„Vorständin“ – für viele mag der Begriff wohl noch ungewöhnlich klingen. Tatsächlich hat er seit Anfang dieses Monats seinen offiziellen Eingang im ehrwürdigen Duden gefunden. Zumindest im Standardwerk der deutschen Rechtschreibung steht die Vorständin nun gleichberechtigt neben dem Vorstand. Um das Wort auch in der Praxis mit reichlich Leben zu füllen, hat der Arbeitgeberverband der Deutschen Versicherungsunternehmen in Deutschland e.V. (AGV) das Ziel ausgerufen, als erste Branche in Deutschland den Frauenanteil in Führungspositionen in der Assekuranz nachhaltig zu steigern.
Dazu hat der AGV Anfang dieses Jahres das Projekt „Frauen in Führung“ ins Leben gerufen. Die konstituierende Sitzung des Beirats fand nunmehr am 10.07.2013 in München statt. „Der ranghoch besetzte Branchenbeirat verfolgt vor allem das Ziel, das Thema innerhalb der Branche positiv zu besetzen und so weiter voranzutreiben“, sagt AGV-Geschäftsführerin Betina Kirsch.
Der Wandel beginnt im Kopf
Wie der AGV mitteilt, diskutierten 26 Vorstände und Führungskräfte, weshalb Frauen im Vergleich zu Männern seltener Führungspositionen einnehmen und wie der Beirat die Unternehmen unterstützen kann, in Zukunft mehr Frauen für Managementaufgaben zu gewinnen. Wie es im Sitzungsbericht heißt, wurde die als unzureichend organisiert empfundene Kinderbetreuung nicht als das größte Hindernis zum Karriereaufstieg von Frauen benannt.
Den Schlüssel zu mehr Chancengleichheit sahen die Mitglieder darin, die Unternehmenskultur zu hinterfragen, eingefahrene Verhaltensweisen und Rollenmuster aufzudecken. Ausgangspunkt der Diskussionen waren die Ergebnisse der Befragung zur Geschlechterverteilung in der Assekuranz, die der AGV erstmals durchgeführt hatte.
Im Ergebnis ist der Frauenanteil in Führungsebenen in der Assekuranz teils deutlich gestiegen. Gleichzeitig sind Frauen allerdings in den höheren und höchsten Hierarchiestufen immer noch teilweise stark unterrepräsentiert. „Laut unserer AGV-Branchenerhebung ’Frauen in Führung’, die wir auch noch innerhalb der Branche veröffentlichen werden, sind viele Versicherer bei diesem Thema schon sehr aktiv“, so Kirsch. Für Kirsch müsse die Branche im Interesse der eigenen Arbeitgeberattraktivität dafür Sorge tragen, dass beides machbar sei: Karriere und Familie. Erst dann hätten Frauen eine faire Alternative.
Der Beirat „Frauen in Führung“
Den Vorsitz im Beirat bekleidet Dr. Josef Beutelmann, Vorstandsvorsitzender des AGV sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Barmenia Versicherungen. Unter den insgesamt 30 Mitgliedern des Beirats finden sich Vertreterinnen fast aller bekannter Häuser der Versicherungswirtschaft.
Zum Beispiel Dr. Marita Kraemer, Mitglied des Vorstandes der Zurich Gruppe Deutschland, Dr. Karin Becker, Bereichsleiterin Vertrieb bei der R+V, Daniela Breidbach, HR Direktorin bei der Allianz Deutschland AG, Dr. Katja Bucher, Head of Group HR von Munich Re, Bettina Hesse, Mitglied des Vorstandes der Roland Rechtsschutz-Versicherungs-AG, Marlies Hirschberg-Tafel, Vorstandsmitglied der Signal Iduna Gruppe, Dr. Katharina Höhn, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft, Marianne Isermann, Datenschutzbeauftragte der Provinzial NordWest Holding AG.
AGV-Vertreterin Betina Kirsch teilt mit, dass noch für dieses wie auch für das nächste Jahr weitere Projekte geplant seien. So werde der Branchenbeirat die in München begonnenen Gedanken in einer gesonderten Projektgruppe vertiefen und diskutieren, wie der Kulturwandel in den Unternehmen beschleunigt und Führung generell für Frauen attraktiver gestaltet werden könne. Die erstmals im vergangenen Jahr durchgeführte AGV-Frauenführungskräftetagung werde 2014 unter Leitung des Branchenbeirats fortgesetzt, um die Vernetzung der weiblichen Führungskräfte untereinander zu stärken.
Frauen im Vertrieb
Auch über das Thema „Frauen im Vertrieb“ sei gesprochen worden. Die mangelnde Planbarkeit der Arbeitszeit im Vertrieb sowie das Vertriebsimage seien die wesentlichen Hemmfaktoren für Frauen, in den Vertrieb zu gehen. Erfolg im Vertrieb sei sehr „fleißabhängig“, was einen gewissen Arbeitszeitaufwand voraussetze. Die Frauen, die sich für den Vertrieb entscheiden, seien – so mehrere Beiratsmitglieder – häufig erfolgreicher als Männer.
Das Thema Vertrieb werde im Rahmen eines Experten-Workshops am 12.02.2014 unter Leitung des Branchenbeirats ausführlich diskutiert werden, so der AGV abschließend.
Text: Umar Choudhry
Hinweis
Auf der diesjährigen DKM in Dortmund findet am 24.10.2013 (Raum 2 Halle 5) der „Kongress Triple F: Frauen.Finanzen.Führung“ statt, in Kooperation mit AGV, VDVM-Frauennetzwerk und Women Speaker Foundation. Weitere Informationen dazu hier.
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