Jahrelang fuhr die Europäische Zentralbank (EZB) eine Nullzinspolitik. Dann 2022, einige Monate nach Beginn des Ukraine-Kriegs, musste es schnell gehen, denn die Teuerungsrate im Euroraum war nicht zu stoppen. Und so folgten zehn Leitzinserhöhungen hintereinander. Dementsprechend belastet sind mittlerweile an vielerlei Stelle auch viele Unternehmen und die Konjunktur. Die Inflation selbst? Nun, sie sinkt. Aber nicht so schnell, wie es sich manch einer vielleicht wünschen würde.
BVR erwartet vorerst keine Zinssenkungen
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) seinerseits rechnet in seiner aktuellen Konjunkturanalyse nur mit einem langsamen Rückgang der Inflation. „Auch wenn die Geldpolitik ihren Zenit erreicht haben dürfte, kann ein weiterer Zinsschritt der EZB nicht ausgeschlossen werden. Die Zeit für Zinssenkungen ist aber noch nicht gekommen“, sagt BVR-Chefvolkswirt Dr. Andreas Bley in einer Mitteilung. Denn erst wenn sich die Teuerung sichtbar in Richtung der geldpolitisch gebotenen 2%-Zielmarke angenähert habe, sei mit ersten Lockerungsschritten zu rechnen, um die Wirtschaft des Euroraums wieder anzukurbeln.
Und wann soll dies der Fall sein? Der BVR erwarte dies frühestens im zweiten Halbjahr 2024. „Eine zu frühe Zinswende könnte die erzielten Erfolge in der Inflationsbekämpfung gefährden“, so Bley.
Durchschnittlich 6% Inflation für 2023
Teil der BVR-Konjunkturanalyse sind auch Prognosen für den Jahresdurchschnitt der Teuerungsrate im Jahr 2023. Hier erwarte man eine Rate von 6%. Für 2024 zeichne sich derweil ein Rückgang der Inflationsrate auf 3,25% ab, wobei auch die durch den neuen Nahost-Krieg gestiegenen Risiken für die Preisentwicklung in der Prognose berücksichtigt worden seien.
Im Hinblick auf die Kernrate ohne Berücksichtigung der vielfach stark schwankenden Energiepreise prognostiziert der BVR bei einem schwindenden Druck vonseiten der Lohnstückkosten und der Stückgewinne eine Verminderung von 6,2% im laufenden Jahr auf 3,1% im kommenden Jahr. (mki)
Alle Informationen zur BVR-Konjunkturanalyse finden sich hier.
Bild: © MichaelJBerlin – stock.adobe.com
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