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24. Oktober 2022
Die Generation 50plus beim Recruiting im Blick haben

Die Generation 50plus beim Recruiting im Blick haben

Die Mitarbeitersuche wird zunehmend zur Herausforderung. Personalexperte Axel Schwartz, Inhaber der Axel Schwartz People Management GmbH, spricht die Entscheider der Assekuranz direkt an und nennt vier Gründe, weshalb sie der Generation 50plus im Recruiting Aufmerksamkeit schenken sollten.

Dass es immer schwieriger wird, gutes Personal für die Versicherungswirtschaft zu gewinnen, ist für Sie sicherlich nicht neu. Der demografische Wandel mit einhergehendem Fachkräftemangel hinterlässt Lücken in den eigenen Reihen. Die Generation Babyboomer – die geburtenstärksten Jahrgänge von 1946 bis 1964 – verabschiedet sich allmählich in den Ruhestand.

Was tun? Der übliche Reflex ist, die „Alten“ durch junge Nachwuchskräfte zu ersetzen. Das macht theoretisch Sinn, erweist sich in der Praxis aber mittlerweile als durchaus schwierig. Schlichtweg, weil immer weniger junge Menschen eine Ausbildung durchlaufen und die Arbeitsmarktkonkurrenz bei den Young Professionals enorm ist. Was tun? Unser Tipp: Konträr und anders denken. Erweitern Sie das Spektrum, fokussieren Sie im Recruiting neben den Jungen auch die Generation 50plus. Ja, die werden dann nicht ewig bei Ihnen sein, aber das gilt auch für junge Mitarbeitende der Generationen Y und Z, die für eine hohe Wechselbereitschaft stehen. Wir denken, es gibt sehr gute Gründe, die Generation 50plus ins Auge zu fassen.

1. Seniorität und Erfahrung

Wer über 50 ist, steht seit geraumer Zeit im Berufsleben und hat sich durch Vieles durchgeboxt. Man könnte sagen, das sind Menschen, die wissen, wie der Hase läuft. Wird den Jungen nicht oft vorgeworfen, dass ihnen die Erfahrung fehlt? Und genau die ist der zentrale Pluspunkt der Älteren. Gerade im Vertrieb, im direkten Kontakt mit den Kunden, haben sie unendlich viele Verkaufs- und Beratungsgespräche geführt. Sie haben den Umgang mit unterschiedlichsten Charakteren gelernt, kennen die wirksamen Hebel und stehen aufgrund ihrer Seniorität für Glaubwürdigkeit. Ein Pfund, dass Sie nutzen sollten und können. Dazu müssen Sie dieser speziellen Zielgruppe im Recruiting natürlich den entsprechenden Respekt entgegenbringen.

2. Eine starke Generation

Menschen über 50 gehören insbesondere zur Generation X. Aus Arbeitgebersicht ist das im Kern eine Generation, wie man sie sich wünscht. Sie sind gut ausgebildet und haben viel gearbeitet, um sich ein materiell abgesichertes Leben erlauben zu können. Eine Studie des Personaldienstleisters Robert Half charakterisiert sie als ambitioniert und ehrgeizig. In der Kernausprägung sind sie pragmatisch, selbstständig, ergebnisorientiert und technisch versiert. Sie möchten sich entwickeln, haben ihre Karriere forciert und schauen weiterhin nach vorne. Hört sich gut an, oder? Ist auch gut. Selbstverständlich ist das hier skizzierte Bild ein Allgemeines, das durch den jeweils „eigenen Charakter“ flankiert wird. Unsere Empfehlung: Starten Sie einen Testballon, gehen Sie auf 50plus zu, kommen Sie ins Gespräch und gewinnen Sie Ihren eigenen Eindruck. Unsere Erfahrungen mit Menschen der Generation X sind durchaus positiv.

3. Austausch und Diversität

Diversity ist schon länger eines der großen Schlagworte im HR-Bereich. Im Kontext 50plus bedeutet Diversität, Altersstrukturen zu mischen. In der Versicherungswirtschaft kann es durchaus lohnend sein, jüngere und ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Teams kooperieren zu lassen. Der Vorteil: Die Stärken unterschiedlicher Generationen lassen sich synergetisch verbinden und nutzen. Die Jungen bieten Neugierde, aktuelles Fachwissen, neue Methoden und oftmals eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit, die Älteren dagegen stehen für Qualitätsbewusstsein, Prozesswissen und erfahrene Souveränität. Sie wissen zum Beispiel, in schwierigen Situationen gezielt zu agieren, weil sie solche Situationen in ihrer Laufbahn eben schon des Öfteren gemeistert haben. Sie können viel von ihrem Know-how weitergeben. Für uns als Personalberater ist diese generationenübergreifende Diversität eine seit vielen Jahren gelebte Realität. Unsere Erfahrungen sind überaus positiv.

4. Die reinen Zahlen

Demografischer Wandel wird als Begriff meist ausschließlich im Hinblick auf das Ausscheiden der Babyboomer“ aus dem Arbeitsleben gesehen. Ja, Menschen dieser Generation gehen in Rente, aber sehr viele Ältere werden dem Arbeitsmarkt noch für lange Zeit zur Verfügung stehen. Werfen wir kurz einen Blick auf die Zahlen. 2021 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 6,8 Millionen Menschen der Altersstufe 20 bis 29 Jahre erwerbstätig, im Alter 30 bis 39 Jahre waren es 9,2 Millionen, im Alter 40 bis 49 Jahre 8,6 Millionen und in der Generation 50plus von 50 bis 59 Jahre fast 11 Millionen! Bei insgesamt 41 Millionen Erwerbstätigen sind das über 25%. Angesichts des Fachkräftemangels, der eben auch die Versicherungswirtschaft betrifft, kann man es sich kaum erlauben, die stark vertretene Gruppe 50plus zu ignorieren.

Fazit

Wir denken, die vier guten Gründe für das Ansprechen von Kandidatinnen und Kandidaten der Generation 50plu ssprechen für sich. Wichtig ist es im Vorfeld, sich mit der Zielgruppe und ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Das ist die Basis für den Aufbau einer effizienten Candidate Journey mit den entsprechenden Touchpoints. Aus Erfahrung sind wir überzeugt, dass es sich lohnt, diesen Weg zu gehen und sich auch um die Generation 50plus zu bemühen.

Über den Autor

Axel Schwartz ist Geschäftsführer der Axel Schwartz People Management GmbH, einer inhabergeführten Gesellschaft für Personalberatung mit dem Schwerpunkt in der Versicherungswirtschaft. Die Kernkompetenz liegt im Vertrieb. Das Unternehmen wurde 2010 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Köln. Zum Dienstleistungsportfolio gehört die Vermittlung von Fach- und Führungskräften sowie selbstständigen Agenturinhabern in der Assekuranz. Eine Karriereberatung für Einzelpersonen im Auftrag von Versicherungsunternehmen runden das Dienstleistungsangebot ab. Mehr Informationen unter www.axel-schwartz.de.

Bild: © Axel Schwartz