Honorarberatung müsste sich eigentlich durchsetzen
Thomas Ramge warf zu dem Thema ein, dass sich die Honorarberatung eigentlich durchsetzen müsste. Immerhin schaffe das Provisionsmodell einen Interessenkonflikt, der so in der Honorarberatung nicht gegeben sei. Der Journalist zeigte sich überzeugt, dass viele Menschen gerne Geld für eine nicht interessengeleitete Beratung zahlen würden. Die niedrige Zahl an Honorarberatern bringe ihn zu der Ansicht, dass es sich unter Umständen um ein Angebotsproblem und nicht um ein Nachfrageproblem handele.
Unionsvertreter kritisiert Koalitionspartner
Doch auch zwischen den Vertretern von Unionsfraktion und Grünen sollte es noch einmal knirschen. Beim Thema Riester-Renten-Reform, zeigte sich Carsten Brodesser vom Koalitionspartner SPD mehr als enttäuscht, wie er bereits vor Kurzem in einer Bundestagsrede klargemacht hatte (AssCompact berichtete). Die Absenkung des Höchstrechnungszinses in der Lebensversicherung, ohne gleichzeitig eine Reform der Riester-Rente anzugehen, sei nur noch der „Schlussstein dieser Tragödie“ gewesen, in der das SPD-geführte Bundesfinanzministerium sich den gemeinsam getroffenen Absprachen im Koalitionsvertrag widersetzte. Die Union habe stets das Ziel gehabt, die Riester-Rente weiterzuentwickeln und den Bürgern auf diese Weise eine verlässliche Möglichkeit zur privaten Vorsorge zu bieten.
Grünenpolitiker fordert Ende der Riester-Rente
Diesen Plänen konnte Stefan Schmidt nur vehement widersprechen. Seiner Ansicht nach habe die Riester-Rente keine Zukunft. Die Produkte seien schlecht vergleichbar, zu kompliziert und zu teuer. Wobei er sich aber bewusst darüber sei, dass die Riester-Verträge nicht nur wegen der gezahlten Provisionen, sondern auch aufgrund der Verwaltungsgebühren so teuer seien. Von dem öffentlich verwalteten Bürgerfonds, den die Grünen als Standardprodukt in der betrieblichen Altersvorsorge und als Riester-Renten-Ersatz (AssCompact berichtete) einführen wollen, rückte Schmidt im Gespräch aber teilweise ab. Bei dem Bürgerfonds handele es sich lediglich um eine Diskussionsgrundlage und bei dem Programmentwurf noch nicht um das fertige Wahlprogramm zur Bundestagswahl.
Keine Disruption durch die Tech-Giganten zu erwarten
Als es schließlich um das Thema Digitalisierung ging, zeigten sich die Diskussionsteilnehmer weniger uneins. Der Digitalisierungsspezialist Ramge hatte auch eine verhalten optimistische Einschätzung für die Versicherungsbranche parat. Seiner Ansicht nach wird die Branche nicht von außen disruptiert werden. Vielmehr deutet sich eine Kluft zwischen denjenigen Unternehmen an, die die verfügbaren technischen Möglichkeiten voll ausschöpften, und denjenigen, die auf der Strecke bleiben werden. Die Tech-Riesen werden sich gemäß seiner Überzeugung mittelfristig nicht mehr in den Versicherungsmarkt wagen. Nicht nur, weil der Rückzug von Amazon gezeigt hat, dass eine Disruption der Branche schwierig ist, sondern auch, weil die zu erzielenden Margen für die Tech-Giganten einfach nicht verführerisch genug erscheinen. (tku)
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