupe genommen. Beleuchtet wurde, wie Altersvorsorgeverträge aus den Bereichen Klassik, Neue Klassik und Indexpolicen aktuell verzinst werden und welche Renditen Kunden erwarten können. Erstmals wurden in der diesjährigen Analyse auch Fondspolicen mit Garantie untersucht.
43 Unternehmen haben in diesem Jahr an der Marktstudie teilgenommen, die zusammen nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 70% haben. Die Teilnehmerzahl ist gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig: Da waren es noch 46 Lebensversicherer mit einem Marktanteil von 73%. Wie Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will bei der Präsentation der Studie im Rahmen einer Online-Pressekonferenz an dieser Stelle erwähnte, habe sich die Hoffnung, bei steigenden Zinsen würden sich mehr Unternehmen an der Studie beteiligen, nicht erfüllt.
Die Lebensversicherer im Angesicht der Zinswende
In der Studie wurden zunächst die Rahmenbedingungen beleuchtet, die sich für die Lebensversicherer im Jahr 2022 deutlich verändert haben. Infolge der Leitzinserhöhungen, mit denen die Europäische Zentralbank auf die hohe Inflation reagiert hat, sind die Zinsen am Kapitalmarkt spürbar gestiegen. Weitere Zinsschritte sollen folgen.
„Die aktuelle Deklarationsrunde der Lebensversicherer steht damit erstmals seit langer Zeit wieder im Zeichen steigender Marktzinsen“, erklärte Will. Allerdings würden sich diese steigenden Marktzinsen in den Überschussbeteiligungen erst allmählich widerspiegeln, so Will weiter.
Klassik immer weniger relevant im Neugeschäft
Zum Jahresbeginn 2022 wurde der gesetzliche Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung auf 0,25% abgesenkt, was die Kalkulation von Garantien in klassischen Lebens- und Rentenversicherungsprodukten erschwerte. Im Rahmen der Studie hat Assekurata die Anbieter gefragt, ob sie klassische Produkte überhaupt noch im Neugeschäft anbieten. Wie die Ergebnisse zeigen, sind es 26 der 43 Studienteilnehmer. 14 Unternehmen haben Kapitallebensversicherungen für das Neugeschäft geöffnet, 13 Gesellschaften private Rentenversicherungen, 13 Unternehmen laufende Rente, vier Anbieter Riester-Rente und fünf Gesellschaften Basis-Renten. Das geringe Angebot zeige, dass klassische Produkte längst nicht mehr die Relevanz im Neugeschäft haben wie einst, betonte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Laufende Verzinsung hat sich erhöht
Wie die Studie zeigt, haben 13 Gesellschaften die laufende Verzinsung in der privaten Rentenversicherung gegenüber 2022 angehoben. Kein Anbieter hat sie abgesenkt. Im Durchschnitt liegt die laufende Verzinsung für einen Referenztarif mit Garantiezins von 1,25% bei nunmehr 2,14%. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 2,01%. Laut Assekurata gewähren die 13 Anbieter, die auch im Neugeschäft weiterhin klassische Rentenversicherungen anbieten, eine etwas höhere laufende Verzinsung von durchschnittlich 2,26%. Unter Einbeziehung aller klassischen Produktarten und Tarifgenerationen aus der Studie hat sich die laufende Verzinsung 2023 auf 2,62% gegenüber dem Vorjahreswert von 2,55% erhöht. „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr an. Dies hat historischen Charakter, erfolgte dies doch letztmals vor 15 Jahren“, unterstreicht Will. Größere Unternehmen würden tendenziell ein etwas höheres Deklarationsniveau aufweisen, was sich im gewichteten Durchschnitt von 2,76% (2,69%) ausdrücke.
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